Genau heute vor 80 Jahren hallte lauter Fliegeralarm durch Salzburg. Der Himmel über der Stadt war von feindlichen Bombern verdunkelt, die zwischen 10.50 Uhr und 11.17 Uhr den schwersten Angriff auf die historische Altstadt starteten. Trotz der 23 Schutzstollen in den Stadtbergen, die als Luftschutzbunker dienten, gab es 245 Todesopfer. Der Angriff wurde als Fehlalarm gedeutet, weshalb nur wenige Menschen Schutz suchten.
Ein Drittel aller Gebäude zerstört: 15.000 Obdachlose
Zwischen dem 16. Oktober 1944 und dem 1. Mai 1945 erlebte die Stadt Salzburg insgesamt 15 schwere Bombardierungen. Über 9.000 Bomben mit mehr als 2.000 Tonnen Sprengstoff verwandelten die Stadt in ein Meer aus Trümmern. Historiker Erich Marx hat in seinem Buch "Bomben auf Salzburg" jedes Einzelschicksal dokumentiert – insgesamt 547 Menschen verloren ihr Leben in dieser Zeit. Besonders schwer betroffen waren das nördliche und südliche Stadtgebiet sowie das Wohngebiet in Itzling.
"Der Bombenkrieg hat sich ins kollektive Gedächtnis der Salzburger Bevölkerung eingebrannt, weil fast jeder davon betroffen war oder jemanden kannte, der Todesopfer, Verletzte oder Schäden am Haus zu beklagen hatte", erklärt Historiker Johannes Hofinger vom Stadtarchiv im SALZBURG24-Gespräch.

Die Luftangriffe zielten vor allem auf die Bahnanlagen, um den militärischen Nachschub der Nationalsozialisten zu stören. Von Bomben getroffen wurden auch der Salzburger Dom, die Neue Residenz, das Kaiviertel, das heutige Salzburg-Museum, Mozarts Wohnhaus, das alte Kurhaus und viele Wohnbauten. 400 Gebäude waren vollständig zerstört und rund 2.500 weitere teils stark beschädigt was etwa einem Drittel aller Gebäude im Stadtgebiet entsprach. Inmitten der Trümmer konnten 129 Menschen lebend gerettet werden, während etwa 15.000 Menschen obdachlos wurden.
Wiederaufbau nach Zweitem Weltkrieg
Durch die kampflose Übergabe der Stadt an die US-Armee am 4. Mai 1945 – vier Tage vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht – konnten weitere Zerstörungen verhindert werden. Nach dem Krieg begann der mühsame Wiederaufbau. Der Hauptbahnhof und der Bahnhof Gnigl wurden zuerst instand gesetzt, um die Infrastruktur wieder nutzbar zu machen. "Der Marshall-Plan ermöglichte die ersten finanziellen Hilfen", erklärt Hofinger. Ein großes Hindernis war die Materialbeschaffung, weswegen Gebäude wie das Schloss Leopoldskron jahrelang ein kaputtes Dach hatten.
Der Wiederaufbau dauerte mehr als 15 Jahre. "Salzburgs historische Schönheit war immer eine Quelle des Stolzes für die Stadt", sagte Salzburgs ehemaliger Bürgermeister Anton Neumayr (1946 - 1951) einst. "Unser Ziel war es, diese Schönheit mit Sorgfalt und Respekt wiederherzustellen, für die kommenden Generationen."
Zerstörte Gebäude in Salzburg-Stadt
Mozarteum
Das Mozarteum wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und modernisiert. Der Wiederaufbau begann kurz nach Kriegsende und wurde in den 1950er-Jahren abgeschlossen.
Residenz
Die Alte Residenz, einschließlich ihrer berühmten Prunkräume, wurde nach dem Krieg umfassend restauriert. Die Restaurierungsarbeiten dauerten mehrere Jahre und wurden größtenteils in den 1950er Jahren abgeschlossen.
Bürgerspitalkirche (St. Blasius-Kirche)
Die Bürgerspitalkirche wurde ebenfalls nach dem Krieg wieder aufgebaut und umfassend renoviert. Die Restaurierungsarbeiten wurden teilweise in den späten 1940er und frühen 1950er-Jahren abgeschlossen.
Salzburger Dom
Der Wiederaufbau des Doms wurde durch eine groß angelegte Unterstützungsaktion aus dem gesamten Land Salzburg finanziert und fand mit der Weihe am 1. Mai 1959 ihren Abschluss.
Dreifaltigkeitskirche
Die Dreifaltigkeitskirche wurde nach Kriegsende restauriert. Die Arbeit wurde gründlich durchgeführt, um den ursprünglichen barocken Stil des Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach zu bewahren.
Hauptbahnhof
Der Hauptbahnhof Salzburg, der schwer beschädigt wurde, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in mehreren Phasen wieder aufgebaut. Zunächst wurde er in den späten 1940er- und frühen 1950er- Jahren funktionstüchtig gemacht und später in den 2000er Jahren umfassend modernisiert.
Historische Wohnhäuser und Stadtteile
Viele der zerstörten oder beschädigten Wohnhäuser und Gebäude in der Altstadt, insbesondere in der Getreidegasse und anderen historischen Stadtteilen, wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau bemühte sich, den historischen Charakter und die architektonische Integrität der Altstadt zu erhalten.
Festung Hohensalzburg
Die Festung Hohensalzburg erlitt im Vergleich zu anderen Gebäuden weniger Schäden und musste nur in geringem Umfang restauriert werden.
"Jeder Stein, den wir wiederaufbauten, erzählte eine Geschichte", sagte Salzburger Stadtarchitekt Friedrich Metzger damals. "Der Wiederaufbau war nicht nur eine technische Aufgabe, sondern auch ein Beitrag zur Erneuerung unserer kulturellen Identität."
Spuren der Bombardierungen bis heute zu sehen
Spuren der Bombardierungen sind noch heute im Salzburger Stadtgebiet zu finden. Die Mönchsberggarage entstand etwa aus alten Stollen, die als Luftschutzbunker dienten. Im Kapuzinerberg schlummern ebenso fast vergessene Stollen: In der Steingasse deutet lediglich eine schwere Tür aus Eisen mit dem Schild "Plakatieren verboten" darauf hin. Dahinter verbirgt sich einer von vielen bombensicheren Luftschutzstollen in den Stadtbergen. Und im Kaiviertel zeigen Bronzeplaketten, wann im Krieg zerstörte Häuser in den Jahren danach wieder aufgebaut wurden.
Blindgänger schlummern in Salzburgs Boden
Die Gefahr durch Blindgänger bleibt präsent. Schätzungsweise zehn bis 15 Prozent der abgeworfenen Bomben waren Blindgänger, oft mit Langzeitzünder. Besonders bei Tiefbauarbeiten werden noch nicht detonierte Sprengbomben gefunden und vom Entminungsdienst entschärft.
Der Fund der nächsten Fliegerbombe in der Stadt Salzburg dürfte also nur eine Frage der Zeit sein und erinnert uns auch heute noch an die Schrecken der Vergangenheit.
(Quelle: salzburg24)