Welt

Comeback für Schieles "Wally" im Leopold Museum

Veröffentlicht: 26. Februar 2015 14:00 Uhr
Rund 100 Jahre nach ihrem Tod gelingt ihr ein eindrucksvolles Comeback: Walburga "Wally" Neuzil ist die aktuelle Sonderausstellung im Wiener Leopold Museum gewidmet. Immerhin handle es sich bei dieser "außergewöhnlichen Existenz" nicht nur um die zeitweilige Muse Egon Schieles, wie Kurator Diethard Leopold am Donnerstag betonte. Gut vier Jahre lang war Neuzil die Frau an der Seite des Künstlers.

Damit unterschiede sie sich auch von anderen Modellen jener Zeit, wie Interimsdirektor Franz Smola bei der Presseführung zur Schau "Wally Neuzil. Ihr Leben mit Egon Schiele" erläuterte. "Durch ihre Beziehung zu ihm ist sie aus der Anonymität herausgetreten." Dennoch sei das Zusammentragen der insgesamt rund 200 Objekte für die Kuratoren - neben Leopold waren dies Stephan Pumberger und Birgit Summerauer - keine einfache Angelegenheit gewesen, ist die Faktenlage doch recht dünn. Beispielsweise gibt es nur eine Fotografie, die Schiele und Neuzil gemeinsam zeigt.

In Kombination mit verschiedenen Autografen, einer ganzen Reihe weiterer Fotografien und natürlich den Werken von Schiele habe man eine Annäherung an Neuzil (1894-1917) gewagt. "Obwohl wir in der Analyse eng an den Dokumenten bleiben, kann es nur ein Versuch sein, sich der Psyche einer lang verstorbenen Person zu nähern. Ich hoffe, uns ist das bei Wally konzis und logisch gelungen. Wir haben uns bemüht, sie als Person greifbar zu machen", so Leopold. Eine wesentliche Rolle spiele dabei der historische Hintergrund, zu dem jede Person "immer in einer dynamischen Beziehung" stehe. "Auch Wally wird erst durch das Wien um 1900 sichtbar."

Das aus einfachen Verhältnissen stammende Mädchen, das 1911 16-jährig in Schieles Leben trat, begleitete den Maler "in seiner künstlerisch aufregendsten Phase", so Smola. Bis 1915 war sie an seiner Seite - und natürlich ist auch der Trennung in der umfangreichen Schau ein eigener Abschnitt gewidmet. "Uns war wichtig, sämtliche erhaltenen Materialien zusammenzutragen und geschlossen zu präsentieren", unterstrich Summerauer. Und so schließt die Ausstellung im letzten Raum mit einer Fotografie, die Neuzil als Krankenschwester zeigt, sowie einem Eintrag zu ihrem Tod während des Ersten Weltkriegs.

Nimmt man etwas Abstand von dem dezidiert biografischen Erzählduktus der Ausstellung, die sich nahtlos in die permanente Schiele-Präsentation im dritten Stock des Hauses einfügt, so rücken natürlich wieder die beeindruckenden Gemälde in den Vordergrund. Unter anderem ist mit "Tod und Mädchen" ein Hauptwerk des Malers erstmals im Leopold Museum zu sehen. Dass er von Neuzil "nicht nur körperlich, sondern auch spirituell geöffnet wurde", wie es Leopold ausdrückte, zeige wiederum das Werk "Liebkosung (Kardinal und Nonne)", dem man wieder den ursprünglichen Titel gegeben habe.

Und natürlich kommt man am "Bildnis Wally" nicht vorbei, das gemeinsam mit seinem Pendant, dem "Selbstbildnis mit Lampionfrüchten", auf die Besucher wirkt. Keinesfalls problematisch findet der Vorstandsvorsitzende der Leopold Museum-Privatstiftung, Helmut Moser, dass die Provenienzgeschichte des Werkes nicht mehr Raum einnimmt. Diese sei schließlich allseits bekannt und man habe sich überdies mit den Erben nach Lea Bondi-Jaray auf einen Begleittext geeinigt. "Wir sind nicht frei, was wir dort hinschreiben." Also müsse man sich auf den, natürlich auch aktuell präsenten Text beschränken.

Kurz angebunden reagierte Moser auf die kürzlich von Diethard Leopold angestoßene Diskussion um die Basisabgeltung des Hauses. "Wir sprechen hier über die Ausstellung zu Wally Neuzil, und sonst gar nichts", reagierte er auf entsprechende Nachfragen einsilbig. Somit blieb ebenfalls offen, ob Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) wie angekündigt bereits mit dem Vorstand in Gespräche getreten ist.

(S E R V I C E - "Wally Neuzil. Ihr Leben mit Egon Schiele" von 27. Februar bis 1. Juni im Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien, täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr; zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiges Begleitbuch, hrsg. von Diethard Leopold, Stephan Pumberger und Birgit Summerauer, Christian Brandstätter Verlag, 184 Seiten, 29,90 Euro;)

(Quelle: salzburg24)

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