Kaum zu glauben, dass das einstige Wunderkind Buchbinder heuer bereits sein 60-Jahr-Bühnenjubiläum begeht. Ungebrochen scheint die Kraft der Darbietung und die Liebe des Pianisten zur Musik, die man seinen Interpretationen anhören und -sehen konnte. Perlte Haydns Sonate in Es-Dur (Hob. XVI/52) zum Auftakt geradezu schelmisch-verspielt dahin, gerieten vier der beliebten "Impromptus" von Franz Schubert (D 935) fast ein wenig beiläufig, aber genauso kunstfertig und klangschön. Souverän und temperamentvoll spielte Buchbinder schließlich Ludwig van Beethovens "Appassionata" (Sonate f-Moll op. 57), "Die Leidenschaftliche", die zu den beliebtesten und berühmtesten Sonaten des Komponisten zählt.
Buchbinder, seit 2007 künstlerischer Leiter des Musikfestivals im niederösterreichischen Schloss Grafenegg, gilt mit seinen zyklischen Aufführungen der 32 Beethoven-Sonaten als maßstabsetzend, was die Interpretation der Werke des Komponisten betrifft. Als erster Pianist hatte er bei den Salzburger Festspielen 2014 sämtliche Beethoven-Sonaten innerhalb eines Festspiel-Sommers aufgeführt. Seinen Interpretationen liegt akribische Quellenforschung zugrunde: 39 komplette Ausgaben der Klaviersonaten Beethovens sind ebenso im Besitz des Sammlers wie eine Unzahl von Erstdrucken, Originalausgaben und Partituren. Kein Wunder also, dass beim carinthischen Konzert die Vertrautheit des Künstlers mit dem Werk so unmittelbar erlebbar war.
In Villach bedankte sich Rudolf Buchbinder für die Begeisterung des Publikums schließlich mit zwei Zugaben - einer virtuosen und fingerfertig dargebotenen Johann-Strauß-Paraphrase und einem kurzen Stück von J. S. Bach zum Ausklang.
(APA)
(Quelle: salzburg24)






