Das Titelblatt des aktuellen Falters zeigt ein Bild mit Sebastian Kurz, betitelt mit „Der Neofaschist“. Dazu die Erläuterung: „Fesch und siegreich – Sebastian Kurz hat die Bewegung, die Kraft, den Willen. Armin Thurnher über die Rückkehr eines Phänomens.“ Der Falter teasert so einen Kommentar seines Herausgebers und sorgt – wohl nicht ganz überraschend – für eine aufgeregte Twitteria. Dass man den ÖVP-Chef nur in die Nähe von Faschisten rücke, sei völlig indiskutabel, sagen die einen. Andere sprechen vom „unterirdischten Titelblatt des Jahres".
Gäbe es einen Preis für die zwei unterirdischsten Titelblätter des Jahres, wären das hier die Gewinner. pic.twitter.com/HwM1Jrmtsf
— Wolfgang Ainetter (@WAinetter) 17. Oktober 2017
"Feschismus" im Jahr 2000 von Thurnher geprägt
Thurnher prägte den Begriff „Feschismus“ schon im Jahr 2000. Was genau er darunter versteht und wie der Begriff zustande gekommen ist, erläuterte er etwa einem Interview mit der Süddeutschen im April 2016:
„Das war auf Jörg Haider und seine Entourage geprägt. Haider kokettierte fortwährend mit Anspielungen auf den Nationalsozialismus, die er jedes Mal sofort zurücknahm. Mit diesem Katz-und-Maus-Spiel hat er seine Nazi-Altwähler angesprochen. Zugleich gab er sich das Image eines Popstars. Meine These war, dass zum Popstar eine Unterströmung von Gefährlichkeit gehört, zu der im Falle Haiders eben diese Anspielungen auf das Nazitum beigetragen haben. Drittens war dieser Popstarkult extrem mode- und körperbetont, nackter Oberkörper, Sonnenbräune . . . Fesch und Faschismus ergaben dann den Feschismus.“
Viel Kritik an Falter-Titelblatt
Andere österreichische Journalisten stehen dem „Neofeschisten“ äußerst kritisch gegenüber. So twitterte etwa Profil-Herausgeber Christian Rainer: „Was der Falter hier tut, ist unerträglich“.
Was der „Falter“ hier tut, ist unerträglich. pic.twitter.com/yxtbTWqJNE
— Christian Rainer (@chr_rai) 17. Oktober 2017
Auch Strache-Vize Norbert Hofer hat im Zuge einer Pressekonferenz am Mittwoch den Falter für die Schlagzeile massiv kritisiert und an die Medien appelliert: "Bitte nicht solche Titelseiten und Titel produzieren, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben."
Eines ist klar, in den sozialen Netzwerken wird das Titelblatt heute ordentlich, kontrovers und emotional diskutiert. Hier findet ihr einige herausstechende Tweets.
Falter reagiert mit Freischaltung des Artikels
An Florian Klenk, Falter-Chefredakteur, ist die Debatte im Netz freilich nicht vorbeigegangen. Er lässt den Kommentar für alle Interessierten freischalten. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist HIER eingeladen.
https://www.falter.at/archiv/wp/unser-neofeschist-das-knabenwunder-des-wunderknaben/
Zur Debatte um den ,Neofeschismus' schalten wir Armin Thurnhers Kommentar frei. https://t.co/sChbg0g2h1
— Florian Klenk (@florianklenk) 18. Oktober 2017
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