Die meisten Menschen seien durch Artilleriefeuer oder Raketeneinschlag getötet worden. Die UN erklären, sie gehen von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus, da Berichte über viele Todesfälle in umkämpften Städten nicht überprüft werden konnten.
Mehr als 50 Tote bei Raketenangriff
Bei einem russischen Luftangriff auf eine Militärkaserne im südukrainischen Mykolajiw wurden Augenzeugen zufolge Dutzende Menschen getötet. "Nicht weniger als 200 Soldaten schliefen in den Baracken", sagte der 22-jährige Soldat Maxim der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, einen Tag nach dem Raketenangriff. "Mindestens 50 Leichen wurden aus den Trümmern gezogen, aber wir wissen nicht, wie viele dort noch liegen." Die Rettungsarbeiten dauerten an. Überprüfbar waren die Angaben nicht. Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ignat, bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass "der Feind unsere Depots angegriffen hat". Es habe Zerstörungen und Explosionen von Munition gegeben. "Leider ist die Ukraine zu einem Versuchslabor für das gesamte russische Raketenarsenal geworden", sagte Ignat dem Nachrichtenportal "Ukrainska Prawda".
Lage in Mariupol „katastrophal“
Auch die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer war weiter umkämpft. Von ukrainischer Seite hieß es am Samstag, sie habe "vorübergehend" den Zugang zum Asowschen Meer verloren. Die russische Armee hatte am Freitag erklärt, sie sei in die strategisch wichtige Stadt eingedrungen und kämpfe dort an der Seite von Truppen aus dem Separatistengebiet im ostukrainischen Donezk. Ein Berater des ukrainischen Innenministeriums beschrieb die Lage in Mariupol als "katastrophal". Am Rande der Stadt gebe es Kämpfe um das Stahlwerk Asowstal, sagte der Berater Wadym Denysenko. "Eines der größten Stahlwerke Europas wird im Moment zu einer Ruine", sagte er.
Fluchtkorridor aus Luhask seit heute Vormittag
Aus der ostukrainischen Region Luhansk soll es am Samstagvormittag nach Angaben des Gouverneurs der Region einen Fluchtkorridor für Zivilisten geben. Ab 09.00 Uhr Ortszeit (08.00 Uhr MEZ) sollen Evakuierungen und Hilfslieferungen möglich sein. Das teilt Serhij Gaidaj über die Messenger-App Telegram mit. In Saporischschja verhängte das ukrainische Militär eine Ausgangssperre ab 15.00 Uhr MEZ. Der Bürgermeister von Lwiw warf indes internationalen Hilfsorganisationen mangelnde Vorbereitung auf den Krieg vor.
Ausgangssperre in Saporischschja
Die Ausgangssperre im südöstlichen Saporischschja gelte für 38 Stunden bis zum frühen Montagmorgen, teilte der stellvertretende Bürgermeister Anatolii Kurtiew mit. "Geht zu dieser Zeit nicht raus!" Die Stadt im Süden der Ukraine ist zu einem wichtigen Durchgangspunkt für Flüchtlinge geworden, insbesondere aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol weiter im Südosten des Landes.
Bürgermeister von Lwiw kritisiert Hilfsorganisationen
"Nicht eine internationale Organisation war vorbereitet, obwohl seit einem halben Jahr alle von einem möglichen russischen Angriff geredet haben", sagte der Bürgermeister von Lwiw (Lemberg), Andrej Sadowyj, der "Süddeutschen Zeitung". "Wahrscheinlich, weil die westlichen Analysedienste gesagt haben, dass der Krieg nur zwei Tage dauern und die Ukraine ohne Gegenwehr von den Russen besetzt werde." Bis heute gebe es keine "effektiven internationalen Notfallpläne".
Über 200.000 Geflüchtete in Lwiw
Lwiw liegt nur rund 80 Kilometer von der Grenze zum NATO-Mitglied Polen entfernt. Die Stadt ist seit Kriegsbeginn am 24. Februar zu einem Sammelpunkt für Flüchtlinge, Diplomaten und Korrespondenten geworden. "In den ersten zehn Tagen haben wir alle Flüchtlinge aufgenommen, die hierbleiben wollten. Jetzt sind alle Hotels, Jugendherbergen und Wohnungen voll", sagte Sadowyj der "Süddeutschen Zeitung". "Wir haben die Menschen in etwa 500 Schulen, Turnhallen, Theatern, Kulturzentren oder Gemeindezentren untergebracht. Bei 200.000 Personen waren unsere Kapazitäten erschöpft." In der Region Lwiw seien noch einmal so viele Menschen untergekommen.
Am dringendsten benötigt werde derzeit Geld für die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten, Containerhäusern, mobilen Duschen und Toiletten, sagte der Bürgermeister. "Wir können die Menschen nicht ewig in einem Turnsaal oder auf einer Theaterbühne unterbringen. Wir haben schon etliche Dutzend Hektar Land festgelegt, um dort solche Häuser hochzuziehen."
Bildergalerien
Bildergalerien
(Quelle: apa)