Vor seiner Wahl hatte Kogler in einer fast einstündigen Rede versucht, seine Partei für einen Weg zurück zu Wahlerfolgen zu begeistern. "Rudern statt sudern!", lautete sein Aufruf. Grüne Politik sei eigentlich eine "Liebeserklärung an die Welt", zitierte er einen Unterstützer. Koglers Fazit: "Ökologie und Gerechtigkeit, diese Mischung hast du nur mit uns, deshalb braucht es Grün."
Kogler mit viel Selbstironie
Mit Selbstironie über seinen Hang zu Zeitüberschreitungen mäanderte Kogler von Thema zu Thema, beklagte mangelnden journalistischen Zuspruch und schlug in rasant gesprochenen Schachtelsätzen einen Bogen von seiner Kindheit am Eisernen Vorhang zum heutigen Europa, vom Start der Ökobewegung zu den heutigen umweltpolitischen Herausforderungen und von der aktuellen Stärke der Rechtsparteien zur Notwendigkeit des Linksseins der Grünen.
Debakel bei Wahl: "Ziemlicher Potsch'n"
Das Debakel bei der Nationalratswahl 2017 bezeichnete er als selbst verschuldeten "ziemlichen Potsch'n". Man könne diesem "Riesenmalheur" als Katharsis aber auch Positives abgewinnen. Viele hätten erkannt, dass es die Grünen weiter brauche. Heute verzeichne man Nettozuwächse an Parteimitgliedern. "Ich habe den Eindruck gehabt, wir könnten eigentlich drei grüne Parteien neu gründen", meinte er.
Grüne müssten "radikal und real" agieren
Gerade Ökothemen zeigten, dass es die Grünen brauche, "weil es macht sonst niemand in dieser Konsequenz". Angesichts des Handelns der ÖVP, aber auch von SPÖ-Widerstand gegen "Fundifirlefanz" in Umweltfragen, sage er: "Da bin ich stolz darauf, ein Fundi zu sein." Realpolitik könne man nur dann machen, wenn man auf einem festen Fundament stehe. Als Grüne müsse man "radikal und real" agieren und als Bündnispartei auf Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft zugehen.
Vor allem an der Regierungspartei ÖVP rieb sich Kogler. Diese betreibe im Sozialen eine Umverteilung von unten nach oben. Beim Migrationspakt habe sie sich von rechten Trollfabriken treiben lassen, wo selbst die CSU in Deutschland richtig argumentiere.
"Rechtspopulistisch mittlerweile türkis"
"Mittlerweile ist Blau rechtsextrem, und rechtspopulistisch ist mittlerweile schon türkis", sagte er zur Schlagseite der österreichischen Regierungsparteien. Es gehe darum, "die Heimat Europa zu schützen vor den alten Nationalisten und den neuen Rechtsextremen". In der EU laufe vieles schief, sie deshalb infrage zu stellen, sei aber falsch: "Ich will ja wegen Schwarz-Blau auch nicht Österreich abschaffen."
Vor Kogler hatte der grüne Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi als Einpeitscher agiert. Die Grünen müssten unerschrocken, mit Zuversicht aber auch mit Augenzwinkern agieren, betonte er. "Heute geht's los, wir werden Wahlen gewinnen." Unerwähnt ließ er seinen Wunsch nach einem Wiederzusammengehen mit der Liste Pilz, für das er sich in den "Salzburger Nachrichten" ausgesprochen hatte.
Kogler künftiger EU-Spitzenkandidat
Kogler soll bei der EU-Wahl 2019 als Spitzenkandidat der österreichischen Grünen ins Rennen gehen, die parteiinterne Wahl dafür ist aber erst für den nächsten Bundeskongress vorgesehen. Als Bundessprecher will er statt der gewählten drei Jahre nur zwei Jahre lang fungieren und dann an einen Nachfolger übergeben.
Grüne wählten Parteivorstand
Bereits diesmal gewählt wurden neue Mitglieder im Parteivorstand. Neben Kogler und der bereits im alten Vorstand vertretenen Lara Köck kamen hier Ewa Dziedzic, Nina Tomaselli, Stefan Kaineder sowie Rudi Hemetsberger zum Zug. Ebenfalls gewählt wurde Finanzreferent - und damit auch Vorstandsmitglied - Wolfgang Raback; wie Kogler fungierte er bisher nur interimistisch.
(APA)
(Quelle: apa)