"Tödliches Insekt"

So gefährlich ist der Ölkäfer wirklich

Veröffentlicht: 10. Mai 2023 10:14 Uhr
Er ist hochgiftig und sollte nicht berührt werden: Derzeit grassieren in den Medien vermehrt Warnungen vor dem Ölkäfer, der auch in Salzburg heimisch ist. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Johannes Posani

„Dieser Käfer kann dich umbringen“, „Tödliches Insekt breitet sich in Deutschland aus“ oder „Was den Ölkäfer so gefährlich macht“ – Schlagzeilen wie diese machen derzeit in der deutschsprachigen Medienlandschaft die Runde. Sie alle warnen vor dem Ölkäfer. Ein Insekt, das auch in Salzburg heimisch ist.

Warum das Thema gerade jetzt aktuell ist? Der etwa 1 bis 3,5 Zentimeter große, schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist am häufigsten im Mai anzutreffen. Das Gift des flugunfähigen Insekts befindet sich in dessen Blut. Ist Gefahr im Verzug, kann dieses aus den Poren am Beingelenk ausgepresst werden. Die so entstehenden öligen Tröpfchen waren für das Tier namensgebend. Ein einziger Käfer enthält bereits eine für Menschen tödliche Dosis des Reizgiftes Cantharidin.

Ölkäfer auch in Salzburg heimisch

Und ist die Aufregung um den Ölkäfer nun berechtigt? Nein, betont Nils Kley, Tiermediziner und Inhaber der "Welt der Gifte" in Salzburg, im Gespräch mit SALZBURG24 am Mittwochvormittag. „Es wirkt wie ein Sommerloch-Thema.“ Zwar sei der Käfer in Österreich heimisch und durchaus giftig, lebensbedrohlich könne eine Begegnung für den Menschen nur in Ausnahmefällen sein: „Man muss den Ölkäfer dafür schon verschlucken“, erklärt Kley.

 

Der Ölkäfer ist vor allem im Osten des Landes verbreitet: „In Österreich sind etwa ein Dutzend Arten heimisch. Vor allem dort, wo es sandigen Boden gibt, fühlt er sich wohl“, weiß der Experte, der auch in Salzburg das eine oder andere Exemplar bereits gesehen habe.

So verhaltet ihr euch richtig

Und wie verhält man sich bei einer Begegnung mit dem giftigen Insekt richtig? „Einfach in Ruhe lassen und als Teil der Natur betrachten. Nicht angreifen und auch nicht töten“, so der Ratschlag Kleys. Denn der Bestand des Ölkäfers ist rückläufig, da ihre Fortpflanzung an die Wildbienen gekoppelt ist, die häufig als Wirte dienen. Ein weiterer Grund für den Rückgang: „Entdeckt man in der Landwirtschaft den Ölkäfer, wird häufig mit Pestiziden gegen ihn vorgegangen“, erklärt Kley.

Kommt man doch in Kontakt mit dem Ölkäfer, können sich an der betroffenen Hautstelle Giftbläschen, nässende Wunden oder Entzündungen bilden. Bei Verdacht einer Vergiftung solltet ihr die österreichische Vergiftungsinformationszentrale unter 01 406 43 43 kontaktieren.

Der Ölkäfer und der Mensch

Übrigens: Erste menschliche Begegnungen mit Österreichs Insekt des Jahres 2020 liegen gut 4.000 Jahre zurück: Cantharidin wurde seit jeher in der Medizin zur Linderung von Krankheiten eingesetzt. Bereits im antiken Ägypten wurde das Reizgift als Wehenpflaster und – in niedriger Dosis mit Honig – als Potenzmittel verwendet. Im alten Griechenland diente der Ölkäfer gar für Hinrichtungen. Morde mit dem Käfergift seien sogar bis in die Neuzeit bekannt. Der Ölkäfer kommt in ganz Mitteleuropa vor, doch sein Bestand ist durch Lebensraumverlust mittlerweile gefährdet.

(Quelle: salzburg24)

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