Tennengau

Schneechaos im Süden Salzburgs: ÖBB sperrt Tauernachse

Veröffentlicht: 31. Jänner 2014 07:15 Uhr
Der Lungau versinkt seit Donnerstagabend im Schnee. Inzwischen hat die ÖBB Freitagvormittag den Fern- sowie Güterverkehr auf der Tauernachse aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres eingestellt. Auch die A10 Tauernautobahn wurde für Lkw über 7,5 Tonnen in Richtung Süden gesperrt. Die Sperren sollen zumindest bis Samstagvormittag beibehalten werden.

Vor allem im Süden des Landes hat es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag bereits ordentlich Neuschnee gegeben, zeigen unsere Livebilder aus dem Lungau.

Anschlussstelle St. Michael im Lungau, Stand 7 Uhr

Live_Lungau Salzburg24
Live_Lungau

 

In Mariapfarr, Mauterndorf, Muhr, Ramingstein, St. Andrä im Lungau, St. Margarethen, St. Michael, Tamsweg, Unternberg und Zederhaus rechnet die Salzburger Wetterdienststelle (ZAMG) über das Wochenende mit Neuschneemengen bis zu 45 Zentimeter. Noch mehr Schnee, nämlich bis zu 50 Zentimeter, wird im Thomatal erwartet. Dort herrscht am Freitag und Samstag in tiefen Lagen auch Gefahr von Schneebruch. Auch Kärnten und Osttirol versinken regelrecht im Schnee. Die Schneewarnung der ZAMG bleibt daher aufrecht.

 

Lawinengefahr in Österreichs Bergen Salzburg24
Lawinengefahr in Österreichs Bergen

Zwei Tote in Osttirol

Trotz Schneefahrbahn ist es laut Polizei noch zu keinen Unfällen in Lungau gekommen. Im angrenzenden Kärnten, im Lesachtal, hingegen wurde ein Pkw von einer Lawine verschüttet. Die Pkw-Lenkerin konnte via Handy die Einsatzkräfte alarmieren.

Bei einem Lawinenabgang auf eine Gemeindestraße in Innvervillgraten in Osttirol ist am Freitag ein Räumfahrzeug verschüttet worden. Wie Bürgermeister Josef Lusser der APA mitteilte, kam für den Lenker des Radladers jede Hilfe zu spät. Der Lawinenabgang hatte sich gegen 9.30 Uhr ereignet. Über Nacht war im Villgratental bis zu einem Meter Neuschnee gefallen. Die Einsatzkräfte standen im Dauereinsatz.

Die extremen Schneefälle in Osttirol haben am Freitag in Osttirol ein zweites Todesopfer gefordert. Wie Bezirkshauptfrau Olga Reisner der APA mitteilte, stürzte ein Mann in Thurn bei Lienz beim Versuch, eine Verklausung zu lösen, in einen Bach. Er konnte nur mehr tot geborgen werden. Bei dem zweiten Todesopfer in Osttirol handelt es sich laut Polizei um einen 38-jährigen Einheimischen. Der Mann wurde wenige Minuten, nachdem er in den Zauchenbach gefallen war, von den Rettungskräften gefunden und geborgen. Ob der Einheimische ertrunken war oder aufgrund des kalten Wassers einen Herzinfarkt erlitten hatte, war vorerst unklar. Im Einsatz standen Wasserrettung, Feuerwehr und Polizei.

 

Bundesheerler aus Salzburg im Einsatz

Aufgrund der starken Schneefälle in Kärnten und Osttirol hat das Bundesheer seine Einsatzkräfte in Bereitschaft versetzt. Insgesamt stehen 1.220 Soldaten und fünf Hubschrauber bereit, um auf Anforderung von Behörden Hilfe leisten zu können. Drei Lawineneinsatzzüge, einer in Lienz und zwei in Kärnten (Spittal und Klagenfurt) stehen ebenso zur Verfügung, so das Verteidigungsministerium am Freitag.

Die Kriseneinsatzstäbe der Militärkommanden Tirol und Kärnten beobachten die Wetterlage und stehen mit den lokalen Behörden in Verbindung. Die bis zu 40 Personen starken Lawineneinsatzzüge sind in der Verschüttetensuche und in Erste-Hilfe-Maßnahmen nach Lawinenunglücken ausgebildet. Zusätzlich gehören speziell geschulte Notfallsanitäter zu diesen Lawineneinsatzzügen.

