Am Donnerstag ist in Offenburg ein Mediziner in seiner Arztpraxis erstochen worden. Eine Praxishelferin wurde bei dem Messerangriff schwer verletzt, wie Polizei und Staatsanwalt mitteilten. Demnach sei ein Mann ohne Termin in die Praxis gekommen und habe den Arzt sofort mit einem mitgebrachten Messer attackiert. Der Mediziner erlag noch in der Praxis seinen schweren Verletzungen. Nach einer sofort eingeleiteten Großfahndung nahm die Polizei einen Verdächtigen fest. Dabei soll es sich um einen 26-jährigen Asylwerber handeln, sein Motiv ist bislang unklar. Mittlerweile wurde ein Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn erlassen.
"Tagesschau"-Chefredakteur begründet Vorgehen
Deutschlands meistgesehene Nachrichtensendung, die „Tagesschau“ in der ARD, verzichtete darauf, den Fall in ihrer Berichterstattung zu thematisieren. In den sozialen Netzen hagelte es deshalb Kritik, sodass sich Chefredakteur Kai Gniffke am Samstag dazu veranlasst sah, in einem Facebook-Post ein Statement und eine Begründung zu der Causa abzugeben. Dort heißt es unter anderem: „Wir berichten in der Tagesschau über Dinge von gesellschaftlicher, nationaler oder internationaler Relevanz. Dinge, die für die Mehrzahl der rund 83 Millionen Deutschen von Bedeutung sind. Dabei können wir nicht über jeden Mordfall berichten.“
Herkunft des Tatverdächtigen spiele eine Rolle
Auch die Tatsache, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Asylwerber handelt, habe eine Rolle gespielt, wieso die „Tageschau“ über den Mordfall nicht berichte: „Wo die Meinungen auseinander gehen, ist die Frage, ob wir darüber berichten sollten, wenn es sich beim Tatverdächtigen um einen Asylbewerber handelt. Aus meiner Sicht sollten wir das dann tun, wenn Asylbewerber überproportional an Tötungsdelikten beteiligt wären. Das ist, soweit wir es recherchieren können, nicht der Fall. Deshalb haben wir uns gegen die Berichterstattung entschieden.“
"Es ist legitim, uns danach zu fragen"
Gniffke verstehe jedoch die Reaktionen jener Leute, die aufgrund der fehlenden ARD-Berichterstattung Fragen stellen: „Es haben all diejenigen Recht, die sagen, dass der Arzt heute noch leben würde, wenn dieser Flüchtling nicht ins Land gekommen wäre. Stimmt, ganz klar. Aber ich sage ebenso deutlich, dass auch das für mich noch keine Begründung ist, über einzelne Kriminalfälle in der Tagesschau zu berichten, weil das gilt, was ich oben beschrieben habe. Ausdrücklich erkenne ich an, dass es absolut legitim ist, uns danach zu fragen.“
Ähnlicher Vorfall bereits 2016
Wie das Online-Nachrichtenportal www.thueringen24.de berichtet, brachte eine ähnliche Causa der ARD bereits im Dezember 2016 viel Kritik ein. Damals war eine Studentin in Freiburg ermordet worden, zunächst brachte die "Tagesschau" zu diesem Fall ebenfalls keine Berichterstattung. Die Begründung fiel ähnlich aus wie in der aktuellen Causa. So handle es sich um "einen Einzelfall", der keine "nationale oder internationale Relevanz" habe. Erst als sich Politiker zu Wort gemeldet hatte, berichtete die Nachrichtensendung dann doch davon. Als ein 15-jähriges Mädchen 2017 in einem Drogeriemarkt im deutschen Kandel ermordet wurde, verfuhr die "Tagesschau" zunächst ähnlich und schwieg.
Kritik aus der Politik
Der deutsche Grünen-Politiker Boris Palmer kritisierte den „Tagesschau“-Chefredakteur auf seiner Facebook-Seite. Auf dieser schreibt er: „Wenn ein Mensch, der im Beruf anderen Menschen hilft, ohne erkennbaren Grund mit dem Messer erstochen wird, dann ist das kein gewöhnlicher Raubmord, sondern ein Fall von besonderer Abscheulichkeit, egal woher der Täter kommt. Daher eine Nachricht für die Tagesschau.“ Eine Antwort von der „Tagesschau“ gab es darauf allerdings nicht.
(S24/APA)
(Quelle: salzburg24)