Mit den Slaloms in Levi geht der Ski-Weltcup am Wochenende in Finnland weiter. US-Superstar Mikaela Shiffrin könnte mit ihren Rentieren in Lappland längst einen Streichelzoo eröffnen, sie geht am Samstag auf ihren neunten Levi-Sieg los. Auch Katharina Liensberger fühlt sich nördlich vom Polarkreis pudelwohl. Im Vorjahr musste sich die Vorarlbergerin nur Shiffrin geschlagen geben. Die ÖSV-Männer haben hingegen am Sonntag (jeweils 10.00/13.00, ORF 1) eine Scharte auszumerzen.
Die Rückkehr des Männer-Weltcups nach vier Jahren Pause verlief 2024 aus österreichischer Sicht ernüchternd. Mehr als die Plätze 15 und 16 durch Adrian Pertl und Dominik Raschner schauten nicht heraus. Nach dem verpatzten Start schafften es die Slalom-Fahrer erst im neunten Saisonrennen aufs Podest. Nun sind die Aushängeschilder aus verschiedenen Motiven erneut bemüht, die Erwartungen zu dämpfen. Ansagen gibt es von Manuel Feller, Marco Schwarz und Fabio Gstrein nicht zu hören.
Schwarz fährt für die Startliste
"Ziel für Levi wird sein, wieder zurückzufinden in die Slalomform. Letztes Jahr habe ich mich irrsinnig schwer getan", erinnerte Schwarz, der sich vor drei Wochen im Sölden-Riesentorlauf nur Marco Odermatt geschlagen geben musste. Im Slalom ist die Ausgangssituation für den Kärntner aber eine andere. "Ich werde da mit Startnummer 29 starten."
Gstrein (7.) und Feller (10.) stehen im WCSL-Ranking für den Slalom, die Basis für jede Startliste in der jeweiligen Disziplin, deutlich weiter vorne. Gstrein, der im vergangenen Winter den Durchbruch aufs Stockerl geschafft hat, will den letzten Eindruck bestätigen. In zwei Antreten im finnischen Winter Wonderland konnte er jedoch noch nicht punkten. "Letztes Jahr bin ich gleich einmal ausgeschieden, es ist ein bisschen eine Hassliebe dort oben."
"Levi Black" für Feller ein weißer Fleck
Feller bezeichnete seine Slalom-Vorbereitung überhaupt als "bescheiden". "Ich hatte nicht so viele Tage, wie ich erhofft hätte", sagte der Gewinner des Slalomweltcups 2023/24 aus Gründen, die er nicht verraten wollte. Er werde versuchen, gut ins Fahren zu kommen. "Aber die größten Erwartungen habe ich nicht." Auf der langen und recht flachen Piste "Levi Black" schaute für Feller in acht Rennen nur ein fünfter Platz (2016) heraus. Im Vorjahr siegte überlegen Clement Noel vor Henrik Kristoffersen und Loic Meillard.
Hohe Temperaturen in Levi sorgten in der Vorwoche für ungünstige Trainingsbedingungen. Österreichs Slalom-Männern könnte dieser Umstand sogar gelegen kommen, sie reisten erst am Donnerstag in den hohen Norden und trainierten in heimischen Gebieten. Am Kitzsteinhorn, Pass Thurn und zuletzt in Gurgl wurde auf Depot- und Kunstschnee, von eher weich bis knackig, also auf vielen verschiedenen Untergründen, trainiert.
Liensberger liebt Levi - Shiffrin auch
Bei den Frauen führt Liensberger die alteingesessene ÖSV-Abordnung der Katharinas - Huber, Truppe, Gallhuber - an. Im mitunter mystischen Levi holte die Vorarlbergerin bereits vier Podestplätze (dreimal Dritte, im Vorjahr Zweite). Für Liensberger gilt es, an eine Saison auf konstant hohem Niveau anzuschließen. "Die Konstanz war da", sagte Liensberger, die im Kugelkampf nur von Zrinka Ljutic besiegt worden war, aber "ich habe noch Potenzial, um wirklich beide Durchgänge dann auf bestem Niveau ins Ziel zu bringen".
Auch die Kroatin Ljutic hat mit 21 Jahren noch jede Menge Entwicklungspotenzial. "Ich bin noch immer in meiner Wachstumsphase." Gespannt schauen alle auf Shiffrin, die in Abwesenheit der Langzeitverletzten Petra Vlhova freilich das Zepter im Slalomzirkus innehat. Obwohl die US-Amerikanerin im Vorjahr wegen Verletzungen nur sechs der zehn Torläufe bestritt, fehlten ihr am Ende nur 55 Punkte auf Ljutic. In ihrer Paradedisziplin Slalom hat Shiffrin 64 ihrer 101 Weltcupsiege eingefahren. Selbst Rentier-Patenschaften als Geschenk, wie es sie in Levi für Siege gibt, sind zur Routine geworden. Den nächsten Taufnamen nach Rudolph, Sven, Mr. Gru, Ingemar, Sunny, Lorax, Grogu und Rori wird sie bestimmt bereits im Hinterkopf haben.
(Quelle: apa)




