Brigitte Fürle, künstlerische Leiterin des Festspielhauses, war seinerzeit im Rahmen der Berliner Festspiele (spielzeit' europa) mitbeteiligt an der Produktion des Stücks, das auf Projekte anlässlich der Eröffnung des Neuen Museums Berlin und Zaha Hadids MAXXI in Rom (2009) zurückgeht. Für sie schließt sich gleichsam ein Bogen, wenn "Continu" nun in der aktuellen Fassung in St. Pölten zur Aufführung gelangt.
Sehr effektvoll beginnt der Abend zu perkussiven Soli von Iannis Xenakis, mit nachdrücklicher Intensität von Schlagwerkerin Robyn Schulkowsky interpretiert, und dem Auftritt eines reinen Frauenensembles. Musik von Edgard Varèse ("Arcana", "Hyperprism" und "Ionisation") bildet dann den Background für eine teils abstrakte, teils bildhafte Inszenierung interaktiver Verhaltensweisen.
Spannend ist stets die Darstellung der Ambivalenz von Beziehungen: Annäherungen, die sich im Handumdrehen in Abwehr und Abstoßung kehren, intendierte Umarmungen, die zu aggressiven Attacken mutieren, Begegnungen, die in Verbiegungen und Behinderungen ausarten. Kämpfe, Amokläufe, eine Exekutionsszene, aber auch lange Passagen in der Stille als Pro- und Epiloge - starke Momente mit Assoziationspotenzial.
Der zweite, "weiße" Teil - zu "Zipangu" von Claude Vivier - wirkt selbstbezogener als der expressive "schwarze" zuvor und mündet in einen Pas de deux zu einem berückenden Mozart-Adagio aus dem Off, laut Waltz wie eine Sehnsucht oder Erinnerung. Schon am 15. Oktober gibt es die nächste österreichische Erstaufführung von Sasha Waltz & Guests: "Körper" im Tanzquartier Wien.
(Quelle: salzburg24)