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Persönlich am Lieblingsplatz

Auf dem Hochsitz mit Marlene Svazek

Salzburgs Spitzenkandidat:innen halten im Podcast-Gespräch inne

Ein persönliches Gespräch an einem ihrer Lieblingsorte, das war unsere Anfrage an die Spitzenkandidat:innen der im Landtag vertretenen Parteien anlässlich der bevorstehenden Wahl. Alle haben zugesagt, die Lieblingsplätze waren ganz unterschiedlich. Nach Andrea Klambauer und Martina Berthold folgt heute Marlene Svazek.

"Ein kurzer Spaziergang, eine Fahrt mit dem Obus, ein Lieblingsrestaurant, oder doch Ihr Büro – gerne würden wir uns mit Ihnen dort treffen, wo Sie sich wohlfühlen. Ein Platz oder Ort, mit dem Sie etwas verbindet, über den Sie uns etwas erzählen können. In dem Podcast-Interview wollen wir weder Name, Partei noch politische Funktion in den Vordergrund rücken, sondern das gesprochene Wort, unser Gespräch. Natürlich persönlich, aber nicht privat", so lautete unsere Anfrage an die Spitzenkandidat:innen. Und Andrea Klambauer, Martina Berthold, Marlene Svazek, David Egger und LH Wilfried Haslauer waren schnell bereit für ein Gespräch (fast) ohne Politik.

FPÖ-Chefin Marlene Svazek hat uns am 6. März auf einen Hochsitz in Großgmain (Flachgau) entführt.

Auszug des Gesprächs mit Marlene Svazek

SALZBURG24: Sie haben sich für unser Interview ein Waldstück ausgesucht – in ihrer Heimatgemeinde in Großgmain. Warum sind wir genau hier?

MARLENE SVAZEK: Wir sind hier auf einem Hochsitz. Und ich dachte mir, das ist sehr passend. Denn ich finde mittlerweile meinen Ausgleich eher in der Ruhe. Und da ist der Hochsitz perfekt. Wenn man viele Stunden dasitzt, hat man auch viel Zeit zu reflektieren und das ist auch das, was mir, seit ich vor fünf Jahren die Jagdprüfung gemacht habe, den Ausgleich bringt.

Wie oft sind Sie eigentlich hier oben?

Viel zu selten, ich hab noch keinen Ausgangsschein in der Gemeindejagd in Großgmain. Aber zum Glück sind unsere Jäger so, dass sie den Jungjägern was beibringen wollen. Das heißt, ich darf jederzeit mitgehen auf den Hochstand und lerne dabei auch sehr viel. Aber momentan ist bis 1. Mai Jagdruhe, was mir gerade sehr zugute kommt. Danach geht die Jagdsaison wieder los und ich hoffe, dass es sich dann im Sommer öfters ausgeht, dass ich mitgehen kann.

Die Jagd spielt eine große Rolle bei Ihnen. Sie haben im Herbst 2022 den Uni-Lehrgang „Jagdwirtin“ an der BOKU in Wien mit Auszeichnung abgeschlossen. Wie erklären Sie jemandem, der von Jagd absolut keine Ahnung hat, also zum Beispiel mir – worum es beim Jagen geht.

Die Jagd hat sehr viele Facetten. In der Öffentlichkeit wird sie reduziert aufs Schießen und aufs Töten von Tieren. Was aber wirklich zählt sind die vielen unzähligen Stunden, die niemand sieht. Jäger sind verantwortlich für die Natur und den Kreislauf und dafür, dass sie einen gesunden Wildbestand erhalten. Wir versuchen eine Altersstruktur zu erhalten und zu schauen, dass der Wildbestand ein gesunder bleibt. Das macht man nicht nur durchs Jagen, sondern auch durchs Füttern im Winter.

Es ist mittlerweile aus so verbaut bei uns, dass das Wild nicht mehr genug Futter findet – gerade das Hochwild in den Bergen, wenn die Schneedecke geschlossen ist. Im Mai, wenn das erste Mal gemäht wird, sind die Jäger auch unterwegs auf den Feldern und schauen, dass sie sitz Kitze retten.

Beim Jagen geht es also darum, dass man den Lebensraum der Wildtiere erhält und pflegt. Das macht man gemeinsam mit Land- und Forstwirten. Und die Jagd hat auch einen Mehrwert, wenn es um Lebensmittel geht. Wenn wir uns über Massentierhaltung aufregen, dann müsste der konsequente Schluss sein, dass man Wildbrett schätzt und dass man die Jagd noch höher schätzt. Weil der Wald keine Massentierhaltung kennt. Es gibt kein gesünderes und regionaleres Fleisch.

Wann sind Sie das erste Mal mit der Jagd in Berührung gekommen?