Außerdem können die Soldaten der Lawineneinsatzzüge bei massivem Schneefall zum Abschaufeln von Flachdächern und Ähnlichem verwendet werden. Auch hier ist eine alpine Qualifikation erforderlich, um sicher arbeiten zu können. Aus diesem Grund werden die Lawineneinsatzzüge in allen Bundesländern aufgestellt, das Schwergewicht liegt aber im alpinen Raum. Der Großteil der Soldaten kommt aus Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten. Österreichweit gibt es seit 1. November 14 Lawineneinsatzzüge für Hilfeleistungen

ÖBB sperren Tauernachse

Die ÖBB haben wegen der Schneefälle im Süden Österreichs Freitagvormittag den Fernverkehr auf der Tauernachse aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres eingestellt. Die Strecke zwischen Salzburg und Kärnten wurde am Nachmittag wegen Lawinengefahr und Leitungsschäden auch für den Güterverkehr gesperrt.

Zwischen Villach und Rosenbach wurde ein Personenzug bei Ledenitzen (Bezirk Villach Land) von einem Baum getroffen. "Es gab keine Verletzten, der Zug konnte aber nicht mehr aus eigener Kraft weiter", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch zur APA. "Wir versuchen für die betroffenen Strecken einen Schienenersatzverkehr einzurichten", erklärte Posch. Fahrgäste müssten aber weiterhin mit erheblichen Verzögerungen rechnen.

"Das Risiko, dass ein Zug hängen bleibt und wir die Passagiere nicht befreien können, ist zu groß", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch zur APA. Wie lange die Sperre der Tauernachse andauern wird, war vorerst nicht absehbar. "Ich rechne damit, dass die Sperre zumindest bis in die Abendstunden dauert", so Posch.

Ersatzmaßnahmen für Salzburg und Kärnten getroffen

 Der massive Schneefall der vergangenen Stunden hat am Freitag den Zugverkehr in Kärnten zusammenbrechen lassen. "Der Verkehr ist weitgehend zum Stillstand gekommen", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch zu Mittag zur APA. Aus Richtung Wien würden Reisende zwar bis Klagenfurt kommen. Von dort würden aber nur mehr "vereinzelt" Züge in Richtung Westen verkehren.

In Richtung Italien ist der Zugverkehr gänzlich zum Erliegen gekommen, die Tauernbahn in Richtung Salzburg ist ab Spittal gesperrt. Um ca.11 Uhr wurde der Reisezugverkehr auf der südlichen Tauernstrecke zwischen Villach Hbf und Mallnitz-Oberverlach wegen massiver Schneefälle bis auf Widerruf eingestellt. Internationale Personenfernverkehrszüge werden über die Ennstalstrecke (Bischofshofen – Selzthal – St. Michael) umgeleitet. Die Mehrverspätung bei diesen Zügen wird ca. 120 Minuten betragen. Innerösterreichische Personenfernverkehrszüge werden von Wien Westbf bzw. von Salzburg Hbf nur bis maximal Bad Gastein geführt. Von Bad Gastein bis Villach Hbf ist kein Schienenersatzverkehr möglich. Reisende aus Richtung Norden nach Villach Hbf bzw. umgekehrt, werden gebeten rechtzeitig auf die Umleitungszüge (EC 114, EC 112, EC 110, EC 111, EC 113, EC 115, EC 117) über das Ennstal umzusteigen.

Weitere Streckenunterbrechungen auf der Gailtalstrecke zwischen Arnoldstein bis Kötschach-Mautern, zwischen Klagenfurt Hbf bis Rosenbach und auf der Draultalstrecke zwischen Spittal-Millstättersee und San Candido. Auf diesen Streckenabschnitten ist ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Da die Situation auf den Straßen ähnlich der der Schiene ist, muss auch hier mit Beeinträchtigungen gerechnet werden. Mehr Informationen finden Sie HIER.

 

oebb-bild Salzburg24
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ÖBB

 

"Reisewarnung" für Kärnten

Für Kärnten galt am Freitag eine "Reisewarnung", zahlreiche Landestraßen sind bereits gesperrt. Der andauernde Schneefall hat am Nachmittag zu einer Totalsperre der Tauernautobahn (A10) bei Spittal an der Drau geführt. Laut ÖAMTC blieben zwischen der Auffahrt Spittal Ost und dem Wolfsbergtunnel zahlreiche Fahrzeuge liegen. In beiden Fahrtrichtungen wurden rund zehn Kilometer Stau registriert.

"Wir raten von Fahrten auf der Tauernautobahn derzeit grundsätzlich ab", sagte ein ÖAMTC-Sprecher zur APA. Auf der Tauernautobahn, der Südautobahn und auch auf der Karawankenautobahn hatten sich am Freitag im Laufe des Tages bereits zahlreiche Unfälle ereignet. Wegen der starken Niederschläge mussten die Autofahrer auf weiten Strecken auf Schneefahrbahn fahren.

