Über Salzburg in den Libanon

Kälbertransporte: Tierschützer sind fassungslos

Das Thema Tiertransporte sorgt immer wieder für Aufregung. 
Veröffentlicht: 20. Februar 2020 16:25 Uhr
Berichte über qualvolle Milchkälber-Exporte über Spanien in den Libanon sorgen derzeit für Aufregung unter Tierschützern und mahnende Worte bei Politikern. Demnach sollen unter anderem auch aus dem benachbarten Bezirk Braunau in Oberösterreich Kälber unversorgt transportiert worden sein. Am Reiseziel wurde den Tieren bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschlitzt.

Bei der Tierschutzorganisation Pfotenhilfe in Lochen in Oberösterreich ist man fassungslos. "Es ist absolut unfassbar, was man da sieht! Wie können unsere Politiker da seelenruhig zusehen und nichts dagegen tun? Diese Tierqualtransporte fahren ja fast vor unserer Haustür vorbei nach Bergheim bei Salzburg, wo im konkreten Fall das gerade einmal zwei Wochen alte Kalb umgeladen und unversorgt tagelang bis nach Spanien transportiert wurde“, reagiert Stadler am Donnerstag auf die von ZDF veröffentlichten Bilder.

Die Kritik der Tierschützerin: Den Konsumenten würden die Schattenseiten der Milchproduktion vorenthalten. Denn durch die unnatürliche Züchtung auf extrem hohe Milchleistung fallen männliche Kälber durch den Rost. Sie für Fleisch zu mästen rechnet sich in Österreich kaum. „Großhändler kaufen diese oft nur wenige Wochen alten Babys daher billigst auf und karren sie über tausende Kilometer lebend dorthin, wo sie am meisten Geld dafür bekommen. Und lebend ist unter anderem deshalb wichtig, weil sie in Nahost unbetäubt geschlachtet werden und man sich die viel teureren Kühltransporte spart.“

Politiker reagieren auf qualvolle Tiertransporte

Nicht nur Tierschützer sind fassungslos, auch die österreichische Politik reagiert: So sollen am 17. März Vertreter von Sozial- und Landwirtschaftsministerium sowie betroffener Behörden und Tierschützer zu einem Gipfeltreffen gegen Tierleid zusammenkommen. Das kündigte der auch für Tierschutz zuständige Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag an.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wünscht sich ein EU-weites Exportverbot von Schlachtvieh in Drittstaaten. Angesichts der Diskussion um Tiertransporte sagte die Ressortchefin: "Unsere Bauern haben nichts falsch gemacht." Sie hätten sich vielmehr "an unsere strengen Regeln gehalten, Österreich hat deutlich strengere Vorschriften für Schlachttiertransporte als viele EU-Staaten".

"Wir brauchen diese strengen Regeln für alle EU-Staaten, angelehnt an den strengen Bestimmungen, die es in Österreich gibt. Eine Vereinheitlichung ist notwendig", forderte Köstinger. Im konkreten, von Tierschützern aufgedeckten Fall wurden Tiere von Österreich nach Spanien verkauft, dort gemästet und anschließend in einem qualvollen wochenlangen Transport in den Libanon verbracht.

Über eine Million Tiere aus Österreich in zehn Jahren

Die ZDF-Doku "Tiertransport grenzenlos" des deutschen Autors und Filmemachers Manfred Karremann berichtete laut "Vier Pfoten" unter anderem über schwere Missstände bei Rindertransporten, wobei auch österreichische Tiere betroffen sind. Denn auch Österreich exportiert Zuchtrinder in Drittländer. Von 2008 bis 2018 waren es demnach insgesamt 1.014.721 heimische Tiere, die ins Ausland transportiert wurden. 221.464 davon gingen in Drittstaaten. Die häufigsten Exportländer sind die Türkei (117.151 Tiere), Algerien (38.133), Russland (15.356), Usbekistan (12.675) und Aserbaidschan (9.301).

(Quelle: salzburg24)

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