Schon bei 200 Millionen Dollar klatschen und jubeln die 1.000 Kunstsammler und Schaulustigen im Saal. "Bitte", versucht Jussi Pylkkanen, Auktionator und Chef des Auktionshauses Christie's, die Menge zu beruhigen. Denn das war es noch lange nicht: 205, 220, 225, 230, 235 - ein Angebot jagt am Mittwochabend (Ortszeit) in New York das nächste, so dass irgendwann sogar Pylkkanen mit den Zahlen durcheinander kommt.
Gemälde gehörte einst englischem Königshaus
Die Versteigerung war mit großer Spannung erwartet worden - aber von Kunstexperten hatte es im Vorfeld auch reichlich Kritik gehagelt. Viele bezweifeln, dass Da Vinci das Werk wirklich alleine erstellt hat und nicht noch Kollegen aus seiner Werkstatt daran beteiligt waren. Zudem bereiten Herkunft und Zustand Sorgen: Christie's betont, das Gemälde habe einst drei englischen Königen gehört, aber dann galt es auch lange als zerstört oder verschollen. 2005 wurde es bei einem kleinen US-Auktionshaus verkauft, gesäubert und restauriert - zu sehr, wie viele Kunstexperten meinen. Der Zustand des Werkes sei schlecht. Zuletzt gehörte es dem russischen Milliardär Dmitri Rybolowlew, der sich deswegen aber auch gerade mit seinen Kunsthändlern per Anwalt zofft.
Eigentlich alles schlechte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Auktion. Christie's hatte den Preis im Voraus dann auch auf nur rund 100 Mio. Dollar geschätzt - und einen gewagten Schachzug betrieben: Das Auktionshaus platzierte das 500 Jahre alte Werk in der Versteigerung für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst im Rahmen der alljährlichen Herbstauktionen, die traditionell am meisten Umsatz macht, denn alte Meister gelten unter Sammlern weitgehend als out. Preistreiberei, kritisierten viele Kunstexperten, aber Christie's lacht nach dem Rekord nun zuletzt. "Das war ein epischer Triumph von Marketing und Sehnsucht über Expertenwissen und Realität", sagte der Kunstberater Todd Levin der "New York Times".
Unklar, wer Da-Vinci-Bild gekauft hat
Wer das Bild gekauft haben könnte? Das Bild könne beispielsweise von jemandem erworben werden, der ein eigenes Museum aufmachen wolle und ein zentrales Werk als Publikumsmagneten suche. Eines sei aber sicher, sagte der New Yorker Kunsthändler Lawrence Luhring der "New York Times": "Es gibt einfach zu viel Geld auf der Welt. Das ist verrückt. Ich bin fassungslos."
(APA/dpa)
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