Welt

Arnulf Rainer: "Mensch, der immer arbeiten muss"

Der Künstler wird bald 85 Jahre alt
Veröffentlicht: 29. August 2014 09:43 Uhr
Im Dezember steht mit dem 85. Geburtstag ein Jubiläum für Österreichs Malerstar Arnulf Rainer an. Unter anderem wird die Wiener Albertina deshalb dem gebürtigen Badener ab 3. September eine große Retrospektive widmen - ein Umstand, der den Künstler freut, bei dem er sich allerdings nicht aktiv einbringen möchte, wie er beim Journalistenbesuch in seinem Domizil nahe Passau betont.

So werde die Albertina-Ausstellung, die nach längerer Zeit wieder eine große Personale Rainers in seinem Heimatland darstellt, für ihn selbst eine Überraschung: "Ich war bei der Auswahl nicht dabei." Dies halte er immer so, unterstreicht der Maler, der sich zugleich nicht in die Gestaltung der ihm gewidmeten Schauen einmischen möchte: "Ich selbst möchte die Werke auch nicht hängen - ich würde nie fertig werden."

Er persönlich habe auch Schwierigkeiten, seine Arbeiten hierarchisch in Großwerke und minder wichtige einzuteilen: "Was sind schon 'repräsentative' Werke?" Jenen 36 Werken, die 1994 bei einem Anschlag in der Akademie der bildenden Künste in Wien zerstört wurden, trauert Rainer allerdings noch heute hinterher: "Das waren meine wertvollsten Arbeiten." Schließlich hätten diese nach einer Ausstellung den Guggenheim-Stempel getragen. Auch wenn der Hauptverdächtige damals in seiner Klasse war, wurde der Fall nie aufgeklärt. Er selbst habe jedenfalls Ressentiments bei der Polizei gespürt, die nicht einmal Fingerabdrücke am Tatort genommen habe.

Umso mehr freut sich Rainer über seinen idyllischen Rückzugsort, den sich der 84-Jährige in den 1950ern in einem ehemaligen Kloster direkt am Inn eingerichtet hat. "Das ist meine Verbindung zur BRD", meint der gebürtige Niederösterreicher, der sich dem wesentlich größeren Nachbarn verbunden fühlt. In der Hochzeit des Kalten Krieges habe er sich bewusst einen weiteren Wohnsitz in einem Land gesucht, das den Russen nicht schutzlose ausgeliefert gewesen wäre: "Zum Bundesheer hatte ich da weniger Vertrauen."

Hinter den dicken Mauern hat der Maler jedoch eine leichte, fast luftige Atmosphäre geschaffen. In großzügigen, nur dezent möblierten Räumen überlässt er dem Licht die Bühne. Und in einem einstmals zum Bierbrauen verwendeten zweistöckigen Raum arrangieren Rainers Ehefrau Hannelore Ditz und seine Tochter Klara Kunstwerke für Interessierte. Allzu viele der Rainer-Fans möchte man aber eigentlich nicht in der Abgeschiedenheit. Denn auch im Angesicht des Flusses und der in der Anlage herrschenden kontemplativen Ruhe steht für den produktiven Künstler stets das kreative Schaffen im Vordergrund: "Ich bin ein Mensch, der immer arbeiten muss." So steht Rainer meist morgens um 6 Uhr auf und ist dann bis 14 Uhr produktiv: "Das ist der Lebensrhythmus hier am Land - und der ist wahrscheinlich gesünder."

Zugleich freut sich Rainer aber auch über das allseitige Interesse an seinem Oeuvre, wenn er sagt: "Ich werde behandelt wie ein toter Klassiker" - was er positiv meint. Die große Albertina-Retrospektive zwischen 3. September und 2. Februar, die danach im Museum Frieder Burda in Baden-Baden gezeigt wird, bleibt dabei nicht die einzige Würdigung des Vielumworbenen. Parallel dazu findet im Rainer-Museum in Baden nach dem Ende der Doppelausstellung "Damien Hirst / Arnulf Rainer: Durcheinander" ab Oktober eine Schau mit Bücherübermalungen und Radierungen gewissermaßen als Ergänzung zur Albertina statt. Und bis 28. September prangt noch Rainers "Schleier der Agnes" an der Fassade des Wiener Ringturms.

(Quelle: salzburg24)

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