Elf Jahre hat es von der Idee bis zur Fertigstellung gedauert: Viele Verzögerungen, Kostensteigerungen und Lieferschwierigkeiten zogen den Bau der Erweiterung der Dokumentation Obersalzberg in die Länge. Nun wurden alle Arbeiten abgeschlossen, das Leitmotiv der neuen Dauerausstellung lautet "Idyll und Verbrechen". Zu sehen gibt rund 350 Exponate auf 800 Quadratmeter, aufbereitet mit modernster Technik.
Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Obersalzbergs unaufdringlich, aber mit charakteristischer Formensprache und schräger Linienführung, die – ganz bewusst – Irritation hervorrufen soll. Auf dem Berg wurde Hitler einerseits als volksnaher Führer verehrt, andererseits traf er hier politische Entscheidungen, die zum Tod zahlloser Menschen führten. "Im Zentrum steht der Gegensatz zwischen der idyllischen Bergregion und den Tatorten der von hier aus betriebenen Mordpolitik", so Sven Keller, Historiker und Leiter der Dokumentation Obersalzberg, in einer Aussendung am Mittwoch.
Dokumentation Obersalzberg zeigt Schicksale der NS-Opfer
In der neuen Dauerausstellung werden viele Einzelschicksale behandelt: In Freilassing, Bad Reichenhall und Salzburg ließ Hitler Juden sowie Sinti und Roma verfolgen. Die Dokumentation zeigt dabei die Schicksale von Opfern nationalsozialistischer Ideologie anhand von Bildern, Texten und Exponaten. Die Lebensläufe wurden oft über Jahre recherchiert. Schlüsselexponate leiten durch den zwar offenen, aber zusammenhängenden Raum ohne Zwischenwände.
Erweiterung mit großer Bunkeranlage
Der Obersalzberg war im Nationalsozialismus zum Rückzugsort für Adolf Hitler geworden. Er rief hier seinen zweiten Regierungssitz ins Leben. Bewohnerinnen und Bewohner wurden vertrieben, für den Bau der mehr als sechs Kilometer langen Bunkeranlagen und weiterer Maßnahmen kamen tausende Zwangsarbeiter zum Einsatz. Einige hundert Meter Bunker stehen nun der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Kritischer Blick auf Umgang mit Geschichte in Berchtesgaden
Aufgearbeitet wird zudem die Zeit nach Hitler. Jahrzehntelang wurde Andenkenkitsch im Ort als souvenirwürdig gewertet. Berchtesgadens Umgang mit der eigenen Geschichte galt lange als fragwürdig. Die Haltung schwankte zwischen Vermarktung und Verdrängung. Ob Spazierstock mit Berghof-Motiv, Postkartensammlung oder Klickfernseher mit NS-Gebäuden – selbst in den 1970er-Jahren war das keine Seltenheit.
Die Dokumentation Obersalzberg wurde Ende der 1990er-Jahre viel zu klein gebaut. Ausgelegt für etwa 35.0000 Menschen, kamen bereits in den ersten Jahren bis zu viermal so viele Menschen – rund 170.000 pro Jahr. Mit den Verzögerungen bei den Arbeiten stiegen auch die Kosten, von ursprünglich 14,3 Millionen Euro auf letztlich über 30 Millionen Euro.
Die Dokumentation Obersalzberg ist ab Donnerstag (28. September) täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
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(Quelle: salzburg24)