Lockdowns, leere Stadien, geschlossene Grenzen und kaum Reisemöglichkeiten: Die Corona-Pandemie machte nicht nur im Alltag, sondern auch im Sport plötzlich Unvorstellbares möglich. Genauer gesagt im Fußball und in der Bundesliga. Denn seitdem ist es theoretisch möglich, dass Schiedsrichter:innen in ihrem Heimatbundesland zum Schiedsrichtergespann gehören oder in Ausnahmefällen sogar die Spiele leiten. In anderen Sportarten war diese Regelung indes schon vor der Pandemie keine Besonderheit mehr.
Corona-Pandemie lockert ÖFB-Bundesländerregelung
Im Prinzip entstand die Idee zur Lockerung der Bundesländerregelung während der Corona-Pandemie. "Damals hat der ÖFB versucht, die Reisen und Fahrten der Unparteiischen so kurz wie möglich zu halten", erinnert sich Salzburgs Top-Schiedsrichter Sebastian Gishamer, der im Mai bei zwei Heimspielen der Bullen als vierter Offizieller an der Seitenlinie stand und somit im eigenen Bundesland zum Einsatz kam, im Gespräch mit SALZBURG24. "So musste ich zu Corona-Zeiten weniger nach Wien fahren, sondern wurde in den nächstgelegenen Standorten wie Linz oder Tirol eingesetzt", nannte Gishamer die Vorteile und Umsetzung der Lockerung.
Schiedsrichter Gishamer warnt vor Worst-Case-Szenario
An Kritik seitens der Vereine könne sich der Salzburger nicht erinnern. Zwar hätten sich die Vereine noch nicht kritisch geäußert, hundertprozentig zufrieden ist der 34-Jährige damit aber nicht. "Auch wenn es für die Vereine kein großes Problem ist, finde ich es persönlich nicht optimal", gibt der Seekirchner zu und verweist auf ein mögliches Worst-Case-Szenario. Denn wäre der eingeteilte Schiedsrichter Walter Altmann plötzlich verletzungsbedingt ausgefallen, müsste der vierte Offizielle in die Bresche springen. "Dann hätte ich als Salzburger das entscheidende Meisterschaftsspiel zwischen Salzburg und Sturm Graz leiten müssen", schmunzelte Gishamer über die möglichen Gefahren.
Klubs begrüßen Lockerung der Bundesländerregelung
Seitens des ÖFB sieht man die Entwicklung positiv. "Vor allem die großen Vereine haben sich dafür eingesetzt, dass die Bundesländerregelung gelockert bleibt. Es sollen einfach die bestmöglichen Schiedsrichter pfeifen", bestätigte Ali Hofmann, Leiter des ÖFB-Schiedsrichterwesens, auf S24-Nachfrage.
ÖFB: "Da ist es egal, welche Teams auf dem Platz stehen"
Dass solche Einsätze einen bitteren Beigeschmack haben könnten, schloss Hofmann aber aus. "Auf diesem Niveau sind die Schiedsrichter so professionell, da ist es egal, welche Mannschaften auf dem Platz stehen." Die eingesetzten Schiedsrichter würden bei den Spielen nur zwischen "Schwarz und Weiß" unterscheiden.
Wie der ÖFB die Regelung angeht, ist im internationalen Vergleich ohnehin bei weitem nicht unüblich. Zuletzt leitete in der deutschen Bundesliga Deniz Aytekin Deutschlands Schlager zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig und somit ein Bayer eine Partie in München. Mit Blick auf andere Sportarten, zum Beispiel Eishockey, ist es bereits gang und gäbe, dass ortsansässige Schiedsrichter Begegnungen leiten.
Kommentare
F.j.
Kann so oder so gesehen werden. Ich kenne es aus einer anderen Sportart da waren die Schiedsrichter oft Strenger dem Heim Team gegenüber als dem Gast Team. Weil sie versuchten für ja keine Parteiische Aktion kritisiert zu werden und daher dem Gast Team mehr durchgehen ließen als dem Heim Team