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Berlin: Spuren des Terrorverdächtigen führen nach Moabit

Die Terrorfahrt begann offenbar im Stadtteil Moabit.
Veröffentlicht: 23. Dezember 2016 09:29 Uhr
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt im Herzen Berlins fahnden Ermittler europaweit nach Anis Amri. Doch mehrere Spuren des dringend verdächtigen Tunesiers führen ganz in die Nähe des Tatortes - in den Stadtteil Moabit.
SALZBURG24 (Florian Gann)

In einem Industriegebiet in dem früheren Arbeiterviertel bemächtigte sich der 24-Jährige am Montagnachmittag wohl des Sattelschleppers, mit dem er neben der Gedächtniskirche ein Blutbad anrichtete. Die Fahnder haben seine Fingerabdrücke auf dem Lastwagen gefunden. Nun tauchen Bilder einer Überwachungskamera auf, die den Tatverdächtigen nicht weit entfernt vor einem Salafisten-Treffpunkt zeigen sollen - wenige Tage vor und vor allem nur Stunden nach dem Anschlag.

Kontakt zu Lkw-Fahrer abgerissen: Hier beginnt die Spur

Rückblende: Ein polnischer Spediteur hatte nach dem Anschlag berichtet, sein Fahrer habe den Lkw am Montagnachmittag in dem Moabiter Industriegebiet geparkt, um aus Italien importierte Stahlkonstruktionen am Dienstag auszuladen. Seit 16.00 Uhr, also rund vier Stunden vor dem Anschlag, sei der Fahrer nicht mehr erreichbar gewesen.

GPS-Daten zeigten, dass der Laster danach mehrmals gestartet worden sei, berichtete der Sender TVN24 unter Berufung auf die Spedition. Polnische Medien vermuteten, dafür könnte der mutmaßliche Lkw-Dieb und Attentäter verantwortlich sein.

19.45 Uhr: Lastwagen verlässt Moabit

Gegen 19.45 Uhr habe der Lastwagen dann seinen Standort in Moabit verlassen, etwa eine Viertelstunde später raste er in die Budengasse des Weihnachtsmarkts und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Zwölf Menschen starben, darunter der Speditionsfahrer. Ob es einen Kampf in der Fahrerkabine gab und der Pole noch lebte, womöglich gar ins Lenkrad griff und Schlimmeres verhinderte, als der Sattelschlepper durch den Weihnachtsmarkt fuhr - alles noch offen.

Überwachungsbilder geben wichtige Hinweise

Seit Donnerstagabend gibt es nun jene neuen Hinweise, die in die Nähe des Ausgangsorts des Anschlags weisen. Nach einem rbb-Bericht wurde der Terrorverdächtige Amri knapp acht Stunden nach dem Anschlag von einer Überwachungskamera an dem polizeibekannten Salafisten-Treffpunkt in Moabit gefilmt. Der Sender veröffentlichte Observationsbilder, die den Tunesier am frühen Dienstagmorgen vor dem Moschee-Verein "Fussilet 33" zeigen sollen. Die Berliner Polizei wollte den Bericht nicht kommentieren und verwies auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

Weitere vom rbb veröffentlichte Observationsbilder weisen ebenfalls nach Moabit. Sie sollen den Tunesier an derselben Stelle am 14. und 15. Dezember zeigen. Zu sehen sind schwarz-weiße und etwas unscharfe Standbilder, die einen Mann in dunkler Jacke und mit dunkler Mütze zeigen. Ort der Observation ist die Gebäude-Vorderseite des Moschee-Vereins - auf der anderen Seite der Straße liegt eine Dienststelle der Polizei.

Spezialeinsatzkommando stürmt Moschee

Ein Spezialeinsatzkommando stürmte den Islamistentreffpunkt Donnerstag früh nach dpa-Informationen auf der Suche nach Amri. Die Moschee soll einer der Anlaufpunkte des Tunesiers in der Hauptstadt gewesen sein. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" benutzten die Polizisten bei dem Einsatz gegen den Moschee-Verein Blendgranaten, eine Tür wurde aufgesprengt. Am Abend war sie notdürftig repariert.

Islamistentreffpunkt "Fussilet 33"

Im jüngsten Bericht des Berliner Verfassungsschutzes wird der Moschee-Verein "Fussilet 33" als Treffpunkt von Islamisten geführt. Beim Islamunterricht sollen dort Muslime - meist Türken und Kaukasier - für den bewaffneten Kampf der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien radikalisiert worden sein. Auch sei Geld für Terroranschläge in Syrien gesammelt worden. 2015 hatte die Polizei die Räume schon einmal gestürmt. Ein Imam saß zeitweise in Untersuchungshaft.

Terrorfahrt startet in Nähe von Moschee

Nur etwa 500 Meter Luftlinie liegen zwischen der Moschee an der viel befahrenen Perleberger Straße und dem Industriegebiet am Friedrich-Krause-Ufer, wo der polnische Lkw vor dem Anschlag parkte. Zu Fuß braucht man vielleicht eine Viertelstunde für die Strecke, mit dem Rad dürften es keine fünf Minuten sein. Welche Verbindungen es tatsächlich zwischen beiden Orten gibt, werden die Nachforschungen der Polizei zeigen.

Einem weiteren Zusammenhang dürften die Ermittler ebenfalls nachgehen: Einige hundert Meter nördlich vom Friedrich-Krause-Ufer liegt die As-Sahaba-Moschee. Auch sie wird vom Berliner Verfassungsschutz zu den wichtigsten Treffpunkten der Salafisten-Szene in der Hauptstadt gezählt.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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