Hitlers 2. Regierungssitz

Neueröffnung der Dokumentation Obersalzberg nach langer Bauzeit

Veröffentlicht: 27. September 2023 12:37 Uhr
Nach sechs Jahren Bauzeit konnte der Erweiterungsbau der Dokumentation Obersalzberg, einem Lern- und Erinnerungsort an die NS-Zeit im bayerischen Berchtesgaden, nun fertiggestellt werden. Ab Donnerstag stehen die Tore für die Besucher:innen offen. Mehrere hundert Meter Originalbunker stellen dabei das größte Exponat dar.
SALZBURG24 (mem)

Elf Jahre hat es von der Idee bis zur Fertigstellung gedauert: Viele Verzögerungen, Kostensteigerungen und Lieferschwierigkeiten zogen den Bau der Erweiterung der Dokumentation Obersalzberg in die Länge. Nun wurden alle Arbeiten abgeschlossen, das Leitmotiv der neuen Dauerausstellung lautet "Idyll und Verbrechen". Zu sehen gibt rund 350 Exponate auf 800 Quadratmeter, aufbereitet mit modernster Technik.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Obersalzbergs unaufdringlich, aber mit charakteristischer Formensprache und schräger Linienführung, die – ganz bewusst – Irritation hervorrufen soll. Auf dem Berg wurde Hitler einerseits als volksnaher Führer verehrt, andererseits traf er hier politische Entscheidungen, die zum Tod zahlloser Menschen führten. "Im Zentrum steht der Gegensatz zwischen der idyllischen Bergregion und den Tatorten der von hier aus betriebenen Mordpolitik", so Sven Keller, Historiker und Leiter der Dokumentation Obersalzberg, in einer Aussendung am Mittwoch.

Dokumentation Obersalzberg zeigt Schicksale der NS-Opfer

In der neuen Dauerausstellung werden viele Einzelschicksale behandelt: In Freilassing, Bad Reichenhall und Salzburg ließ Hitler Juden sowie Sinti und Roma verfolgen. Die Dokumentation zeigt dabei die Schicksale von Opfern nationalsozialistischer Ideologie anhand von Bildern, Texten und Exponaten. Die Lebensläufe wurden oft über Jahre recherchiert. Schlüsselexponate leiten durch den zwar offenen, aber zusammenhängenden Raum ohne Zwischenwände.

Erweiterung mit großer Bunkeranlage

Der Obersalzberg war im Nationalsozialismus zum Rückzugsort für Adolf Hitler geworden. Er rief hier seinen zweiten Regierungssitz ins Leben. Bewohnerinnen und Bewohner wurden vertrieben, für den Bau der mehr als sechs Kilometer langen Bunkeranlagen und weiterer Maßnahmen kamen tausende Zwangsarbeiter zum Einsatz. Einige hundert Meter Bunker stehen nun der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Kritischer Blick auf Umgang mit Geschichte in Berchtesgaden

Aufgearbeitet wird zudem die Zeit nach Hitler. Jahrzehntelang wurde Andenkenkitsch im Ort als souvenirwürdig gewertet. Berchtesgadens Umgang mit der eigenen Geschichte galt lange als fragwürdig. Die Haltung schwankte zwischen Vermarktung und Verdrängung. Ob Spazierstock mit Berghof-Motiv, Postkartensammlung oder Klickfernseher mit NS-Gebäuden – selbst in den 1970er-Jahren war das keine Seltenheit.

Die Dokumentation Obersalzberg wurde Ende der 1990er-Jahre viel zu klein gebaut. Ausgelegt für etwa 35.0000 Menschen, kamen bereits in den ersten Jahren bis zu viermal so viele Menschen – rund 170.000 pro Jahr. Mit den Verzögerungen bei den Arbeiten stiegen auch die Kosten, von ursprünglich 14,3 Millionen Euro auf letztlich über 30 Millionen Euro.

Die Dokumentation Obersalzberg ist ab Donnerstag (28. September) täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Bildergalerien

Die ehemaligen Bunkeranlagen sind den Besucherinnen und Besuchern nun zum Teil zugänglich. 
Den Startschuss für die Ausstellung “Idyll und Verbrechen” bilden unter anderem Fotos von Hitlers Berghof auf dem Obersalzberg.
Propaganda-Etiektt: Eine Million Zündholzschachtel-Etiketten musste die Firma Solo 1938 neu drucken. Dem jüdischen Unternehmer Ernst Fürth blieb keine Wahl. 
Klickfernseher aus den 1970er-Jahren: Das Mitbringsel aus dem Berchtesgaden-Urlaub zeigte auch Bilder von Hitlers Berghof.
Wegweise der Marktgemeinde Berchtesgaden für Wanderer. Ergänzt wurde dieser um einen unerwünschten Hinweis zum Berghof.
Nach sechs Jahren Bauzeit: Der Leiter der Dokumentation Obersalzberg, Sven Keller, gibt die erste Führung.
Brüche in der Darstellung sollen Irritation erzeugen. Lichtsensoren registrieren Berührung und schalten weitere Text-Infos hinzu.

(Quelle: salzburg24)

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Von SALZBURG24 (nic)
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