Begonnen hat es eigentlich mit der Politik vor sechs, sieben Jahren, als mir von einem bekannten Jäger gesagt worden ist, geh mal mit und schau dir das mal an. Du wirst erstaunt sein, wie viel Ruhe man dort findet. Ich war gleich total fasziniert. Eben weil man wirklich stundenlang gespannt ist, was sich tut und bewegt. Ich habe dann auch gemerkt, dass ich eigentlich viel zu wenig über die Natur, Kreisläufe und unsere heimischen Wildtiere weiß. So kam der Entschluss, die Jagdprüfung zu machen. Und inzwischen hat die Jagd tatsächlich das Feuer entfacht, das vorher noch nicht so da war.

Sie schreiben aktuell an Ihrer Masterarbeit am Fachbereich Politikwissenschaft. Wie viele Schreibblockaden haben Sie schon hinter sich gebracht?

Ich bin mitten drinnen in einer nicht enden wollenden Schreibblockade. Was mir noch fehlt, ist die Masterarbeit. Wenn man von Montag bis Sonntag mit Politik zu tun hat und dann soll man darüber noch eine Abschlussarbeit schreiben, ist die Überwindung ein bisschen eine größere. Ein schlechtes Gewissen hab ich schon, aber vielleicht geht es sich ja nach der Landtagswahl aus.

Was ist das Thema?

Auf Wunsch des Professors, der mich betreut, geht es um eine Inneneinsicht in die FPÖ und darum, wie man es schafft, nach einer Spaltung die Partie wieder zu konsolidieren.

Die letzten Jahre waren turbulent – Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimakrise, Teuerung. Was macht das mit Ihnen? Stellen Sie Veränderungen an sich fest?

Ja, schon. Ich bin Jahrgang 1992 und für mich ist es selbstverständlich, dass wir in Frieden und in Wohlstand aufwachsen und dass jeder die gleichen Chancen hat. Wenn man merkt, jetzt geht es sich für viele nur noch schwer aus, dass sie die Rechnungen zahlen, dann macht das einen schon auch nachdenklich. Man denkt auch über die Zukunft nach. Ich habe zwar selbst keine Kinder, aber zwei Nichten, die 8 und 10 Jahre alt sind – und da fragt man sich schon auch, wie geht es für sie weiter und haben sie überhaupt das Privileg in einem staatlich finanzierten Pensionssystem zu sein, wie es momentan ist. Aber ich warne gleichzeitig auch ein bisschen davor, zu sehr in diesen Ängsten und Sorgen zu leben.

Denn trotz aller Verwerfungen ist es bei uns schon noch ein Ort der Sicherheit. Die Zukunft kann man nicht ändern und man muss sich auf Entwicklungen einstellen. Wir leben im stetigen Wandel und die Generationen vor uns haben es geschafft, und die nach uns, werden es auch schaffen.

Was macht eine Marlene Svazek eigentlich traurig?

Da gibt es oft und viele Momente. Ich bin anfällig bei persönlichen Schicksalen. Gerade in letzter Zeit gibt es viele tragische, persönliche Schicksalsschläge. Und was ich immer mehr merke, ist, dass ich einen riesigen Respekt vor den Menschen habe, die in einem Pflegeheim oder Altersheim arbeiten. Die persönlichen Geschichten und die Begleitung bis zum Ende hin würden mich emotional überfordern. Ich habe Respekt vor jedem, der das kann.

Und wann waren Sie zum letzten Mal richtig glücklich?

Das sind Momente, wo man in Ruhe sein kann und wo man ein bisschen eine Zufriedenheit spürt. Das ist in der Politik eher selten. Mein Fixpunkt ist der Sonntagvormittag mit meinen besten Freunden. Das ist eine Auszeit, in der ich ganz Ich sein kann. Da kann rund herum die politische Welt über mich hereinbrechen, in solchen Momenten bin ich per se glücklich.

Was für eine Welt wünschen Sie sich für Ihre Nichten?

Ich hoffe, dass sie weiterhin in Sicherheit in Österreich leben können. Dass sie beruflich etwas finden, was sie gerne machen und eine Bestimmung sehen. Ich wünsche mir, dass sie selbstbestimmt entscheiden können und sich wiederum selbst irgendwann auch dafür entscheiden, Kinder in Welt zu setzen. Eben weil sie das Gefühl haben es ist richtig und gut und nicht andersrum.

Alles zur Salzburger Landestagswahl

(Quelle: SALZBURG24)

Aufgerufen am 28.03.2023 um 07:15 auf https://www.salzburg24.at/themen/salzburger-landtagswahl-2023/mit-marlene-svazek-auf-dem-hochsitz-in-grossgmain-135295867

Kommentare

Melba

Egal, wie sympathisch sich Fr. Svazek geben kann, wenn es um persönliches geht ... Klares Nein zur FPÖ.

Siegfried1968

Von den bisherigen drei Interviews wohl das Beste. Sie gewährt Einblick ins Private und streift sogar ihr Gefühlsleben. Klare Standpunkte und wirkt vertrauensvoll. Bei anderen Politikern ist mir dieses Vertrauen inzwischen verloren gegangen. Die Causa Salzburg AG tat dazu sein Übriges. Die junge Dame wird mir langsam sympathisch.

Al2222

Auch unwählbar für mich. Wer sie kennt, weiß auch wie sie wirklich ist.

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