Am Freitag hatte die Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas neue Ermittlungsergebnisse vorgestellt, die für Fassungslosigkeit sorgten: Demnach waren bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Gang vor dem Klassenraum postiert, in dem sich der Amokläufer mit Lehrern und Schülern verschanzt hatte. Die Beamten unternahmen aber mehr als 45 Minuten lang keinerlei Versuche, in den Raum einzudringen und den Amokläufer zu stoppen. Stattdessen warteten sie auf Verstärkung, obwohl Kinder aus dem Inneren des Raumes mehrfach verzweifelt bei der Polizei anriefen, um Hilfe zu bekommen.
Beamte treffen laut Direktor „falsche Entscheidung“
Die neuen Erkenntnisse zum Ablauf sorgten für einen Aufschrei, vor allem bei den Familien der Opfer. Mehrere Angehörige warfen der Polizei vor, sie hätten Leben retten können, wenn sie nicht derart lange gewartet hätten. Der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, hatte am Freitag selbst eingeräumt, es sei ein Fehler der Beamten gewesen, nicht eher in den Klassenraum einzudringen. „Es war die falsche Entscheidung. Punkt“, sagte er. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
Vorgehen wird untersucht
Das US-Justizministerium kündigte am Sonntag an, das Vorgehen der Polizei zu untersuchen. Der Bürgermeister von Uvalde, Don McLaughlin, habe darum gebeten. Ziel der Untersuchung sei es, einen unabhängigen Bericht über das Vorgehen der Sicherheitsbehörden an jenem Tag zu erstellen und daraus Lehren für andere Attacken zu ziehen. Der Bericht solle am Ende veröffentlicht werden. Um mögliche rechtliche Konsequenzen für einzelne Beamte geht es demnach also nicht.
Bidens besuchen Uvalde
US-Präsident Joe Biden und seine Frau Jill haben am Sonntag die betroffene Gemeinde Uvalde besucht. Sie verbrachten mehrere Stunden mit Angehörigen der Todesopfer und mit Überlebenden des Amoklaufs. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Schusswaffen häufigste Todesursache bei Kindern in USA
Der Amoklauf von Uvalde hat die Debatte über eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA einmal mehr angefacht. Viele Republikaner sperren sich seit Jahren gegen strengere Regularien. Die USA haben seit langem mit einem gewaltigen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Im Jahr 2020 waren Schusswaffenverletzungen Todesursache Nummer eins für Kinder und Jugendliche in den USA, noch vor Verkehrsunfällen.
Der Angreifer hatte sich am Dienstag mit Schülern und Lehrern in zwei miteinander verbundenen Klassenräumen eingeschlossen und dort mit einem Sturmgewehr 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen. 17 weitere Menschen wurden verletzt. Der Täter wurde am Ende von der Polizei erschossen. Über sein Motiv ist bisher nichts bekannt.
(Quelle: apa)