Welt

Audimax in Wien: Identitäre stürmen Jelinek-Aufführung von Flüchtlingen

Veröffentlicht: 15. April 2016 07:49 Uhr
Die rechtsextremen Identitären haben einen fremdenfeindlichen Angriff auf das Kulturleben gestartet. Donnerstagabend stürmten 40 Aktivisten die Bühne des Audimax der Uni Wien, wo das Elfriede-Jelinek-Stück "Die Schutzbefohlenen" von Flüchtlingen aufgeführt wurde. Laut Veranstalter gab es mehrere Verletzte, vier Männer wurden angezeigt. Die Identitären sprachen von einer ästhetischen Intervention.

Laut Polizei waren die Aktivisten der Identitären "augenscheinlich dem rechtsextremen Klientel zugehörig". Gegen 20.45 Uhr besetzten sie die Bühne des Audimax, das mit 800 Personen voll besetzt war, und unterbrachen das dort aufgeführte Theaterstück. Dabei entrollten sie ein Transparent mit der Aufschrift "Heuchler - Unser Widerstand gegen eure Dekadenz", verschütteten Kunstblut und warfen Flyer mit der Aufschrift "Multikulti tötet" ins Publikum. "Als im Saal und auf der Bühne anwesende Personen versuchten, die 'Identitären' von der Bühne zu drängen, kam es zu tumultartigen Szenen", berichtete die Polizei.

Bei der Aktion der Identitären, die bereits zuvor immer wieder Veranstaltungen gestört hatten, wurden laut der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) - sie war Mitveranstalter des Theaterabends - mehrere Personen aus dem Publikum sowie Schauspieler geschlagen, gestoßen und verletzt. Die Polizei forschte nach dem Bühnensturm vier Männer aus, vier weitere bisher unbekannte Personen wurden wegen "Störung einer Versammlung" angezeigt. Bisher haben acht Personen Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.

Die Identitären selbst rechtfertigten ihre Störung der Aufführung als "ästhetische Intervention". Die Aktion habe sich nicht "gegen die Asylanten auf der Bühne, sondern gegen die Heuchler im Publikum und der Politik" gerichtet. Ziel der Aktion seien "Politiker, die in ihren Parallelwelten leben" gewesen, auch die Autorin des Stückes, Elfriede Jelinek, "und ihre scheinheiligen Theaterstücke, die niemals die Opfer auf europäischer Seite zeigen" wurden verbal angegriffen. Gleichzeitig kündigten die Identitären weitere derartige Unternehmungen auf ihrer Website an.

Mit Entsetzen reagierten politische Vertreter von SPÖ, Grünen und NEOS auf den Bühnensturm. Die Stadt Wien lud das Ensemble der "Schutzbefohlenen" zu einer Aufführung ins Wiener Rathaus ein. Und auch den Präsidentschaftswahlkampf erreichte das Tagesgeschehen: SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer sieht die FPÖ für die Aktion mit verantwortlich, die mit ihrer Politik den Nährboden für solch rechtsextreme Gruppen bereite.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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