Das Rote Kreuz hat am späten Freitagnachmittag auf der wegen massiver Schneefälle gesperrten Tauernautobahn (A10) in Kärnten mit der Versorgung von gestrandeten Autofahrern begonnen. Rund 50 Helfer würden die Betroffenen mit Tee, Würstchen und bei Bedarf auch Decken versorgen, teilte Sprecherin Melanie Reiter in einer Aussendung mit.

Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten

Die Kärntner Ortschaft Heiligenblut (Bezirk Spittal) am Fuße des Großglockner wird wegen massiver Lawinengefahr über Nacht nicht erreichbar sein. Ab 20 Uhr wird die Mölltal Bundesstraße und auch die Apriacher Landesstraße gesperrt, sagte Bürgermeister Josef Schachner am Freitag zur APA. Am Samstagvormittag waren die Ortschaften Heiligenblut und Amlach wieder erreichbar.

"Das Risiko ist einfach zu groß", erklärte der Bürgermeister. Samstag früh wird die Lawinenkommission um 7.30 Uhr wieder zusammentreten und über das weitere Vorgehen beraten. Innerörtlich gebe es kein Problem, Evakuierungen seien kein Thema, so Schachner. Einzelne Gehöfte seien zwar von der Außenwelt abgeschnitten, das komme jedoch öfter vor. "Die Leute sind bestens versorgt und im Notfall kommen wir schon zu ihnen hin", erklärte der Bürgermeister.

Auch in anderen Teilen des Bezirks sind einzelne Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten. Laut ORF Kärnten sind in Großkirchheim die Orte Zirknitzen, Mitten, Winkel-Sagritz, Allas, Ranach, Göritsch und Putschall-Nord nicht erreichbar. Bei Greifenburg sitzen 50 Menschen in der Ortschaft Amlach fest.

Zahlreiche Straßensperren

Die Niederschläge haben in Kärnten am Freitag zu etlichen Verkehrsbehinderungen geführt. Bereits Donnerstagabend waren wegen akuter Lawinengefahr die B111 (Abschnitt Lesachtal) von Kötschach bis zur Osttiroler Landesgrenze sowie die B110 (Plöckenpassstraße) gesperrt worden.

Wegen eines umgestürzten Baumes wurde die Gailtal Straße (B111) bei Danz gesperrt. Eine lokale Umleitung wurde eingerichtet. Wegen eines Lawinenabgangs musste die Nassfeld Bundesstraße (B90) ab Tröpolach geschlossen werden. Kettenpflicht galt laut Polizeiangaben für den Gailbergpass sowie den Kreuzbergpass, der wegen eines hängen gebliebenen Sattelschleppers nur einspurig befahrbar war.

Auf der Karawankenautobahn (A11) galt von Villach bis zur Staatsgrenze Kettenpflicht für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Auf der Südautobahn (A2) galt die Lkw-Kettenpflicht von Klagenfurt bis zu italienischen Staatsgrenze. Die Anhaltung der Schwerfahrzeuge auf der gesperrten Tauernautobahn erfolgte bereits in Italien bzw. in Salzburg.

Das Land Kärnten sowie Osttirol hat die ASFINAG um Unterstützung ersucht. Zusätzlich zu den 49 Schneepflügen der ASFINAG in Kärnten, wurden weitere Fahrzeuge aus Salzburg eingesetzt, insgesamt sind nunmehr 56 Pflüge und Streuwägen rund um die Uhr im Einsatz. Für Lkw gilt in ganz Kärnten nach wie vor auf den Autobahnen Kettenpflicht. Die ASFINAG empfiehlt allen Verkehrsteilnehmern eine großräumige Umfahrung der A10 über die A9 Pyhrnautobahn und die A2 Südautobahn und appelliert, das Tempo zu reduzieren sowie größtmöglichen Sicherheitsabstand einzuhalten.

Schnee im gesamten Land am Sonntag

Neben dem tief winterlichen Süden, erinnert es im Norden fast schon an frühlingshaftes Wetter. Der Föhn bringt am Freitag Temperaturen von bis zu 6 Grad. Es bleibt trocken und auch die Sonne kommt immer wieder durch.

Ähnlich geht das Wetter auch am Samstag weiter. Am Sonntag bricht der Föhn dann zusammen. In der Folge ist im ganzen Land mit dichten Wolken und zeitweiligen Niederschlägen zu rechnen. Die Schneefallgrenze sinkt auf 800 bis 500 Meter ab.

(S24.at/ APA)

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(Quelle: salzburg24)

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