Welt

Boot mit etwa 150 Menschen an Bord vor Lesbos gekentert

Die Flüchtlinge riskieren ihr Leben
Veröffentlicht: 31. Oktober 2015 16:49 Uhr
Das Flüchtlingsdrama in der Ägäis nimmt kein Ende: Ein Boot mit etwa 150 Menschen an Bord soll nach griechischen Medienberichten am Samstag vor der Ostägäisinsel Lesbos gekentert sein. Starker Wind sorgte in der Region für hohe Wellen, berichtete das Staatsradio weiter. Die Küstenwache und Fischer suchen mit ihren Booten im Meer nach den Verunglückten, hieß es.

Schon in der Früh hatte die Küstenwache nach dem Kentern eines anderen Bootes vor Lesbos 35 Migranten aus den Fluten gerettet. In der griechischen Hafenstadt Piräus sind innerhalb von 24 Stunden knapp 8.700 Flüchtlinge und Migranten von den Ägäis-Inseln angekommen. Die Menschen wollen mehrheitlich nach Westeuropa weiterreisen.

Bewohner des Zentrums von Athen berichteten, dass sie jeden Abend beobachten könnten, wie mehrere Busse Migranten und Flüchtlinge aus der Umgebung des zentralen Viktoria Platzes zur nordgriechischen Grenzstation von Idomeni fahren würden. Andere Busse holten die Flüchtlinge direkt vom Hafen von Piräus ab. Die griechische Hafenstadt ist nur wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt.

Die Regierung in Athen plant, im Rahmen der Vereinbarungen mit den anderen EU-Staaten bis zum Jahresende Aufnahmelager für 30.000 Menschen in Betrieb zu nehmen. Zudem sollen 20.000 Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht werden. Die Mieten sollen mit EU-Geldern subventioniert werden.

Der Bürgermeister von Lesbos, Spyros Galinos, forderte, dass künftig Fähren Flüchtlinge direkt und sicher aus der Türkei nach Griechenland bringen sollen. Solange die EU nicht den geeigneten Druck auf die Türkei ausübe, den Flüchtlingszuzug zu kontrollieren, bleibe keine andere Möglichkeit, als diese Menschen zur Registrierung mit Fähren auf seine Insel zu bringen, damit sie nicht im Meer ertränken. "Wir müssen dieses Verbrechen beenden", sagte Galinos der Athener Zeitung "Kathimerini" (Samstag-Ausgabe). Die Leichenhallen der Insel seien voll mit Opfern, hieß es.

Auch die Regionalgouverneurin der Inseln der Nordägäis, Christina Kalogirou (Konservative Partei Nea Dimokratia), rief Athen auf, angesichts der schlimmen Lage auf den Inseln, sich die Öffnung der Landesgrenze (zur Türkei) zu überlegen. Bisher lehnt die Regierung unter Alexis Tsipras dies ab.

Experten gehen in Athen davon aus, dass eine Öffnung der rund 200 Kilometer langen Landesgrenze zur Türkei zu einem noch stärkeren Flüchtlingszuzug führen könnte. Dies würde zu einer dramatischen Erhöhung der Zahlen von Schutzsuchenden auf ihrem Weg in Richtung Westeuropa über die Balkanroute führen, sagte ein Offizier der Küstenwache einer Presse-Agentur am Samstag. "Und das will ja keine Regierung in Westeuropa", fügte er hinzu.

Als Reaktion auf die Flüchtlingskrise forderten griechische Jugendorganisationen und Bürgerinitiativen die Regierung in Athen auf, die Landesgrenze Griechenlands zur Türkei entlang des Flusses Evros (türkisch: Meric) zu öffnen. Dann müssten die Menschen nicht mehr die gefährliche Überfahrt von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln unternehmen. Die Parteijugend der linken Regierungspartei Syriza forderte zudem, dass auch ein etwa zehn Kilometer langer Zaun an der türkisch-griechischen Grenze niedergerissen werde.

Aus Protest gegen das Flüchtlingsdrama haben Mitglieder und Sympathisanten der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) am Samstag zwei große Transparente an der Mauer des Wahrzeichens von Athen, der Akropolis, aufgehängt. "Stoppt dieses Verbrechen jetzt", steht darauf geschrieben. Die Kommunisten machen die EU und die NATO verantwortlich für das Drama.

In den vergangenen zwei Tagen sind in der Ägäis 48 Flüchtlinge und Migranten, unter ihnen auch 31 Kinder, ums Leben gekommen. Insgesamt sollen nach einer vorläufigen Schätzung der Behörden etwa 3.000 Menschen in der Ägäis seit Jahresbeginn ums Leben gekommen sein.

(Quelle: salzburg24)

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