Ländliche Infrastruktur

Warum Kramerläden und Co in Salzburg noch immer unverzichtbar sind

Veröffentlicht: 29. Juli 2024 15:56 Uhr
Wo einst der örtliche Kramer das Zentrum des Dorflebens war, mussten diese in den vergangenen Jahren vielerorts großen Supermarktketten weichen. Der Salzburger Gemeindeverband ruft nun dazu auf, lokale Nahversorger durch das individuelle Einkaufsverhalten zu unterstützen. Aber welche Bedeutung haben Kramerläden und Co heutzutage überhaupt noch? Und wie kommen sie gegen große Supermärkte an? Wir haben nachgefragt.

Lange Zeit waren Kramerläden gerade am Land Anlaufstelle Nummer eins für Produkte des täglichen Bedarfs. Die kleinen Geschäfte, die meist als Familienbetriebe geführt wurden, haben traditionell eine breite Palette an Waren wie Lebensmittel, Haushaltsartikel und Grundnahrungsmittel angeboten. Der Ursprung der Kramerläden liegt in der alten Tradition des „Kramers“, der früher als Händler und Versorger in ländlichen Gebieten fungierte.

Angesichts von Preisdruck und Konkurrenz durch große Supermarktketten haben es örtliche Nahversorger in der heutigen Zeit schwer, wie Johann Höflmaier, Geschäftsführer der Sparte Handel bei der Salzburger Wirtschaftskammer, erklärt. „Zu gestiegenen Kosten kommen Preisdruck und konkurrierende Händler – da geht es schnell um das wirtschaftliche Überleben.“

Kramer eröffnet in Thalgau mit neuem Konzept

So erging es auch einem traditionellen Kramer in Thalgau (Flachgau). Nach 100 Jahren musste der Familienbetrieb im August 2021 zusperren. Nach einem Jahr Leerstand wurde das Geschäft direkt an der Ortsdurchfahrt von Lisa Frenkenberger als „d‘ Kråmerin“ neu eröffnet.

Dafür musste aber ein neues Konzept her, wie Frenkenberger im SALZBURG24-Gespräch am Montag erzählt. „Am wichtigsten war es mir, mich von normalen Supermärkten abzugrenzen und nicht mit diesen Konzernen zu konkurrieren.“ Das gelinge der amtierenden Vizebürgermeisterin, indem sie den Fokus auf Regionalität, Nachhaltigkeit und fairen Handel legt – dabei biete „d‘ Kråmerin“ dennoch sämtliche Produkte des täglichen Bedarfs an, wie die Kauffrau betont.

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Es ist schon ein Herzensprojekt, gibt sie zu – und es komme im Ort auch gut an. „Ich glaube, die Menschen mögen dieses Einzigartige und spüren, dass viel Leidenschaft dahintersteckt.“ Das freue Frenkenberger zwar, getan sei es damit aber nicht. „Solche kleinen Geschäfte können nicht fortbestehen, nur weil das Konzept toll ist. Letztendlich sind wir darauf angewiesen, dass die Menschen bei uns einkaufen.“

Bevölkerung wichtigster Rückhalt für Nahversorger

Das unterstreicht auch Martin Huber, Geschäftsführer des Salzburger Gemeindeverbandes auf S24-Anfrage. „Für kleine örtliche Nahversorger ist die Bevölkerung der wichtigste Rückhalt.“ Zudem seien sie ein entscheidender Faktor in der Aufrechterhaltung von ländlicher Infrastruktur. Dabei sollten auch die Kommunen unterstützen, wie er betont. „Die Gemeinden können zwar nicht in die örtliche Wirtschaft eingreifen, aber durchaus an das Bewusstsein der Bewohner appellieren und verdeutlichen, wie wichtig regionale Geschäfte sind.“

Denn auch wenn es im Nachbarort einen großen Supermarkt gibt, seien örtliche Nahversorger von zentraler Bedeutung für die Gemeinden, betont auch Höflmaier. „Es geht darum, direkt im Ort die Möglichkeit zu haben, Produkte für den täglichen Bedarf kaufen zu können und die örtliche Wirtschaft zu stärken.“

SB-Geschäfte kein Ersatz für örtliche Nahversorger

Als Pendant zum örtlichen Nahversorger wurden vielerorts sogenannte Dorfladenboxen oder Selbstbedienungsläden eröffnet. Diese seien aber nur bedingt eine Alternative, so Höflmaier. „Diese Shops zielen meist nicht auf eine Vollversorgung ab, sondern bieten eher spezielle Sortimente.“ Ersetzen könnten sie den örtlichen Kramerladen also nicht.

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Insgesamt gebe es laut Wirtschaftskammer in Salzburg etwa 15 Gemeinden ohne Nahversorger, etwa Ebenau (Flachgau) oder Lungötz (Tennengau). „Das zeigt, dass es schon auch ohne geht, aber das Ziel sollte sein, das Notwendigste besorgen zu können, ohne weitere Strecken zurücklegen zu müssen.“ Daher appelliert Höflmaier ebenso an die Kommunen, die lokale Versorgungsstruktur zu stärken und zum Erhalt beizutragen. „Das trägt letztlich auch erheblich zur Lebensqualität in den Gemeinden bei.“

(Quelle: salzburg24)

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