Einem Insider zufolge ist die Förderung von fünf Millionen Barrel Rohöl pro Tag betroffen, das wäre fast die Hälfte der Produktion des weltgrößten Ölexporteurs und fünf Prozent der weltweiten täglichen Nachfrage. "Ein erfolgreicher Angriff auf Abkaik käme einer heftigen Herzattacke für den Ölmarkt und die Weltwirtschaft gleich", sagte Bob McNally vom US-Energie-Analysedienst Rapidan Energy Group.
Sorge um Eskalation der Gewalt
Der Anschlag schürte neben Sorgen vor einem nun unmittelbar bevorstehenden Ölpreis-Anstieg auch Befürchtungen vor einer Eskalation der Gewalt in der Region. Der UN-Sondergesandte für den Konflikt im Jemen, Martin Griffiths, äußerte sich "extrem besorgt" über die Entwicklungen. Solche Zwischenfälle stellten eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität der regionalen Sicherheit dar und würden den von den Vereinten Nationen geleiteten politischen Prozess gefährden.
Trump bietet Hilfe an
Nur Stunden nach den Angriffen erklärte das Weiße Haus, US-Präsident Donald Trump habe mit dem saudischen Kronprinzen telefoniert und dem Land Hilfe für die Selbstverteidigung angeboten. US-Außenminister Mike Pompeo machte den Iran direkt verantwortlich und erklärte, die Führung in Teheran habe trotz aller Aufrufe zur Mäßigung einen Angriff auf die weltweite Ölversorgung gestartet. Alle anderen Länder müssten die Attacken ebenfalls verurteilen.
Houthi Rebellen: Angriff mit zehn Drohnen
Die Houthis erklärten, sie hätten mit zehn Drohnen angegriffen. Getroffen wurden die Anlagen in Abkaik und Churais. Abkaik verarbeitet Öl aus dem weltgrößten Ölfeld Ghawar. Vor dort geht das Öl an die weltgrößte See-Verlade-Station Ras Tanura. Die Anlagen gehören dem Öl-Giganten Saudi Aramco, der derzeit auf den mit Spannung erwarteten größten Börsengang aller Zeiten zusteuert.
Über die genauen Zerstörungen gab es zunächst keine klaren Angaben. Mehrere mit der Sache vertraute Personen sagten, Produktion und Ausfuhren seien beeinträchtigt. Das Innenministerium teilte lediglich mit, die Brände an den beiden Standorten seien unter Kontrolle. Das staatliche Fernsehen berichtete, die Öl-Exporte gingen weiter. Berichte über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.
Politische Auswirkungen noch unklar
Mit Blick auf die politischen Auswirkungen des Anschlags herrscht Unklarheit, wie der US-Verbündete Saudi-Arabien nun reagiert. "Das ist eine sehr ernste Eskalation des Krieges zwischen dem Iran und Saudi Arabien", sagte James Krane, Energie-Spezialist für den Nahen Osten an der Denkfabrik Rice University's Baker Institute in Houston. Mit dem Anschlag könnten nun auch die USA in den Konflikt hineingezogen werden.
Irans Regierung unter Druck
Die Regierung im Iran steht unter schwerem innenpolitischen Druck, seit die USA vor rund einem Jahr das Atomabkommen mit westlichen Staaten sowie China und Russland aus dem Jahr 2015 einseitig aufgekündigt und wieder Wirtschaftssanktionen gegen den Iran in Kraft gesetzt hatten. Die USA wollen unter anderem den kompletten iranischen Ölexport unterbinden. Für den Iran ist die Ölausfuhr jedoch die wichtigste Einnahmequelle. Angesichts der Entwicklung schwächelt im Land das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit und die Inflation steigen. Trump will den Iran zu einem neuen Vertrag mit viel schärferen Einschränkungen bei dessen Atom- und Raketenprogramm zwingen.
(Quelle: salzburg24)