Das Nightrace in Schladming zählt jährlich zu den absoluten Highlights im alpinen Ski-Kalender. Seit 1997 findet auf der Planai ein Flutlicht-Spektakel statt. Bis zu 45.000 Zuschauer:innen wollten sich den Ski-Weltcup im steirischen WM-Ort von 2013 nicht entgehen lassen.
Diese Schladming-Aufreger sind unvergessen
- Hirschers Schladming-Aufholjagd nach Blindflug
- Zeit-Chaos und Mafia-Vorwürfe
- Von Corona-Quarantäne und Platz 28 aufs Stockerl
- Schneeball-Skandal um Kristoffersen
- Flitzerin sorgt in Schladming für Verwirrung
Platz fünf: Hirschers Schladming-Aufholjagd nach Blindflug
Als sportlicher Höhepunkt bleibt beim Blick zurück die irre Aufholjagd von Marcel Hirscher 2016 in Erinnerung. Von Platz 22 katapultierte sich der Annaberger (Tennengau) beim Nightrace in Schladming noch aufs Stockerl und wurde Zweiter. "Die größte Emotion ist die Dankbarkeit. Das überwiegt alles", sprach Hirscher nach einem turbulenten, spannenden Slalom, der kaum einen Zuschauer ruhig sitzen ließ. Dankbar war der Salzburger vor allem darüber, dass sein "Flüchtigkeitsfehler" mit seiner Brille, die wegen eines falsch eingesetzten Glases mehr und mehr anlief, letztlich gut ausging.
Seinen Blindflug beschrieb der Ex-Skistar wie eine Fahrt durch dichten Nebel. "Oben bis zur ersten Zwischenzeit war es ganz normal. Dann ist es immer mehr und mehr geworden, und herunten habe ich mir wirklich gedacht, ich finde das Tor nicht", erzählte er. "Ich habe nur gehofft, dass ich irgendwie durchkomme. Innerlich habe ich immer so überlegt: Soll ich die Brille jetzt hinunter reißen? Wie soll ich sie hinunter reißen? Ich habe ja Stöcke in der Hand."
Mit viel Wut im Bauch raste Hirscher im zweiten Durchgang schließlich noch auf Platz zwei. Geschlagen wurde er nur von seinem jahrelangen Widersacher und jetzigen Teamkollegen Henrik Kristoffersen.
Platz vier: Zeit-Chaos und Mafia-Vorwürfe
Beim Nightrace in Schladming gab es aber nicht nur Jubel um die erfolgreichen ÖSV-Asse. Das Rennen 2005 blieb nach dem Zeitnahme-Chaos unvergessen. Es folgte ein Rätselraten über die kuriosen Pannen bei der Zeitnehmung im ersten Durchgang. Bei den Fahrten von Giorgio Rocca, Manfred Pranger und Rainer Schönfelder hatte ein Lichtschranken der für die Technik verantwortlichen Firmen Siemens (Data) und Alge (Timing) falsche Impulse ausgesandt. Eine 30-minütige Verschiebung des zweiten Durchgangs und die Korrektur der Zeiten von Rocca, Pranger und Schönfelder waren die Folgen.
Der Italiener Rocca, der beim Weltcup-Slalom der Herren auf Platz 21 gelandet ist, hat scharf gegen die Zeitkorrektur in der Jurysitzung protestiert. "Im Ski regiert die Mafia, wenn man kein Österreicher ist, zählt man nichts. Dies ist unloyal. In dieser Saison ist zuerst Doping entdeckt worden, jetzt ist es zu Zeitkorrekturen gekommen. Ich hoffe, dass der Internationale Skiverband dieses Rennen annulliert." Der zweite Durchgang musste um eine halbe Stunde verschoben werden und ein wütender Rocca gab seine Führung mit einem Fehler im zweiten Lauf leichtfertig her. Nach einer Untersuchung wurde der Protest schließlich abgewiesen und der Österreicher Manfred Pranger durfte seinen Sieg behalten.
Platz drei: Von Corona-Quarantäne und Platz 28 aufs Stockerl
2022 zeichnete sich das schlechteste ÖSV-Ergebnis aller Zeiten ab. Im zweiten Durchgang standen nur mehr Marco Schwarz (24.) und Manuel Feller (28.) am Start. Der Tiroler bewies abermals seine enorme Qualität und verbesserte sich nach einer Corona-Zwangspause und schwachem ersten Lauf nach der Halbzeit noch um 25 Plätze. Bei der Olympia-Generalprobe bewies er vor 1.000 Zuschauer:innen eine höchst bemerkenswerte Aufholjagd samt Laufbestzeit und landete auf Rang drei.
Dabei haderte Feller nach Platz 28 im ersten Lauf noch mit seiner sehr schwierigen Situation. Der Olympiastarter, der zuvor den Kitzbühel-Slalom wegen eines positiven Covid-Tests verpasst hatte, hatte erst am Dienstag auch von der Behörde grünes Licht für einen Start bekommen. "Das war ein brutal zäher Tag für mich, ich war im ersten Durchgang völlig überfordert", gestand Feller. Dann sei er mit dem Rücken zur Wand gestanden und habe nochmals alles reingeschmissen. "Dass es dann so aufgeht, ist unglaublich. Das hätte sich keiner gedacht."
Platz zwei: Schneeball-Skandal um Kristoffersen
Von einem denkwürdigen Nightrace wird auch 2018 das Bild von Schneeballwürfen auf Henrik Kristoffersen wohl lange in Erinnerung bleiben. Der Norweger wurde bei seinem zweiten Lauf mit Schneebällen beworfen, was ihn enorm aufregte. "Sie haben mich nicht getroffen, aber es war irritierend, wenn man so etwas über einem fliegen sieht. Ich liebe Österreich, da ist es schade, dass drei Leute das für mich fast ruiniert haben", sagte Kristoffersen.
"99,9 Prozent der Zuschauer können sich benehmen, aber 0,1 Prozent Deppen gibt es auch hier", erklärte Hirscher, der vor Kristoffersen einen seiner größten Siege in der Steiermark feierte. Kristoffersen war wichtig, nicht als schlechter Verlierer dazustehen. "Marcel ist heute besser gefahren. Das hat nichts damit zu tun, dass Marcel mich besiegt hat. Ich hätte ihn auch nicht geschlagen, wenn keine Schneebälle geflogen wären", stand für ihn fest.
Platz eins: Flitzerin sorgt in Schladming für Verwirrung
2020 hat eine Flitzerin beim Nachtslalom in Schladming für die wohl größte Aufregung gesorgt. Die nur spärlich bekleidete Frau lief im zweiten Durchgang während der Fahrt des Südtirolers Alex Vinatzer auf die Strecke und löste unmittelbar vor dem Südtiroler die Zeitnahme im Ziel aus. Durch die zu früh ausgelöste Zeit wähnte sich Vinatzer in Führung, kurz darauf wurde die Zeit aber korrigiert.
Die Flitzerin hielt ein Schild hoch, auf dem "RIP Kobe 24 #Legend" zu lesen war. Sie erinnerte an die kürzlich verstorbene US-Basketball-Legende Kobe Bryant. Der Ex-NBA-Star war am Wochenende bei einem Hubschrauberabsturz in Kalifornien ums Leben gekommen. Erst nach rund 30 Sekunden wird das US-Girl von der Security im Zielraum hinaus begleitet.
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