"Ein kurzer Spaziergang, eine Fahrt mit dem Obus, ein Lieblingsrestaurant, oder doch Ihr Büro – gerne würden wir uns mit Ihnen dort treffen, wo Sie sich wohlfühlen. Ein Platz oder Ort, mit dem Sie etwas verbindet, über den Sie uns etwas erzählen können. In dem Podcast-Interview wollen wir weder Name, Partei noch politische Funktion in den Vordergrund rücken, sondern das gesprochene Wort, unser Gespräch. Natürlich persönlich, aber nicht privat", so lautete unsere Anfrage an die Spitzenkandidat:innen. Und Andrea Klambauer, Martina Berthold, Marlene Svazek, David Egger und LH Wilfried Haslauer waren schnell bereit für ein Gespräch (fast) ohne Politik.
SPÖ-Chef David Egger haben wir am 1. März zu einem Nachmittagsspaziergang an der Seepromenade in Neumarkt am Wallersee (Flachgau) getroffen.
Auszug des Gesprächs mit David Egger
SALZBURG24: Das ist jetzt einer Ihrer Lieblingsplätze. Beschreiben Sie mal unseren Userinnen und Usern, wo wir hier genau sind.
DAVID EGGER: Wir sind in Neumarkt an der Seepromende. Das ist ein kleiner Teil meiner Laufrunde und mein Kraftplatz. Ich habe hier viel Zeit in meiner Kindheit und Jugend verbracht.
Wie oft haben Sie die Gelegenheit, dass Sie hier herkommen können?
Der Terminplan ist dichter geworden, aber ich bin ein Frühaufsteher und hin und wieder schaffe ich eine morgendliche Laufrunde um 6 Uhr.
Finden Sie in der Natur den Ausgleich zum Beruf?
Ja, die Natur gibt einem die Möglichkeit abzuschalten und aus dem Hamsterrad auszusteigen. Besonders in der Politik ist das wichtig. Man braucht oft auch die Distanz, um auch auf neue Gedanken zu kommen.
Sie haben eine Namensänderung hinter sich: von David Michael Egger zu David Egger-Kranzinger. Wie war die Hochzeit?
Die Hochzeit war im kleinsten Rahmen, familiär im Freundeskreis.
Wie kam die Entscheidung zum Doppelnamen?
Die erste Antwort ist: der moderne Mann trägt Doppelnamen und die zweite Antwort ist: wahrscheinlich stecken zwei Sturschädel dahinter.
Sie bezeichnen sich also als modernen Mann, welche traditionellen Werte vertreten Sie?
Ich bin hier am Land großgeworden und da gehören die Festumzüge an Feiertagen dazu. Es gehört das Bierzelt dazu, und auch die Messe. Und ich glaube auch, ob das jetzt der Ball vom Heimatverein ist oder andere Bräuche, dass sowas dazugehört. Brauchtum ist unsere Identität.
Besitzen Sie eine Lederhose?
Natürlich – und ich ziehe sie auch gerne an. Anlassbezogen natürlich.
Sie kommen aus dem Medienbereich – da würde mich interessieren, wie Sie persönlich Medien konsumieren?
Ich glaube, ich bin in der Generation groß geworden, wo sich die Digitalisierung mit den Medien mitentwickelt hat. Die sozialen Medien waren damals neu, Whatsapp wurde gerade bekannt und am Anfang haben wir noch SMS geschrieben. Mittlerweile prasselt aber so viel auf einen ein und ich höre in meinem Umkreis, dass viele nur noch die Überschriften lesen. Grund sind Zeitmangel, aber auch der Überfluss an Informationen. Und ich persönlich bemühe mich um einen Querschnitt von traditionellen Medien wie klassischen Printzeitungen bis hin zu Onlinemedien. Und bei mir gehört auch Youtube, Instagram und Facebook dazu. Aber da möchte ich schon mitgeben, dass gerade dort die Inhalte immer kritisch zu hinterfragen sind.
Wird die Zeitung aussterben?
Hoffentlich nicht. Ich bin zum Glück mit der Zeitung groß geworden und ich kann mich noch erinnern, dass man am Sonntag nach dem Frühstück die Zeitung durchliest. Das ist Qualitätsjournalismus, der nicht verloren gehen darf. Ich habe selbst eine Medienausbildung und vielleicht haben die Medien selbst den Fehler gemacht, sich zu früh günstig oder gratis im Internet anzubieten. Es wird sich sicher noch was tun in dem Bereich.
Wie häufig sind Sie eigentlich auf den Sozialen Medien wie Facebook, TikTok und Instagram?
Zu oft auf jeden Fall. Das ist der Daumen, der automatisch drüber geht. Wichtig ist, dass man sich dem bewusst wird. Und das persönliche Gespräch und die persönliche Kommunikation sind mir schon wichtiger. Deswegen wird das bei uns zu Hause auch so gehandhabt, dass wir beim Essen eine handyfreie Zeit haben. Das klingt war altmodisch, aber wir wollen uns da schon auch bewusst etwas einschränken.
Gerade im Netz wird ja auch sehr viel kommentiert, im Anschein der Anonymität. Oft ist das alles andere als freundlich und respektvoll. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Wirkliche Hasskommentare hatte ich Gott sei Dank noch nicht. Aber das fängt schon bei persönlichen Anfeindungen an. Mir kommt es so vor, dass Leser in der ersten Emotion schnell kommentieren. Dabei sind sie sich oft nicht bewusst, was das überhaupt bewirkt und dass das alles abgespeichert wird. Und da ist schon eine Gefahr dahinter. Ich finde, man sollte im Bildungssystem bei den Kleinsten anfangen, zu sensibilisieren und darauf aufmerksam zu machen, dass ein Handy nicht nur ein Werkzeug unserer Zeit ist, sondern dass das auch viele Gefahren birgt. Und da sind wir auch immer etwas hinterher.
Lesen Sie persönlich die Kommentare auf Ihre Postings?
Nicht alle. Aber ich versuche schon so gut es geht auch direkt zu reagieren. Bei konstruktiver Kritik lässt man sich auch auf eine Diskussion ein. Wenn es aber in eine Richtung abschweift, wo es nur ins Persönliche geht, dann ist es sinnvoll, wenn man die Diskussion abbricht. Die Gefahr ist, dass man dadurch abstumpft. Und wenn man abstumpft, dann spürt man irgendwann auch die positiven Dinge nicht mehr. Deswegen ist es wichtig, den Überblick zu behalten.
Welche Kompetenzen werden wir alle in Zukunft noch mehr brauchen als heute – sowohl gesellschaftlich betrachtet, aber auch ganz speziell in der Arbeitswelt?
Akzeptanz. Das Gegenüber akzeptieren und zu verstehen. Wir sind eine offene, moderne Gesellschaft und könnten das noch viel weiter bringen. Das ist das, was uns in Österreich ausmacht. Wir haben so viele Chancen, die auf der Straße liegen.
Was wir brauchen, sind neue Anreize, was Arbeitszeitmodelle betreffen. Denn wenn Studien zeigen, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit die Effektivität und den Gesundheitszustand steigert, dann frage ich mich, was dagegenspricht, dass wir das bei uns auch ausprobieren oder anstreben? Vielleicht geht es nicht überall, aber es muss unser Anspruch sein. Wenn wir in Zukunft am Markt mithalten wollen, müssen wir aus alten Strukturen raus.
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