Medienberichten zufolge wurden in Butscha zielgerichtet Männer im wehrfähigen Alter von der russischen Armee umgebracht. "Die russischen Invasoren haben die gesamte männliche Bevölkerung im Alter von 16 bis 60 Jahren in Bucha getötet", schrieb der Journalist Taras Berezovets am Samstag auf Twitter. Einige der Leichen hatten Schusswunden im Kopf, ihre Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden. Der AFP-Reporter sah in einer einzigen Straße mehr als 20 Leichen. Sie alle hätten zivile Kleidung getragen. Einem der Männer waren die Hände gefesselt. Eine andere Leiche wies offenbar eine große Kopfwunde auf. Die leblosen Körper der Männer lagen über mehrere hundert Meter verstreut auf einer Straße in einem Wohngebiet des Vororts.
❗️В Буче российские оккупанты убили все мужское население в возрасте от 16 до 60 лет. #RussianWarCrimes #RussiaUkraineWar #UkraineUnderAttaсk
— Taras Berezovets (@TarasBerezovets) April 2, 2022
Ukrainische Armee erobert zahlreiche Dörfer zurück
Die ukrainische Armee hatte rund um die Hauptstadt eigenen Angaben zufolge etwa 30 Dörfer zurückerobert. Die Behörden sprachen von einem "schnellen Rückzug" der Invasoren, erhoben aber zugleich schwere Vorwürfe gegen sie. So warnte Präsident Wolodymyr Selenskyj, die abziehenden Truppen hätten Minen hinterlassen. "Sie verminen dieses Territorium. Häuser werden vermint, Ausrüstung wird vermint, sogar Leichen", sagt Selenskyj, ohne Beweise vorzulegen. Er äußerte zudem die Befürchtung, dass der Abzug nur dazu diene, den militärischen Druck auf den Osten und Süden des Landes zu verstärken. "Russische Soldaten werden in den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw", erklärte er in einer Videoansprache in der Nacht auf Samstag. "Im Osten unseres Landes bleibt die Lage sehr schwierig."
Das russische Militär griff indes einen Militärflugplatz in dem Gebiet Poltawa an. Dabei seien Kampfhubschrauber und Flugzeuge zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit. Außerdem seien in der zentral gelegenen Region Depots für Treibstoff und Waffen getroffen worden. Der Gouverneur von Poltawa bestätigte, dass die Landebahn und ein Treibstoffdepot bei dem Angriff bestätigt worden seien.
Fahrzeuge, Munition, und Treibstofftanks zerstört
In der Nähe der Bahnhöfe in Losowa und Pawlohrad seien zudem gepanzerte Fahrzeuge, Munition und Treibstofftanks zerstört worden, hieß es aus Moskau. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Bereits am Donnerstag soll eine russische Iskander-Rakete einen Militärstützpunkt in der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine getroffen haben. Dabei seien mehr als 100 "Nationalisten und Söldner aus westlichen Ländern" getötet worden, hieß es im Lagebericht am Abend. Bei Kämpfen in der selbst ernannte Volksrepublik Luhansk seien zudem etwa 30 "ukrainische Nationalisten" getötet worden. Wann es dazu kam, teilte das Verteidigungsministerium zunächst nicht mit.
Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sagte am Samstag, das russische Militär konzentriere seine Angriffe auf die östlich gelegenen Gebiete der Ukraine. Es gebe Luftangriffe auf die Städte Mariupol, Charkiw und Tschernihiw. Neben der Rüstungsindustrie seien auch Wohngebiete betroffen. Der "Feind" versuche, Tschernihiw in ein zweites Mariupol zu verwandeln, meinte Arestowytsch. Die Hafenstadt Mariupol ist in den vergangenen Wochen schwer zerstört worden. Tschernihiw sei aber noch über den Landweg zu erreichen. "Die Einwohner können die Stadt verlassen."
Hoffnung auf weitere Evakuierungen in Mariupol
Tausenden Zivilisten gelang am Samstag die Flucht aus umkämpften Städten. 765 Zivilisten hätten mit eigenen Fahrzeugen die Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes verlassen, teilte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram mit. Fast 500 Zivilisten seien aus der Stadt Berdjansk geflohen. Ziel der Menschen aus beiden Städten sei Saporischschja. Zudem seien in Berdjansk zehn Busse gestartet. Am Sonntag solle die Evakuierung dort fortgesetzt werden, sagte Wereschtschuk.
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Starte die Diskussion.