So viel Stellenwert und Emotionen der Fußball in Österreich in den letzten Jahren an dazu gewonnen hat, so sehr setzten Intrigen und schmutzige Details dem Volkssport in den jüngsten Tagen schwer zu. Schon die ganze Woche hatten sich die Führungsspieler zu den Entscheidungen des ÖFB-Präsidiums, Teamchef Koller und Sportdirektor Ruttensteiner zu entlassen, kritisch geäußert. Doch war die Schlammschlacht wirklich notwendig?
Schlammschlacht unnötig, aber unausweichlich
Für mich war die Schlammschlacht zwar nicht nötig, aber dennoch unumgänglich. Der ÖFB kommt somit leicht gerupft aus der Sache heraus, da die Aufmerksamkeit der Medien und Fans derzeit mehr auf der Nationalratswahl liegt. Und die Schläge der Politiker fallen dabei noch viel tiefer unter die Gürtellinie als jene beim Fußball-Dilemma aus. Eines muss man allerdings festhalten: Der ÖFB hat sich die Diskussionen selbst eingebrockt. Leider wurde bei der letzten Präsidentschaftswahl beschlossen, dass neben dem Führungsgremium auch die Landesverbandspräsidenten sowie zusätzliche Funktionäre mitbestimmen dürfen. Und da bekanntlich zu viele Köche den Brei verderben, gelangen interne Absprachen und Vereinbarungen zu früh an die Öffentlichkeit.
Nationalteam profitierte durch Koller
Ein Wechsel von Trainern und Sportdirektoren gehören nun mal zum Sport. Speziell um Koller tut es mir jedoch besonders leid. Ich finde, er hat in den letzten Jahren eine hervorragende Arbeit für den Fußball in Österreich geleistet. Er schaffte es, trotz schwieriger Charaktere - von denen einige als nicht teamfähig galten - eine Mannschaft zu formen. Auch die Leistungen auf dem Platz waren mehr als ansehnlich. Und ganz wichtig, sie waren erfolgreich.
Danke, Österreich! Schön war die Zeit. #teamchef #nationalteam #austria #oefb #fans #dankeösterreich pic.twitter.com/lKYRna4Yrz
— Marcel Koller (@MarcelKollerFPA) 10. Oktober 2017
Vertragsverlängerung mit Koller bessere Lösung
Nur bei der Europameisterschaft 2016 fielen wir leider wieder in das alte Muster zurück. Von Überheblichkeit bis hin zum Raunzen war alles mit dabei. Ich denke, dass eine Vertragsverlängerung mit Marcel Koller – allerdings mit der Zielsetzung die Mannschaft zu verjüngen - nicht nur die einfachste, sondern sicher auch eine der besten Lösungen gewesen wäre. Auch beim Wechsel des Sportdirektors ging in der Führungsebene einiges daneben.
Ruttensteiners Arbeit verdient mehr Anmerkung
Ruttensteiner hätte sich nach 18 Jahren Amtszeit sicher einen schöneren Abschied verdient. Er hat für mich mit seiner Arbeit einen wesentlichen Anteil am Erfolg unserer Nationalmannschaft beigetragen. Auch an der Reformierung und dem Aufbau der Nachwuchsarbeit vom Breitensport bis hin zum Profibereich war er maßgeblich beteiligt. Das Ergebnis sieht man in der erfolgreichen Arbeit in den Landes-Ausbildungszentren, den Akademien und in den Jugend-Nationalmannschaften. Ganz zu schweigen von der Anzahl an Legionären, die während seiner Amtsperiode stetig stieg.
Exklusive Nachwahlbefragung ;-) pic.twitter.com/EOapcP2MJ2
— 90minuten Fußball (@90minutenat) 9. Oktober 2017
Anforderungsprofil: Kopie von Koller reicht
Für Peter Schöttel heißt es nun auf der Arbeit seines Vorgängers aufzubauen und mit seiner Erfahrung und Ideen den Fußball in Österreich auf eine neue Ebene zu heben. Seine erste Aufgabe wird jedoch die Bestellung des neuen Teamchefs sein. Das Anforderungsprofil für den neuen starken Mann muss er nicht einmal selbst erarbeiten. Es würde genügen, das Anforderungsprofil bei der Bestellung von Marcel Koller zu kopieren. Bis Freitag legt sich Schöttel auf zehn Kandidaten fest. Am 30. Oktober entscheidet sich das 13-köpfige Präsidium, die neun Landeschefs inklusive, auf den neuen Teamchef.
Hier könnt ihr alle Infos zu Österreichs mögliche Gegner in der Nations League 2018 entnehmen.
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