"Qualität in Kinderschuhen"

AK vermisst Nutri-Score auf Kinderlebensmitteln

Veröffentlicht: 03. Februar 2023 12:36 Uhr
Der Nutri-Score, also die Lebensmittelampel, die auf einen Blick den Ernährungswert auf Lebensmitteln erkennbar macht, ist vor allem auf Kinderlebensmitteln kaum zu finden. Das kritisiert die AK, die 39 Produkte für die Kleinsten getestet hat.
SALZBURG24 (nic)

Ob Kinderschnitte oder Miniwürstel – ein Test der Arbeiterkammer (AK) bei 39 Kinderlebensmitteln zeigte zwar in Summe verbesserte Qualität, aber auch fast nur hoch verarbeitete Produkte. Zudem wurde der Nutri-Score bei der Mehrheit der Produkte vermisst, die Farb-Buchstaben-Kombination, die auf einen Blick den Ernährungswert erkennbar mache, fand sich nur auf fünf (13 Prozent) von 39 Produkten. Insgesamt hielt die AK fest: "Kinder brauchen keine speziellen Lebensmittel".

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AK ließ Nutri-Score nachberechnen

Hier behalf sich die AK, indem sie den Nutri-Score von der AGES nachberechnen ließ und fand dann viele gute B-Nutri-Scores (36 Prozent hellgrün), aber noch mehr schlechte, also rote E- (39 Prozent) und orange D-Scores (13 Prozent). "Das viele Rot ist der Kategorie Snacks geschuldet", resümierte AK Ernährungsexpertin Petra Lehner. "Auch wenn auf den Verpackungen der Riegel und Schnitten Milch und Honig fließt, sind alle rot. Bei den Produkten zum Löffeln überwiegt hellgrün, es gibt aber auch welche mit C und D.

AK Erhebung im Detail

Wie funktioniert der Nutri-Score?

Der Nutri-Score liefert eine Gesamtbewertung eines verarbeiteten Produkts, die auf einer Skala von A (dunkelgrün) bis E (rot) dargestellt wird. Die Gesamtpunkteanzahl ergibt sich aus der Subtraktion der Summe der guten Punkte (für Proteine, Ballaststoffe, Obst, Gemüse, Nüsse, etc.) von der Summe der schlechten Punkte (für Energie, Zucker, ungesättigte Fettsäuren, Salz). Berechnet wird immer auf 100 Gramm bzw. 100 Milliliter.

Viel verstecktes Palmöl und Zucker in Kinderlebensmitteln

Minuspunkte gab es von der AK auch für eine teils schlechte Produktqualität, etwa für Palmöl oder versteckten Zucker. Sinnloses Anreichern mit Vitaminen, künstlich Färben und bedenkliche Farbstoffe sind verglichen mit früheren Tests hingegen weg. "Kinderlebensmittel sind besser geworden, auch wegen gesetzlicher Regeln, aber es gibt noch einiges zu tun", hielt die Ernährungsexpertin fest.

Nur drei der Milchprodukte zum Löffeln sind mit Vitamin D angereichert, ein als kritisch bekanntes Vitamin. Das hier insgesamt erfreuliche Ergebnis hat einen Grund: "Die Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen und die Verwendung von nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben wurden nämlich durch EU-Verordnungen geregelt – Regulierung wirkt eindeutig besser als jeder Appell."

AK fordert verpflichtenden Nutri-Score für alle Lebensmittel

"Kinder brauchen keine speziellen Lebensmittel", hielt die AK Ernährungsexpertin fest: "Sie können essen wie die Großen, nur altersentsprechend weniger". Für die AK besteht Regelungsbedarf, etwa durch einen verpflichtenden Nutri-Score, er solle für alle Lebensmittel EU-rechtlich vorgeschrieben werden. Zudem seien Kinderlebensmittel ein Marketinginstrument. Das Marketing an Kindern muss gesetzlich reguliert und wirksam kontrolliert werden. Produkte mit ungünstigem Nährwertprofil sollen nicht für Kinder vermarktet und an Kinder beworben werden dürfen.

Da eine EU-rechtliche Definition von Kinderlebensmitteln fehlt, könnte Österreich diese Lücke im österreichischen Lebensmittelbuch schließen. Dort wird ja auch bei anderen Produkten die "Verbrauchererwartung" definiert, bis hin zu konkreten Rezepturen, wie etwa für verschiedene Würste. Was für Bratwurst geht, muss auch für Kinderlebensmittel möglich sein.

Geforderte Regeln zu Kinderlebensmitteln der AK im Überblick:

  • Verpflichtender Nutri-Score: Der Nutri-Score muss für alle Lebensmittel EU-rechtlich vorgeschrieben werden. Dann können alle auf einen Blick die guten von den schlechten Kinderlebensmitteln unterscheiden und auch erkennen, dass ein „normales“ Produkt besser ist als ein „Kinderprodukt“. Es steht zeitnah eine Revision der Verbraucherinformationsverordnung an. Österreich muss sich dafür einsetzen, dass Konsument:innen diese leicht verständliche Information über die Ernährungsqualität eines Produkte auf jedem Packerl bekommen, idealerweise kombiniert mit einer Information zum Verarbeitungsgrad (Nova-Score).  
  • Werbung bei Kinderlebensmittel regulieren: Kinderlebensmittel sind ein Marketinginstrument. Das Marketing an Kindern muss gesetzlich reguliert und wirksam kontrolliert werden. Produkte mit ungünstigen Nährwertprofil sollen nicht für Kinder vermarktet und an Kinder beworben werden dürfen.
  • „Was sind Kinderlebensmittel“ gehört reguliert: Da eine EU-rechtliche Definition von Kinderlebensmitteln fehlt, könnte Österreich diese Konsument:innenschutzlücke im österreichischen Lebensmittelbuch schließen. Dort wird ja auch bei anderen Produkten die „Verbrauchererwartung" definiert, bis hin zu konkreten Rezepturen, wie etwa für verschiedene Würste. Was für Bratwurst geht, muss auch für Kinderlebensmittel möglich sein. Wenn schon Produkte extra für Kinder gemacht werden, dann sollen diese auch für Kinder besonders gut passen.

Übrigens: Für den Vergleich einzelner Produkte nach dem Zucker-, Salz-, Fett- und Energiegehalt hat die AGES eine "Lebensmittel-Lupe" online gestellt.

(Quelle: apa)

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