"Meilenstein"

Millionenfinanzierung sichert KTM-Sanierung ab

KTM konnte nach eigenen Angaben das Geld für die Quotenzahlungen an die Gläubiger aufstellen. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 20. Mai 2025 14:24 Uhr
Der insolvente Motorradhersteller KTM mit Sitz in Mattighofen meldet Finanzierungszusagen für die Zahlung der Gläubigerquote. Insgesamt geht es um 600 Millionen Euro. KTM hält sich vorerst mit Details bedeckt, zeigt sich aber erleichtert.

Die Pierer Mobility und ihre insolvente Tochter KTM haben Finanzierungszusagen zur Erfüllung der 30-Prozent-Barquote im KTM-Insolvenzverfahren erhalten, teilten sie in einer Ad-hoc-Mitteilung in der Nacht auf Dienstag mit. Auch Sanierungsverwalter Peter Vogl bestätigte, dass ihm eine Finanzierungszusage zur Bezahlung der Quote vorliege, die mit Dienstag datiert sei. Insgesamt geht es um ca. 600 Mio. Euro, die bis 23. Mai bei Vogl einlangen müssen, um einen Konkurs abzuwenden.

Erleichterung bei KTM

Bei KTM hält man sich mit Details noch bedeckt. Man wolle sich aufgrund des laufenden Signing-Prozesses und der entsprechenden Dokumentation vor dem 22. Mai nicht öffentlich zu den Einzelheiten äußern. Allerdings zeigte sich CEO Gottfried Neumeister erleichtert: "Die gesicherte Finanzierung ist ein starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und unsere Marken. Vor allem aber ist sie ein bedeutender Meilenstein für die Stabilisierung und den strategischen Neustart der KTM AG - insbesondere für unsere MitarbeiterInnen, Kunden, Händler, Partner, Lieferanten und die gesamte KTM-Community", hieß es in einem schriftlichen Statement in der Nacht auf Dienstag.

Es wird zwar offiziell nicht bestätigt, gilt allerdings als sicher, dass das Geld vom indischen Miteigentümer Bajaj kommt. Das Familienimperium hat seit dem Insolvenzantrag im November des Vorjahres bereits mehrfach Geld zugeschossen, um das Unternehmen am Leben zu halten und einen Konkurs abzuwenden. Insgesamt dürften es 200 Mio. Euro gewesen sein. Allerdings benötigt KTM noch weitere rund 600 Mio. Euro, um die Quote für die Gläubiger bedienen zu können. Bajaj soll sich dafür ein 566 Mio. Euro schweres Darlehen gesichert haben, für das laut Medienberichten die US-Banken Citigroup und JPMorgan Chase sowie die DBS Bank aus Singapur geradestehen.

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Der Gläubigerschutzverband Creditreform rechnet damit, dass das Geld vom Insolvenzgericht in der 2. Junihälfte an die Gläubiger überwiesen wird. Beim KSV rechnet man damit, dass die Überweisungen bereits Ende Mai starten. "Aus Gläubigersicht ist die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll. Bei einer insolvenzgerichtlichen Schließung und Zerschlagung des Unternehmens würden die Gläubiger eine Verteilungsquote von knapp unter 15 Prozent erhalten", erläuterte KSV-Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze.

Pierer-Mobility-Aktien legen zu

Die Aktien von Pierer Mobility haben am Dienstag im Frühhandel an der Wiener Börse um 11,3 Prozent zugelegt und damit die satten Vortagesgewinne von rund 20 Prozent weiter ausgebaut. Auch Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA) zeigte sich erleichtert: "Nach viel Theater setzt sich die indische Besonnenheit und Finanzkraft durch. Eine Erleichterung für Aktionäre, Mitarbeiter und die Region. Dass in Insolvenzen nicht immer alles geradeaus läuft, ist klar, aber die Spekulationen nach der Hauptversammlung oder der Betriebsstillstand waren wenig hilfreich. Jetzt heißt es: Motorräder bauen und mit Gewinn verkaufen - nachhaltig."

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Offene Fragen bei Eigentümerstruktur

Offen ist, welche Auswirkungen die Geldspritze auf die Eigentümerstruktur haben wird. Es ist davon auszugehen, dass Bajaj etwas für seine Vorleistung haben will. Derzeit gehört die KTM AG zu 100 Prozent der Pierer Mobility AG, die wiederum zu 74,18 Prozent im Eigentum der Pierer Bajaj AG ist. An der Pierer Bajaj sind Stefan Pierers Pierer Industrie AG zu 50,1 Prozent und die Bajaj Auto International Holdings B.V. in den Niederlanden zu 49,9 Prozent beteiligt. Es wäre naheliegend, dass die Inder zulasten von Pierers Firmenimperium aufstocken und das Ruder übernehmen wollen. Ebenfalls offen ist, wie es mit KTM und seinen mehr als 3.000 Beschäftigten nach der Sanierung weitergeht - ob bzw. in welchem Umfang die Produktion in Mattighofen und die Jobs im Innviertel erhalten bleiben. Bei der Pleite der KTM-Gruppe handelt es sich laut KSV um die bisher größte Insolvenz in Oberösterreich

KTM schlitterte in November in Insolvenz

Ende November 2024 war KTM insolvent geworden und hatte ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. 1.200 Gläubiger meldeten Forderungen in der Höhe von rund 2,2 Mrd. Euro an. Am 25. Februar nahmen die Gläubiger im Landesgericht Ried im Innkreis mehrheitlich den Sanierungsplan an. Dieser sieht eine Barquote von 30 Prozent vor. Langt das Geld bis 23. Mai nicht bei Sanierungsverwalter Peter Vogl ein, würde dies das Ende des Sanierungs- sowie die Eröffnung eines Konkursverfahrens bedeuten.

Anfang Mai war die Produktion erneut heruntergefahren worden, weil die Lieferketten unter der Insolvenz gelitten hatten und man keine Bauteile mehr hatte. Aktuell steht das Werk in Mattighofen still, was für die Belegschaft mit Lohn- und Gehaltseinbußen verbunden ist.

(Quelle: apa)

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