Gesundheit

Krankheiten, die unter die Haut gehen: Salzburger kämpft gegen Akne inversa

Akne inversa ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, die sich durch Abszesse unter anderem in Achseln und Intimbereich äußert. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 10. November 2025 15:21 Uhr
Was, wenn das größte Organ des menschlichen Körpers plötzlich krank wird? Hauterkrankungen werden mitunter weniger ernst genommen als sie sollten. Mit der Haut würde zudem oftmals auch die Psyche leiden. Ein Betroffener von Akne inversa erzählt.

Als größtes menschliches Organ erfüllt die Haut zahlreiche lebenswichtige Aufgaben. Sie schützt uns, reguliert unsere Körpertemperatur, hält unseren Flüssigkeitshaushalt aufrecht und findet trotzdem oft nur kosmetische Beachtung. Aber was, wenn die Haut plötzlich krank wird? Hauterkrankungen bringen oft weit mehr als körperliche Beschwerden mit sich. Sie verursachen auch psychisch bei vielen Betroffenen einen enormen Leidensdruck bis hin zu schweren Depressionen. 

Was ist Akne inversa?

So erging es auch dem Salzburger Marcus Ehrhardt. Mit Ende 20 brach bei ihm die chronisch entzündliche und bis dato unheilbare Hautkrankheit Akne inversa aus. Die Erkrankung äußert sich durch schmerzhafte Abszesse, insbesondere in den Achseln, der Leistengegend und im Intimbereich. Diese entstehen durch Verstopfung der Haarfollikel mit Talg und Schweiß und einer darauffolgenden Reaktion des Immunsystems. Rund ein bis vier Prozent der Menschen leiden laut Zahlen der Wiener Krankenhaus Rudolfstiftung an der Erkrankung. 

"Anfangs hab ich noch gedacht, diese Abszesse kommen vom Rasieren oder der Sauna. Bis die Schmerzen, Scham und Angst immer mehr zur Einschränkung wurden. Aber auch als die Diagnose kam, hab ich das ehrlicherweise nicht ernst genug genommen", erzählt Ehrhardt im SALZBURG24-Gespräch am Montag.

Jahrelanger Leidenweg bei chronischen Hauterkrankungen

So gehe es tatsächlich den meisten Betroffenen, bestätigt Andrea Kugler, Oberärztin der Dermatologie am Salzburger Uniklinikum, gegenüber S24. "Oft werden die Abszesse jahrelang ertragen, ehe tatsächlich ein Facharzt oder eine Fachärztin aufgesucht und die Diagnose Akne inversa gestellt wird." Das liege nicht zuletzt auch an dem damit verbundenen Schamgefühl. "Meist sind ohnehin schambehaftete Stellen wie Achseln oder Intimbereich betroffen. Dazu kommt, dass die Abszesse oft nässen und riechen."

Eine dauerhafte Heilung gibt es gegen Akne inversa bislang nicht – lediglich symptomlindernde Behandlungen in Form von Operationen und Antibiotika-Therapien. "Zuerst müssen diese oft tief liegenden Abszesse operativ geöffnet werden, dann werden weitere Entzündungen medikamentös bekämpft. Und das immer und immer wieder", erklärt der Betroffene. 

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Zu Spitzenzeiten, als er mit massiven Schüben zu kämpfen hatte, sei Ehrhardt bis zu 180 Tage am Stück mit Antibiotika behandelt worden. "Als das nur wenig half und eine Folgebehandlung mit Biologika empfohlen wurde, hab ich gesagt 'mir reicht es, ich mache nichts mehr'", so Ehrhardt. Darauf hätte eine intensive Phase der Eigenrecherche gefolgt. "Man darf das nicht als Kritik an der Schulmedizin verstehen, aber ich habe einfach gemerkt, ich muss mehr machen, meinen Körper als etwas Gesamtes sehen und mich auch um meine angeschlagene Psyche kümmern."

Hauterkrankungen oft mit psychischen Auswirkungen

Nicht selten würden chronische Hautkrankheiten und psychische Leiden nämlich Hand in Hand gehen. "Die Haut ist das, was andere als erstes von uns sehen. Oft wirken sich derart sichtbare Erkrankungen auf das Sozialleben aus, wenn man sich versteckt, zurückzieht oder nicht mehr vollumfänglich am gesellschaftlichen Leben teilnimmt", erklärt auch die Dermatologin.

Als Folge der schweren Erkrankung, der damit verbundenen Scham und der wiederkehrenden Behandlungen habe der heute 47-Jährige schwere Depressionen entwickelt. "Ich war Sportler, immer selbstbewusst und offen, bis es plötzlich dieses Problem gab." Hilfe fand er sowohl in einer Psychotherapie als auch in alternativen Ansätzen wie Osteopathie, traditioneller chinesischer Medizin, Ayurveda und Heilpraktik. "Ich habe dadurch nach dieser Phase der Machtlosigkeit wieder vieles selbst in die Hand nehmen können. Habe meine Ernährung umgestellt, großteils vegan gegessen, viele Nahrungsmittel selbst hergestellt, Alkohol und Zigaretten komplett gestrichen." Das hätte auch die körperlichen Symptome nach und nach erträglicher gemacht. Tatsächlich wirkt sich laut Kugler auch der Lebensstil auf das Krankheitsbild aus. "Rauchen sowie Übergewicht und Reizungen der Haut können die Symptome verschlechtern. Auch Stress ist ein bekannter Faktor bei Akne inversa."

Salzburg bei Dermatologie laut Betroffenem gut aufgestellt

Ganz ohne Schulmedizin gehe es nicht, betont Ehrhardt. "Zum Glück ist Salzburg dahingehend sehr gut aufgestellt, es gibt etliche versierte Hautärztinnen und -ärzte, die sich auf ihrem Gebiet bestens auskennen." Als Hilfestellung für Betroffene und um Aufmerksamkeit für die schwere Erkrankung hat Ehrhardt seinen Weg und seinen Umgang mit Akne inversa in einem Buch festgehalten. "Intim.Haut.Nah" ist seit August im Handel erhältlich.

(Quelle: salzburg24)

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