Otto ist der 40. Träger des Pritzker-Preises und erst der zweite Deutsche - nach Gottfried Böhm 1986 - überhaupt, der die begehrte Auszeichnung erhält. Otto sei nicht nur Architekt, sondern auch "Forscher, Erfinder, Form-Finder, Ingenieur, Baumeister, Lehrer, Mitarbeiter, Umwelt-Aktivist, Humanist und Schöpfer unvergesslicher Gebäude und Orte" gewesen, begründete die Jury ihre Wahl. Sie zog die Bekanntgabe ihrer Entscheidung wegen des Todes von Otto um zwei Wochen vor. "Die Nachricht von seinem Tod ist sehr traurig", sagte Tom Pritzker, der Vorsitzende der Hyatt-Stiftung, die den Preis verleiht.
Die renommierte Auszeichnung werde somit erstmals posthum verliehen. Otto habe aber vor seinem Tod noch von der Ehrung erfahren. Den Angaben zufolge besuchten Vertreter des Preiskomitees den betagten Architekten zu Hause in Warmbronn nahe Stuttgart, um ihm die Nachricht persönlich zu überbringen. "Ich habe nie etwas getan, um diesen Preis zu erhalten", habe er der Jury daraufhin gesagt. "Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel. Ich versuche, armen Menschen zu helfen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich."
Die für den 15. Mai in Miami geplante Verleihung des Preises solle trotzdem stattfinden, teilte die Pritzker-Jury mit. Eigentlich hatte Otto dabei die Auszeichnung von Star-Architekt und Pritzker-Preisträger Frank Gehry (86) verliehen bekommen sollen. Stattdessen würden bei der Veranstaltung nun zahlreiche frühere Pritzker-Preisträger des Lebens und Werks von Otto gedenken.
Der 1925 im sächsischen Siegmar geborene Otto war Sohn eines Bildhauers und Schüler des Star-Architekten Mies van der Rohe (1886-1969). Neben der Zeltdachkonstruktion des Münchner Olympiastadions entwarf er gemeinsam mit Kollegen unter anderem auch den Japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover und das Spinnennetzdach über dem Deutschen Zeltpavillon für die Weltausstellung 1967 in Montréal.
Auch in Kassel, Köln und in der arabischen Welt war Otto tätig. Eine Zeit lang arbeitete er auch am umstrittenen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 mit, distanzierte sich dann aber davon.
Der Pritzker-Preis hat den Rang eines Nobelpreises der Architektur erlangt. Zusätzlich zu einer Bronzemedaille erhalten die Gewinner ein Preisgeld von 100.000 Dollar (72.300 Euro). Die diesjährige Zeremonie soll am 15. Mai in Miami stattfinden.
(Quelle: salzburg24)