SALZBURG24: Vor kurzem habt ihr beim Waldbad Anif 20 Kilo Müll aus dem Wasser geholt. Ist das viel oder eher Durchschnitt?
SASCHA KRÜGER: Dafür, dass an einem so kleinen See großteils Plastikbecher und anderer Kleinmüll von Badegästen zu finden ist, ist das schon nicht wenig. Aus dem Grundlsee haben wir Ende Juni über 300 Kilo Müll geholt. Da waren aber zwölf Autoreifen und auch Eisenteile mit dabei.
Bedarf gibt es leider mehr als genug. Müll suchen brauchen wir definitiv nicht. Mit Ende des Jahres dürften wir von Beginn an gerechnet insgesamt fünf Tonnen an Abfall aus den Seen gefischt haben. Wir haben allerdings erst einen Bruchteil der Salzburger Seen abgesucht. Durch die Strömungen taucht auch immer wieder Neues auf, das schon länger im See liegt.
Was findet ihr alles?
Ich würde mal sagen, alles außer etwas Wertvolles (lacht). Wir haben schon Badewannen, Auto- und Bootsbatterien gefunden. Aber auch uralte Ölfässer, Liegestühle und Teppiche. In Ufernähe großteils aber Flaschen, Dosen und Verpackungen.
Man findet wirklich alles, was auch oft erschreckend ist. Besonders ärgern mich aber Plastikflaschen, die mit Steinen gefüllt sind. Das ist einfach pure Absicht. Es hat uns aber auch noch keiner, den wir dabei gesehen haben, erklären können, warum er das tut.
Warum engagierst du dich als Abfalltaucher?
Es hat sicher damit zu tun, dass mir sauberes Wasser und eine saubere Umwelt im Generellen ein wichtiges Anliegen sind. In Medienberichten und Dokumentationen geht es jedoch immer um die Verschmutzung der Meere. Man braucht aber gar nicht so weit schauen. Bei jedem Tauchgang in einem der Salzburger Seen findet man Müll, der herumliegt. Ein Großteil des Mülls ist seit Jahren oder gar Jahrzehnten im Wasser. Früher hat man seinen Abfall oft einfach vergraben oder eben im See entsorgt. Nun beginnt sich das alles zu zersetzen. Es ist also höchste Zeit, etwas zu tun. Denn Fische fressen die kleinen Plastikteilchen, weil sie einfach nicht wissen, was es ist. Das konnte ich leider auch schon beobachten, dass Barsche die Fetzen anknabbern.
Es ist aber nicht nur der Umweltgedanke. Herumliegender Müll schädigt unsere schöne Landschaft auch optisch. Davon abgesehen, können zerbrochene Glasflaschen in Ufernähe für Badegäste und Taucher gefährlich sein.
Was macht die Faszination am Tauchen für dich aus?
Das Tauchen hat mich mit Sicherheit persönlich verändert. Es ist komplett anders als an der Oberfläche, die Welt dreht sich sozusagen langsamer. Es ist ein Hobby, das mich total entspannt. Es ist absolut ruhig unter Wasser. Es kann niemand reden, es gibt keinen Lärm. Zumindest bei uns, weil in den Salzburger Seen recht wenig Bootsverkehr ist. Die Unterwasserwelt hat etwas sehr Meditatives. Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, das einmal auszuprobieren.
Wo ist der für dich schönste Tauchspot in Salzburg?
Puh, das ist ganz schwer. Jeder See hat seine Eigenheit. Ich würde nach Sommer und Winter unterscheiden. Im Winter hat man gute Sichtweiten, weil das Wasser durch die Kälte kristallklar ist. Da sind Steilwände, wie etwa im Wolfgangsee die Falkensteinwand, sehr interessant. Das ist wirklich imposant, wie sie komplett senkrecht nach unten geht. Bei mir ist bei höchstens 30 bis 40 Metern Schluss (schmunzelt).
Im Sommer ist zum Beispiel ebenfalls am Wolfgangsee die Fürbergbucht wunderschön. Da sind immer sehr viele Fische unterwegs. Aber auch der Grundlsee in der Steiermark ist toll. Der Hallstättersee ist im Gegenzug ein bisschen gruselig, weil er sehr dunkel ist. Ab einer Tiefe von 18 Metern, auch bei Sonnenschein, ist es stockfinster – Nacht sozusagen. Das hat schon was, wenn du im Sommer bei Sonnenschein in die völlige Dunkelheit abtauchst.
Wie stark kühlt sich das Wasser dabei ab?
Durch die Dunkelheit sinkt auch die Wassertemperatur drastisch. Beispielsweise am Attersee in Oberösterreich hatten wir kürzlich an der Oberfläche etwa 23 Grad, in einer Tiefe von fünf Metern waren es 21 Grad und dann geht es relativ flott. Die unterschiedlichen Temperaturbereiche kann man unter Wasser als Schichten erkennen. In 30 Meter Tiefe war das Wasser nur mehr sechs Grad warm oder kalt – je nach dem. Ohne Neoprenanzug würde ich da jedenfalls nicht tauchen. Im Sommer wäre es von der Temperatur her zum Mülltauchen zwar angenehmer, aber das Wasser ist dann trüber und wir sehen nichts. Da müssten wir den Grund wirklich absuchen. Erst im September geht es für uns dann am Wolfgangsee wieder weiter.
Lieber Sascha, vielen Dank für das Gespräch!
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(Quelle: salzburg24)