Kimmig hat in dieser Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin nicht nur die Figuren mit Vertretern des jeweils anderen Geschlechts besetzt - Susanne Wolff spielt die Titelfigur Clavigo, Marcel Kohler seine von ihm sitzen gelassene Braut Marie Beaumarchais und Kathleen Morgeneyer ihren dafür Rache nehmenden Bruder -, sondern auch sonst keinen Stein auf dem anderen gelassen.
Goethes Text ist auf ein Minimum reduziert, dafür finden sich weitere Texte und auch Goethes kurz nach "Clavigo" entstandenes derbes Mini-Drama "Hanswursts Hochzeit" eingearbeitet. Im Zentrum des rätselhaften und langatmigen Abends steht jedoch der Versuch, eine radikale Kunst-Position von heute zu definieren, die Kimmig offenbar irgendwo zwischen Jeff Koons und Madonna, der Zirkuskuppel und der Saatchi Gallery zu orten scheint. Die Mehrheit des Premierenpublikums dieser ersten Schauspiel-Neuproduktion der Salzburger Festspiele 2015 reagierte jedoch ratlos.
(Quelle: salzburg24)