34 Hunde wurden kürzlich einer Züchterin in Niedernsill (Pinzgau) abgenommen. Die Tiere sollen unter katastrophalen Bedingungen gehalten worden sein, prangern Tierschützer:innen an. Die Besitzerin war in der Vergangenheit immer wieder vom Veterinäramt geprüft worden – ohne Konsequenzen. Das Pinzgauer Tiernest wirft der Behörde deshalb Untätigkeit vor. Diese verteidigt sich: Man habe bei den vorigen Überprüfungen keine Mängel feststellen können, so Bezirkshauptmann Bernhard Gratz am Montag zu SALZBURG24. Ein Eingreifen sei daher nicht notwendig gewesen. Im Juni wurde ein Großteil der Tiere dann dennoch behördlich beschlagnahmt.
Zustand bei Hundezüchterin „ein Schock“
Die Tierschützer:innen berichten von schwersten Missständen in der Collie-Zucht. „Es war ein Schock. Die Wände des Hauses waren nicht mehr weiß, sondern braun. Überall lagen Kot und Urin. Der Gestank war entsetzlich“, schildert eine Tierschützerin vom Tiergnadenhof Gut Aiderbichl in einer Aussendung. Ein Hund habe kaum mehr laufen können. Alle Tiere hätten sich in einem erschreckenden Zustand befunden: Das Fell stark verfilzt, die Augen entzündet, die Zähne kaputt.
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Die Zustände in der Collie-Zucht seien immer wieder gemeldet und angezeigt worden, prangert das Pinzgauer Tiernest in einem Beschwerdeschreiben an Landesregierung und Landtag (liegt vor) an. Dass der Amtstierarzt bei den Überprüfungen nichts gesehen hat, sei unglaubwürdig. „Derartige Missstände entstehen nicht von heute auf morgen“, betont Obfrau Beatrice Caba am Montag gegenüber S24. Sie selbst wisse seit zehn Jahren von der Situation. Es habe diverse Anzeigen gegeben, nie sei etwas passiert.
Kein Collie in Salzburger Tierheim untergebracht
Schockierend seien auch die knappen Kapazitäten in Salzburgs Tierheimen. Weil Plätze fehlten, hätten zehn Collies zunächst zurückgelassen werden müssen, nur 24 Tiere konnten direkt ausziehen. Elf von ihnen kamen auf Gut Aiderbichl in Kärnten unter. Etwa eine Woche später seien dann auch die übrigen Hunde abgenommen worden. Kein einziger Hund sei in einem Salzburger Tierheim untergebracht worden.
Zur Beschlagnahmung der Tiere kam es laut Caba, nachdem sich die Volksanwaltschaft einschaltete. Diese habe festgestellt, dass die Verwendung des Hauses im erweiterten Wohngebiet für die Hundezucht bewilligungs- und widmungswidrig war.
Pinzgauer Bezirkshauptmann: Tierschutz „steht ganz oben“
Für Gratz ist die Kritik der Tierschützer:innen nicht nachvollziehbar. Der zuständige Veterinärrat sei „sehr bemüht“, versichert er gegenüber S24. Mehrere Kontrollen habe es in den vergangenen Jahren bei der Collie-Züchterin gegeben. Dabei seien keine Missstände festgestellt worden. Die Hunde hätten gut gefüttert und nicht verwahrlost gewirkt. Lediglich die große Anzahl der Tiere sei bemängelt worden. Die Familie habe dann einige Hunde abgegeben. „Es wurde immer versucht, ein Einvernehmen herzustellen“, erklärt Gratz. Das sei insofern erreicht worden, als dass sich die Züchter keine weiteren Tiere mehr anschafften. Tierschutz stehe jedenfalls „ganz oben“, betont der Bezirkshauptmann.
Tierschutzvereine fordern Konsequenzen
Für die Tierschützer:innen ist es damit nicht getan. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Missstände in der Tierhaltung im Pinzgau ignoriert worden seien. In zwei weiteren Fällen in Saalfelden und Kaprun sei ebenfalls „erst nach langem massiven Druck“ gehandelt worden. Sie fordern vom Land nun Konsequenzen für die Veterinärbehörde. Unter anderem solle der zuständige Amtstierarzt abgezogen und eine neue Tierschutzombudsperson bestellt werden. Zudem sei ein Ausbau der Tierheime in Salzburg notwendig, um eine flächendeckende Versorgung gewährleisten zu können. Zusätzlich zu ihrer Beschwerde beim Landtag soll eine Unterschriftenaktion gestartet werden, kündigt das Pinzgauer Tiernest auf Facebook an.
(Quelle: salzburg24)