Motiv unklar

19 Tote bei Amoklauf in Kanada

Die Polizei verfolgte den Amokläuferüber mehrere Stunden.
Veröffentlicht: 20. April 2020 06:43 Uhr
Beim blutigsten Schusswaffenangriff der jüngeren kanadischen Geschichte hat ein 51-Jähriger mindestens 16 Menschen getötet. Der Täter, der offenbar Teile einer Polizeiuniform trug und ein wie ein Polizeiauto aussehendes Fahrzeug fuhr, wurde nach rund zwölfstündiger Verfolgungsjagd in der ostkanadischen Provinz Nova Scotia am Sonntag von Polizisten erschossen. Sein Motiv war zunächst ungeklärt.

Das ganze Ausmaß des mutmaßlichen Amoklaufs eines 51 Jahre alten Tatverdächtigen sei noch nicht abzusehen, es würden noch mehr Opfer befürchtet, hieß es von den Ermittlern. 18 Opfer sowie der tote Amokläufer waren am Montag bestätigt, Polizeiermittler Chris Leather sprach bei einer Pressekonferenz allerdings auch davon, dass es "mehr als 19 Tote" gebe. Der Vorfall wäre damit eine der schlimmsten derartige Gewalttaten in der Geschichte des Landes. Unter den Opfern ist eine Polizistin mit 23 Dienstjahren.

Die Einsatzkräfte waren am Samstagabend (Ortszeit) zu dem Dorf Portapique gerufen worden, nachdem der Mann dort um sich geschossen hatte. Vor und in einem Haus in der Gemeinde rund hundert Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Halifax fanden die Polizisten mehrere Leichen.

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Mehrere Gebäude in Flammen

Danach begann eine Verfolgungsjagd, die in mehrere andere Gemeinden der Provinz führte und in deren Verlauf die Einsatzkräfte auf mehrere Gebäude stießen, die in Flammen standen, wie der Chef der Polizeibehörde RCMP in Nova Scotia, Chris Leather, mitteilte. Am Sonntagvormittag erfolgte dann der Zugriff, in dessen Verlauf der 51-Jährige erschossen wurde.

Für seine Flucht benutzte der Täter mehrere Fahrzeuge. Einem davon sei das Aussehen eines Polizeifahrzeugs verliehen worden, sagte Leather. Auch habe der Täter offenbar Teile einer Polizeiuniform getragen. Während der Verfolgungsjagd hatte die Polizei die Bevölkerung mehrfach vor dem Mann gewarnt, der kein Polizist sowie "bewaffnet und gefährlich" sei.

Motiv des Amoklaufs noch unklar

Medienberichten zufolge war der 51-Jährige ein Zahntechniker, der Praxen in Halifax und Dartmouth besaß. Wegen der Coronavirus-Pandemie hatten Zahnarztpraxen in Nova Scotia zuletzt bis auf Notfallbehandlungen schließen müssen.

Das Motiv des Täters war zunächst unklar. Leather sagte, es werde untersucht, ob die Tat möglicherweise im Zusammenhang mit den Maßnahmen gegen die Pandemie stehe. Laut Polizei handelte der Mann allein. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht, sagte die nationale RCMP-Chefin Brenda Lucki dem Sender CBC. Seine Opfer habe er anscheinend zumindest teilweise zufällig ausgewählt, sagte Leather. "Die Tatsache, dass diese Person eine Uniform und ein Polizeiauto zur Verfügung hatte, spricht aber dafür, dass dies keine zufällige Tat war."

Trudeau zeigt sich "bestürzt"

Unter den Todesopfern ist eine Polizistin, die seit 23 Jahren im Polizeidienst stand und zwei Kinder hinterlässt. Ein anderer Polizist wurde verletzt. Seine Verletzungen waren nach Angaben der Polizei jedoch nicht lebensgefährlich. Medienberichten zufolge ist auch eine Volksschullehrerin unter der Opfern.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau äußerte sich "bestürzt über die sinnlose Gewalt in Nova Scotia". Er hoffe, dass die Verletzten schnell wieder gesund würden. Auch Nova Scotias Premierminister Stephen McNeil sprach von einem der "sinnlosesten Gewaltakte in der Geschichte unserer Provinz". Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) drückte auf Twitter den Angehörigen und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus. Er sei tief schockiert und traurig und wünsche allen Verletzten eine rasche Genesung.

Waffengesetze in Kanada strikter als in den USA

Schusswaffenangriffe mit mehreren Toten sind in Kanada deutlich seltener als in den USA. Die Waffengesetze sind in Kanada deutlich strikter als im Nachbarland. Der in den vergangenen Jahrzehnten schlimmste Schusswaffenangriff in Kanada ereignete sich 1989 in Montreal. Dort erschoss damals ein junger Mann an der Polytechnischen Hochschule 14 Frauen, bevor er sich selbst tötete.

(Quelle: salzburg24)

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