Auf eine Filmkarriere hatte es Rickman nie angelegt, sagte er vor knapp einem Jahr im APA-Interview. Aber: "Wenn man die Gelegenheit bekommt, muss man sie nehmen und rennen." Seit seinem späten Filmdebüt mit 41 Jahren in "Stirb langsam" (1988) war der versierte Film- und Theaterdarsteller eine fixe Größe in der internationalen Filmwelt.
Als der Engländer in der "Harry Potter"-Filmreihe (2001-2011) die Rolle des Severus Snape annahm, machte er Autorin J.K. Rowling glücklich. Mit seiner hypnotischen, klangvollen Stimme, der Adlernase und den schmalen Augen war er zu Recht ihre Traumbesetzung für den undurchsichtigen Magier. Entsprechend schockiert reagierte Rowling auf die Todesnachricht: "Es ist nicht in Worten auszudrücken, wie schockiert und am Boden zerstört ich bin, von Alan Rickmans Tod zu hören", schrieb die Britin am Donnerstag auf Twitter. Er sei ein großartiger Schauspieler und ein wundervoller Mann gewesen.
Auch "Harry Potter" alias Daniel Radcliffe würdigte seinen verstorbenen Wegbegleiter: "Alan war extrem gütig, großzügig, bescheiden und lustig", schrieb er unter anderem im Online-Netzwerk Google Plus.
Als echter Bösewicht war Rickman 1988 bekannt geworden: In "Stirb langsam" war er Hans Gruber, Widersacher von Bruce Willis. Der Action-Thriller stand am Beginn einer äußerst vielfältigen Filmkarriere, nebenbei blieb der gebürtige Londoner dem Theater treu und führte auch Regie.
"Irgendwas zwischen einem Adler und einer großen Katze", so beschreibt der "Guardian" den Charakterkopf, der reichlich Film- und Theaterpreise, aber nie einen Oscar gewann. Noch 2013 wählte das "Total Film"-Magazin den damals 66-Jährigen auf die Liste der begehrenswertesten Schauspieler - vor Brad Pitt und George Clooney.
Als begnadeter Schauspieler konnte er natürlich nicht nur böse Charaktere mimen. In "Sinn und Sinnlichkeit" verliebte er sich als aufrichtiger Colonel Brandon in Kate Winslet, als genervter Metatron in "Dogma" versuchte er, Chaos auf der Erde zu verhindern. 2003 betrog er Emma Thompson in der Weihnachtsschnulze "Tatsächlich Liebe" und wirkte dabei so depressiv, dass man ihm kaum böse sein konnte.
Mit Thompson arbeitete er mehrfach zusammen, besetzte sie 1997 auch in seinem Regiedebüt "The Winter Guest". 18 Jahre sollten bis zu seinem zweiten Werk vergehen: Im April 2015 reiste er für die Österreichpremiere von "Die Gärtnerin von Versailles" persönlich nach Wien. In dem mit Gesellschaftskritik und Komik gespickten romantischen Kostümdrama über eine von Kate Winslet gespielte Gartenarchitektin ist Rickman selbst als französischer Sonnenkönig Ludwig XIV. zu sehen.
(Quelle: salzburg24)