In Tirol sind heute die Ausreise-Tests gestartet. Das Verlassen des Bundeslandes ist nur mehr mit einem negativen Corona-Test möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Hintergrund sind die Bemühungen gegen die Ausbreitung der südafrikanischen Coronavirus-Variante.
Bei Eiseskälte hat man sich dazu am Grenzübergang Kufstein in einem nach vorne hin offenen Container mit fünf Stühlen, einem Heizkörper und einem Wärmestrahler eingerichtet.
Kontrollen mit Sturmgewehr
Die Soldaten tragen ihre Sturmgewehre nach vorne baumelnd, die Polizisten wirken tendenziell etwas weniger martialisch. Die Frage, die Soldaten und Polizisten gleichermaßen stellen, ist aber so altbekannt, wie wenig überraschend und wird von den meisten Autofahrern souverän und gelassen beantwortet. "Haben Sie einen negativen Covid-Test?", fragt ein Polizist sachlich, aber freundlich.
Es ist noch sehr früher Vormittag, die Frage haben aber weder Soldaten noch Polizisten zum ersten Mal gestellt. Zu großen Staus kommt es zwar nicht, doch der Andrang ist zum Teil rege. Im Schnitt stehen meist kleine Schlangen, bestehend aus etwa zehn Autos auf der Autobahn und bewegen sich in Richtung Container, in dessen Nähe die alles entscheidende Frage gestellt wird.
Negativer Corona-Test bei Ausreise
Die meisten Insassen haben das negative Testergebnis schon vorher parat, in Papierform oder als SMS. Auf die ergänzende Frage, wohin man wolle, gibt es vielfältige Antworten. "Nach Berlin", meint etwa ein älterer Herr in einem schwarzen Mercedes. Auch in Richtung Salzburg zieht es die Leute häufig.
Die Kennzeichen der wartenden Autos verraten die unterschiedliche geografische Herkunft der Reisenden. Phasenweise sind deutsche Autokennzeichen in der Überzahl, dann wiederum ist auf diesen oft Innsbruck-Land, Kufstein oder auch Schwaz zu lesen. Ihnen gemeinsam ist, dass so gut wie alle in dem Auto befindlichen Personen einen Negativ-Test vorweisen können.
"Sie müssen wieder retour, es hilft nichts"
Nur einen einzelnen Ausreißer gibt es. Ein Mann um die 40 hat weder die erforderte SMS noch einen Zettel zur Hand, der ihm den Weg aus Nordtirol heraus ermöglich würde. "Sie müssen wieder retour, es hilft nichts", sagt ein Polizist.
Nach kurzer, aber sachlich-konstruktiver Diskussion ist schließlich klar, dass der Mann von der Grenze zuerst "hinauseskortiert" und dann wieder "zurückeskortiert" wird. "Wir müssen sichergehen, dass die betreffende Person nicht von Nordtirol ausreist und dann einfach weiterreist", betont ein Polizeibeamter.
Solche Fälle seien aber ohnehin sehr selten vorkommende Ausnahme, fügt er hinzu. Er selbst wissen bisher nur von zwei Fällen, bei denen ein solches Prozedere notwendig gewesen sei. So bleibt es Freitagfrüh bei der stets ähnlichen Minimal-Konversation zwischen Polizisten, Soldaten und Reisenden. Mit einem "Guten Morgen" begrüßt man die Ankommenden, mit einem "Auf Wiedersehen" lässt man sie dann nach erfolgter Vorlage des Negativtests weiterfahren.
Deutsche Bahn fährt nicht weiter
Die Züge der Deutschen Bahn (DB) und der Bayerischen Regiobahn (BRB) fahren wegen der neuen Corona-Regelungen bis auf weiteres nicht mehr nach Tirol. "Aufgrund der neuen behördlichen Pandemie-Vorgaben für die Ein- und Ausreise sind die grenzüberschreitenden Verkehre von DB Regio nach Tirol zum 12.02.21 eingestellt worden", hieß es von der Deutschen Bahn am Freitag. Betroffen seien die Verbindungen nach Innsbruck und Reutte. Die Züge der BRB auf der Strecke München–Kufstein wenden nun im Bahnhof Kiefersfelden an der bayerischen Grenze. Der Fernverkehr zwischen Tirol und Salzburg über das Deutsche Eck sei von den Einschränkungen nicht betroffen, hieß es.
Regelung gilt für zehn Tage
Die Regelung gilt für zehn Tage, kündigte die Bundesregierung nach einem Tauziehen um Maßnahmen mit dem Land am Dienstag an. Sollte jemand ohne Test erwischt werden, drohen Strafen in Höhe von bis zu 1.450 Euro. Ausgenommen von der Testpflicht ist Osttirol, auch Kinder bis zehn Jahre müssen keinen Test vorweisen
Tirol: Keine Testpflicht bei Durchreise
Wer durch Tirol nur durchfährt, braucht sich ebenfalls nicht um die Testpflicht kümmern. Für die Exklave Jungholz und das nur von Deutschland aus erreichbare Hinterriß beim Achensee gibt es auch eine Ausnahme. Ob die Menschen auch tatsächlich einen Antigen- oder PCR-Test gemacht haben, kontrollieren Polizei und Bundesheer an den Landesgrenzen. 1.200 zusätzliche Polizisten und Soldaten werden im Einsatz sein. Sollte jemand ohne Test erwischt werden, drohen Strafen in Höhe von bis zu 1.450 Euro.
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(Quelle: apa)