Welt

Deutsche Verbraucherpreise fallen wieder

Deutsche Verbraucher kaufen günstiger ein
Veröffentlicht: 29. Jänner 2015 16:36 Uhr
Sinkende Preise fürs Tanken, Heizen und Essen machen das Leben in Deutschland billiger - zum ersten Mal seit der globalen Wirtschaftskrise 2009. Waren und Dienstleistungen kosteten im Jänner durchschnittlich 0,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. "Das ist der stärkste Rückgang seit fünfeinhalb Jahren", erklärte das Statistische Bundesamt am Donnerstag.

Ökonomen zeigten sich überrascht: Sie hatten nur ein Minus von 0,1 Prozent erwartet und rechnen erst in der zweiten Jahreshälfte wieder mit einem Anstieg der Kosten. Von einer Deflation - einer Spirale aus fallenden Preisen, Investitionen und Konsumausgaben - sprechen die meisten Experten trotzdem nicht.

"Der Rückgang ist den kräftig sinkenden Ölpreisen geschuldet", erklärte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. Diese sind seit dem Sommer um mehr als die Hälfte gefallen, was Tanken und Heizen erheblich billiger macht. Energie kostete dadurch im Schnitt neun Prozent weniger als im Jänner 2014. Günstiger wurden auch Nahrungsmittel und zwar um 1,3 Prozent. Gestiegen sind dagegen viele Dienstleistungen und die Wohnungsmieten, letztere um 1,3 Prozent.

"Niedrigere Energiekosten werden auch in den kommenden sechs Monaten für negative Inflationsraten sorgen", ist sich Ökonomin Jennifer McKeown vom Analysehaus Capital Economics sicher. Eine Deflation fürchten die meisten Analysten aber nicht. "Zu den Merkmalen einer Deflation gehören auch sinkende Investitionen und ein schrumpfender privater Konsum", so Postbank-Experte Bargel. "Das sehen wir in Deutschland und auch in Europa nicht. Im Gegenteil." Die kleinere Energierechnung entlaste Verbraucher wie Unternehmen um Milliarden. "Das ist gut für das Wachstum", sagte Analyst Christian Schulz von der Berenberg Bank. "Verbraucher sparen Geld, das sie für andere Dinge ausgeben können."

Das wirkt sich auch aus Sicht der deutschen Regierung positiv aus. "Aktuell wird das wirtschaftliche Wachstum getragen von einer starken Binnenkonjunktur", sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Bundestag. Seine Experten rechnen im Jahresschnitt mit einer Teuerungsrate von rund einem Prozent.

Postbank-Experte Bargel geht davon aus, dass die Preise in der zweiten Jahreshälfte wieder steigen werden. "Ein Grund dafür ist der schwache Euro, über den wir Inflation nach Deutschland importieren." Der Eurokurs hat binnen eines Jahres um gut 17 Prozent zum Dollar abgewertet. Da vor allem Rohstoffe in Dollar abgerechnet werden, müssen dafür mehr Euro hingeblättert werden.

Auch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns wirke preistreibend. "Viele Dienstleister wie Friseure haben wegen höherer Personalkosten begonnen, ihre Preise anzuheben", erklärte Bargel. Zudem winkten Millionen Arbeitnehmern deutliche Kaufkraftgewinne - dank steigender Löhne und geringer Inflation. "Das erhöht den Spielraum der Unternehmen, höhere Preise durchzusetzen."

In der Eurozone waren die Lebenshaltungskosten bereits im Dezember zurückgegangen - erstmals seit Oktober 2009. Dazu trugen ebenfalls die wegen des Ölpreisverfalls stark gesunkenen Energiepreise bei. Die Entwicklung weckte Ängste vor einer Deflation - einem länger anhaltenden Preisverfall, der Europas Wirtschaft insgesamt schwächen könnte

Wegen der extrem niedrigen Inflation in der Währungsunion flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte mit billigem Geld. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte erst vorige Woche mit 1,1 Billionen Euro eines der größten Anleihe-Kaufprogramme an, das es je gab. Damit will er verhindern, dass die Wirtschaft doch in eine Deflation abdriftet.

(Quelle: salzburg24)

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