Finanzpolizei rückt an

Großrazzia in Amazon-Lager bei Wien

ABD0114_20190212 - GROSSEBERSDORF - ÖSTERREICH: Mitarbeiter des Amazon Verteilzentrum in Großebersdorf am Dienstag, 12. Februar 2019, im Rahmen einer Presseführung anl. der offiziellen Eröffnung. In einer Halle nahe des Autobahnknotens Eibesbrunn werden auf rund 9.800 Quadratmetern Pakete zur Auslieferung an Kunden vorbereitet. Das Verteilzentrum erhält Pakete aus anderen europäischen Amazon-Logistikzentren, die dann von Partnern abgeholt und zugestellt werden. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Veröffentlicht: 18. Februar 2020 19:07 Uhr
Bei Amazon Österreich sind Beamte der Finanzpolizei vorstellig geworden. Im Visier stand nicht der Onlineriese selbst, sondern die Subfirmen, die für Amazon im Großraum Wien die Pakete zustellen. Die Finanzpolizei vermutet "gewerbsmäßige Schwarzarbeit".

Mit 63 Mann filzte die Behörde zwei Stunden lang das Verteilzentrum Großebersdorf bei Wien, berichtete "Die Presse" am Dienstagnachmittag online.

49 Verstöße gegen Arbeitsrecht

Das Finanzministerium bestätigte den Einsatz gegenüber der APA. Sichergestellt worden seien die Fahrerlisten, um die tatsächlichen Dienstzeiten zu überprüfen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums zur APA. Viele der rund 500 Mitarbeiter bei den Paketzusteller-Firmen sind nur geringfügig angemeldet. 174 Dienstnehmer bei 36 Betrieben seien kontrolliert worden, dabei seien 49 Verstöße gegen das Arbeitsrecht festgestellt worden, so der Sprecher - unter anderem gegen das Lohn- und Sozialdumpinggesetz und das Ausländerbeschäftigungsgesetz.

Amazon-Lager: Anzeigen gegen Subfirmen

Bei zehn Unternehmen habe es Forderungsverpfändungen von in Summe 185.000 Euro gegeben sowie bei einem Unternehmen einen Sicherstellungsauftrag in Höhe von 105.000 Euro, da dieses seit Mai 2019 keine Sozialabgaben mehr entrichtet habe. Die Paketdienstleister-Branche sei allgemein anfällig für Schwarzarbeit, es gebe regelmäßig Überprüfungen, so der Sprecher weiter. Anlass für die Razzia waren zwei Anzeigen von Subfirmen. Gegen Amazon selbst wird nicht ermittelt. Die Hausdurchsuchung dauerte von 10.00 bis 12.00 Uhr, am selben Vormittag war die Tageszeitung "Die Presse" im Verteilzentrum zu einer Werksführung eingeladen.

Verspätete Pakete wegen Razzia

Standort-Leiter Peter Klein gab der Zeitung Einblick in die Feinheiten der Lagerhalle und des Amazon-eigenen Logistiksystems. "Er zeigt, wie die vielen weißen Lieferwagen der Partnerfirmen in präzise geplanten Wellen aufs Gelände gelassen werden, damit sie sich ihren Teil der 50.000 Pakete abholen, die von Amazon jeden Tag in Wien ausgeliefert werden - da klopfen plötzlich 63 Mann der Finanzpolizei an der Türe. Ein paar hektische Minuten später steht das perfekt aufeinander abgestimmte Räderwerk still", schreibt die Zeitung über den ereignisreichen Tag im Amazon-Lager. Viele der 10.000 Pakete dürften heute deshalb verspätet ankommen.

Amazon: "Partner sind verpflichtet, sich an Gesetze zu halten"

Das Amazon-Management vor Ort habe sich betont kooperativ und freundlich gezeigt, schreibt die "Presse". In einem der APA übermittelten Statement erklärte der Versandhändler bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten: "Unsere Partner sind verpflichtet, sich an die geltenden Gesetze und den Verhaltenskodex für Amazon Lieferanten zu halten. Amazon setzt sich insbesondere dafür ein, dass unsere Lieferpartner ihre Mitarbeiter im Einklang mit geltendem Recht beschäftigen. Wir ergreifen unverzüglich Maßnahmen gegen Partner, die diese Erwartungen nicht erfüllen."

Amazon hatte das Verteilzentrum in Großebersdorf im Norden von Wien im Februar 2019 eröffnet. 70 Mitarbeiter beschäftigt Amazon dort. Dazu kommen je nach Auftragslage bis zu 150 Mitarbeiter. Im April 2020 plant Amazon, ein weiteres Paketlager im Süden Wiens zu eröffnen.

(Quelle: apa)

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