Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 430.000 Handelsangestellten und 20.000 Lehrlinge sind am Donnerstag zu Mittag gestartet. Die Gewerkschaft GPA forderte ein Gehaltsplus über der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 3 Prozent. GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari sieht einen "leichten Aufschwung im Handel". WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik ortet hingegen seit vier bis fünf Jahren "eine Dauerkrise".
Aufgrund der weit auseinanderliegenden Brancheneinschätzung erwarten die Vertreter von Gewerkschaft und Wirtschaftskammer keinen KV-Abschluss in der ersten Verhandlungsrunde am Donnerstag. Es gehe darum, "eine Lösung in schwierigen Zeiten zu finden", sagte der WKÖ-Handelsobmann vor Beginn der Verhandlungen vor Journalisten. Einmalzahlungen lehnt die Gewerkschaft traditionell ab. Ziel sei "eine gute Gehaltserhöhung zu haben, um den Inlandskonsum anzukurbeln", so GPA-Bundesgeschäftsführer Ferrari.
Zwei-Jahres-KV muss wegen Inflation aufgeschnürt werden
Aufgrund der hohen Inflation muss der eigentlich für zwei Jahre abgeschlossene Handelskollektivvertrag neu aufgeschnürt werden. Die Sozialpartner hatten im Vorjahr vereinbart, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 die KV-Erhöhung für 2026 neu verhandelt werden muss.
Nach den Handels-KV-Abschlüssen 2024 und 2025 unter der rollierenden Inflation drängt die Gewerkschaft für 2026 auf "einen Beitrag zur Kaufkraftsicherung" der Handelsangestellten. Für 2025 einigten sich Gewerkschaft und Wirtschaftskammer auf eine KV-Erhöhung von 3,3 Prozent bei einer rollierenden Inflation von 3,8 Prozent.
Weitere Forderungen neben Gehaltshöhe
Die Gewerkschaft fordert auch ein Recht auf Aufstockung der Arbeitszeit, wenn regelmäßig Mehrarbeit geleistet wird und eine 50-prozentige Zuschlagsregelung ab der ersten Mehrarbeitsstunde. Eine weitere Forderung sind zusätzliche dauerhafte Freizeittage, ab fünf Dienstjahren bei einem Arbeitgeber einen Arbeitstag, ab zehn Dienstjahren zwei Arbeitstage und ab 15 Dienstjahren drei Arbeitstage. WKÖ-Handelsobmann Trefelik ist bereit, über Rahmenrecht-Forderungen zu sprechen. Der Prozentsatz der Gehaltserhöhung werde aber "im Fokus der Verhandlungen stehen".
(Quelle: apa)




