Österreich

Oft geschlossenes System der häuslichen Gewalt

Gewalt physischer und psychischer Natur
Veröffentlicht: 28. Mai 2013 11:12 Uhr
In einer repräsentativen Umfrage zum Thema "Gewalt in der Familie" haben drei Viertel der Befragten angegeben, bis zum 16. Lebensjahr psychische oder physische Gewalt erfahren zu haben. "300.000 Frauen werden in Österreich pro Jahr von ihren Partnern misshandelt", berichtete am Montag bei den Ärztetagen in Grado (bis 1. Juni) die Wiener Gerichtsmedizinerin Andrea Berzlanovich.

"Von sexuellen Übergriffen waren 27,7 Prozent der Mädchen und zwölf Prozent der Buben betroffen. Häusliche Gewalt ist kein einmaliges Erlebnis, sondern ein System an Misshandlungen, das auf Macht und Kontrolle abzielt", schilderte die Ärztin die anhaltend triste Situation in Österreich.

"Zwei Drittel aller Morde in Österreich ereignen sich im Familien- und Bekanntenkreis. Die Opfer sind vor allem Frauen und Kinder. Die männlichen Partner bzw. Ex-Partner zumeist die Täter. 2010 gab es in Österreich 157 Tötungsdelikte. In 111 Fällen, also mehr als 70 Prozent lagen Tötungsdelikte im familiären Umfeld vor. 96 Prozent der Täter waren Männer, vier Prozent Frauen. Unbekannt ist die Zahl der Suizide infolge familiärer Gewalt", schilderte die Expertin, die in 25 Jahren Arbeit als Gerichtsmedizinerin 12.000 Obduktionen durchgeführt hat und wissenschaftlich speziell auf dem Gebiet von häuslicher Gewalt und forensischer Geriatrie arbeitet.

Freilich, Österreich steht in seinem kulturellen Umfeld mit derart bedrückenden Befunden nicht allein da. Rückschlüsse aus einer "herausragenden" Untersuchung mit 10.264 Frauen ab dem 16. Lebensjahr zu Gewalterlebnissen aus Deutschland ließen aber umgekehrt auch Rückschlüsse auf die Alpenrepublik zu, betonte Berzlanovich.

37 Prozent der befragten Frauen gaben an, mindestens einmal im Leben körperliche Gewalt (von Ohrfeigen bis Waffengewalt) erlitten zu haben. 13 Prozent berichteten von sexualisierter Gewalt von strafrechtlicher Relevanz, 58 Prozent von sexueller Belästigung. 42 Prozent aller Frauen hatten psychische Gewalt von Einschüchterung bis hin zu Psychoterror erlebt.

Ein charakteristisches Teilproblem ist das Faktum, dass die Opfer aus Scham, Angst, Befürchtungen wegen allfälliger Konsequenzen für die eigene Person, den Täter oder die gemeinsamen Kinder, viel zu lange warten und leiden, bis sie Hilfe suchen.

(Quelle: salzburg24)

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