"Mit großer Trauer bestätigen wir, dass unser geliebter Sohn, Bruder und Freund George während der Weihnachtstage zu Hause friedlich entschlafen ist", teilte Michaels Sprecher am Sonntagabend mit. Im Namen der Familie bat der Agent, das Privatleben "in dieser schwierigen Zeit" zu respektieren.
Oduktion angeordnet
Die Polizei wurde am frühen Sonntagnachmittag in ein Anwesen im Ort Goring-on-Thames in Oxfordshire, etwa 90 Kilometer von London entfernt, gerufen. Sie sah keine Hinweise auf Fremdverschulden. Nach Informationen britischer Medien soll Michaels Manager Michael Lippman von Herzversagen gesprochen haben. Die Leiche soll obduziert werden.
Freunde sind tief bestürzt
Musikerkollegen äußerten sich in sozialen Netzwerken tief bestürzt. Elton John schrieb auf Instagram: "Ich habe einen geliebten Freund verloren - den nettesten, großzügigsten und einen brillanten Künstler." George Michael und John hatten zum Beispiel Anfang der 90er-Jahre mit einer Liveversion des von Elton John komponierten Songs "Don't Let The Sun Go Down On Me" einen gemeinsamen Hit.
Madonna: "2016 soll sich verpissen"
Die US-Sängerin Madonna, selber 80er-Jahre-Ikone wie George Michael und die in ähnlichem Alter gestorbenen Popstars Whitney Houston und Michael Jackson, postete: "Lebewohl mein Freund. Wieder ist ein großer Künstler von uns gegangen. Kann sich das Jahr 2016 jetzt nicht verpissen?" Sie spielte damit auch auf den Tod weiterer Rock- und Popstars in diesem Jahr an wie Prince und David Bowie. Zuletzt war einen Tag vor George Michael der Status-Quo-Gitarrist Rick Parfitt an einer Infektion gestorben.
Karrierestart mit Wham!
George Michael war der Sohn einer Britin und eines griechisch-zypriotischen Vaters; sein richtiger Name lautete Georgios Kyriakos Panagiotou. Seine Karriere startete er mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley. Sie gründeten das Duo Wham!, das 1985 als erste westliche Band in der Volksrepublik China auftrat.
Solokarriere mit "Faith"
1987 startete Michael eine Solokarriere und landete gleich mit seinem ersten Album "Faith" einen Hit. Die gleichnamige Single verkaufte sich millionenfach. Es brauchte drei Jahre, bis er mit "Listen Without Prejudice Vol. 1" sein nächstes Album produzierte. Zu seinen bekanntesten Solo-Hits zählen "Faith", "Freedom" und "Fast Love". Seinem Lebensgefährten Anselmo Feleppa widmete er den Song "Jesus to a Child".
Schicksalsschläge und Krisen
In den 90er-Jahren erlebte Michael einige Schicksalsschläge - vor allem der Tod seiner Mutter und der Tod eines Lebensgefährten stürzten ihn in tiefe Krisen. Michael wurde depressiv und nahm Drogen. Er haderte auch lange damit, sein Schwulsein zu verstecken.
Outing nach Festnahme
Nach einer Festnahme in den USA kam es jedoch 1998 endgültig zum Outing. Michael war damals in einer öffentlichen Toilette in einem Park in Beverly Hills festgenommen worden. Zivilfahnder ertappten ihn dort bei einem - wörtlich - "unanständigen Akt", wie es damals hieß. Der Will Rogers Memorial Park galt zu dieser Zeit als Anmachort für Homosexuelle, worüber es Beschwerden gab, weshalb die Polizei dort Einsatzkräfte hinschickte und unter anderem den Popsänger erwischte.
In einem Video für die Single "Outside" schilderte er den Vorfall satirisch.
Drogenprobleme und Haft
In der Zeit begannen auch seine Drogenprobleme, 2010 wurde er zu acht Wochen Haft verurteilt, weil er unter Drogen- und Medikamenteneinfluss seinen Wagen in ein Londoner Geschäft gerammt hatte. In Interviews äußerte sich Michael offen zu seinen Problemen.
Einmal sagte er dem "Guardian", die Leute sähen ihn wegen seiner sexuellen Vorlieben und seiner Drogenprobleme gerne als "tragisch" an; er glaube, seine Schwächen sorgten dafür, dass sie weniger neidisch auf ihn seien. "Ich selbst betrachte sie nicht mehr als Schwächen - das ist einfach, wie ich bin", fügte er hinzu.
In Wien im Koma
Danach wurde George Michael offensiver und auch politischer. Im Videoclip zum 2002 erschienenen Lied "Shoot the Dog" zeigte er zum Beispiel einen animierten Premierminister Tony Blair als Schoßhündchen des damaligen US-Präsidenten George W. Bush.
Für erneute Aufregung sorgte Michael 2011 in Wien, als er im November ein Konzert in der Stadthalle aus Krankheitsgründen absagen musste. Eine Lungenentzündung brachte ihn dem Tode nahe. Im Wiener AKH lag er damals drei Wochen lang im Koma, erst zu Weihnachten 2011 konnte er wieder nach Hause zurückkehren. Seine Krankheitserfahrungen hat er im Song "White Light" verarbeitet.
Fans und Kollegen trauern
Der Tod von George Michael war für viele Fans und in erster Linie für Menschen, die in den 80er- und 90er-Jahren Jugendliche waren, am zweiten Weihnachtsfeiertag ein großes Thema in den sozialen Netzwerken. Viele äußerten sich bestürzt.
Der Komiker Oliver Kalkofe fasste zum Beispiel zusammen: "Nur 53 Jahre war er bei uns... aber er hat die 80er Jahre Popmusik und das moderne Weihnachtsfest geprägt wie kaum ein anderer. Das heimtückische 2016 hat anscheinend immer noch nicht genug Legenden eingesammelt... aber es reicht jetzt wirklich. Schon lange."
(APA/ag.)
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(Quelle: salzburg24)