Kern des stereotypen Bilds ist die Vorstellung, dass "Zigeuner" nicht zivilisiert sind und sich deshalb nicht in die Gesellschaft integrieren wollen. Zu den Vorurteilen gehören Heimatlosigkeit und Nomadentum, parasitäre Lebensweise wie Betteln und Sozialmissbrauch sowie Disziplinlosigkeit.
Als aktuelles Beispiel dafür nannte Härle die Aussendung der Bürgermeister der fünf Vorarlberger Städte, die keine Zeltlager von Roma-Familien dulden wollen. In dieser seien alle Stereotype, von mangelnder Disziplin und Hygiene zu parasitärer Lebensweise, aufgezählt. "Durch diese Art von Sprachpolitik wird die Verantwortung für die Armut dieser Menschen ihnen selbst und ihrer Kultur zugeschoben", so Härle. Sie diene als Rechtfertigung dafür, dass man den Betroffenen nicht hilft.
Der Bericht dokumentiert eine Auswahl von Fällen aus den Bereichen Politik, Medien, Arbeitsplatz, Internet und Bildung der Jahre 2013 bis 2015. Eine allgemeine Aussage darüber, ob die Diskriminierung mehr oder weniger geworden ist, lasse sich daraus nicht ableiten, aber "es zeigt sich, dass es tagtäglich Antiziganismus gibt", sagte der Redakteur des Berichts, Ferdinand Koller. "Es passiert leider immer wieder, dass die Polizei die erlebte Diskriminierung verharmlost und sich weigert, Anzeigen gegen die Täter aufzunehmen." Im Bereich Politik falle besonders die FPÖ negativ auf, aber auch die ÖVP betreibe - etwa im Wahlkampf in Salzburg 2014 oder aktuell in Vorarlberg - antiziganistische Politik.
"Diese politischen und medialen Debatten führen zu Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung und bergen deshalb ein Gefahrenpotenzial", warnte Koller. Immer wieder komme es in zeitlicher Nähe dazu zu gewalttätigen Übergriffen und Diskriminierung. So versuchten etwa Anfang November in Vorarlberg zwei Männer, die sich als Polizisten ausgaben, Zelte von obdachlosen Familien in Brand zu stecken.
Die fünf Vorarlberger Städte, die im Antiziganismus-Bericht kritisiert werden, wehrten sich gegen den Vorwurf der Diskriminierung. In einer Aussendung hieß es, man weise das "mit größter Vehemenz" zurück. Zudem wäre es wünschenswert gewesen, wenn sich der Verein bei den Städten über die Situation informiert hätte.
In den vergangenen Wochen habe man intensiv versucht, die Situation unter Berücksichtigung sozialer und sicherheitspolitischer Aspekte zu verbessern, wiederholt sei man aber mit der Ablehnung von Angeboten und Unterstützung konfrontiert gewesen, so die Bürgermeister. Anlass für die Aussendung seien illegale Roma-Lager gewesen, in denen Menschen mit Kleinkindern und Säuglingen unter hygienisch katastrophalen und menschenunwürdigen Verhältnissen lebten.
In der vom Verein "Romano Centro" kritisierten Aussendung habe man ausschließlich Fakten dargestellt und aufgezeigt, dass gerade aus sozialen und humanitären Erwägungen solche Lager in Vorarlberg nicht akzeptiert werden könnten. Da sich die Vertreter des Vereins weder bei den Städten noch den Sozialeinrichtungen über die Hintergründe der Situation informiert hätten, sei die Intention der Aussendung "offensichtlich falsch verstanden" worden. Es sei "zu keinem Zeitpunkt um Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe" gegangen. Im Gegenteil zeigten die Hilfsangebote, insbesondere die Angebote zur nachhaltigen Hilfe in den Heimatstädten der Menschen, dass ein "ausgesprochen hoher sozialer Anspruch" bestehe.
Man habe den Menschen aber auch klar gemacht, dass die Möglichkeiten der Städte begrenzt und dass Gesetze einzuhalten seien. Das betreffe auch den Schutz von Kindern. "Darauf hinzuweisen und die Fakten auf den Tisch zu legen, ist erlaubt und stellt keine Diskriminierung dar", so die Bürgermeister. Das Thema habe die Bevölkerung polarisiert. Dabei sei es immer das Bestreben der Stadtchefs, eine Balance der Meinungen und Stimmung aufrecht zu erhalten. Mit dem Vorwurf von "Romano Centro" würden diese Bemühungen "negiert oder einfach nur 'übersehen'", hieß es.
(Quelle: salzburg24)