Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat den bundesweiten Warnstreik der Deutschen Bahn im Fern- und Regionalverkehr am Freitagvormittag für beendet erklärt und ein positives Fazit gezogen. "In allen 50 Unternehmen haben wir massive Auswirkungen gehabt", sagte Tarifvorständin Cosima Ingenschay. "Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben ist quasi nichts mehr gefahren."
Erneute Verhandlungen nach Warnstreik
Die Beteiligung sei in etwa auf dem Niveau des ersten großangelegten Warnstreiks der EVG und Verdi von Ende März entsprochen. "Die Wut und Enttäuschung ist sehr groß, dass immer noch keine verhandlungsfähigen Angebote vorliegen", sagte Ingenschay. Die Tarifverhandlungen im Bahnsektor sollen am kommenden Dienstag bei der Deutschen Bahn in Fulda weiter gehen.
Die Bahnunternehmen hatten angekündigt, dass nach dem Ende des Warnstreiks am Freitag um 11 Uhr insbesondere der S-Bahn- und Regionalverkehr vergleichsweise schnell wieder anlaufen werde. Im Fernverkehr will die Deutsche Bahn ab 13 Uhr den Betrieb wieder aufnehmen. Mit deutlichen Auswirkungen sei indes noch bis in die Abendstunden zu rechnen, sagte ein Bahnsprecher am Morgen.
Kein Chaos an Bahnhöfen
An den Bahnhöfen in Deutschland und Österreich war die Lage am Freitagvormittag ruhig geblieben. Die Passagiere haben sich offenbar gut auf die Zugausfälle eingestellt. In Österreich gab es kaum Kunden, die vergeblich Ihren Zug gesucht haben, so ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. Zusätzlich fallen wegen Streiks an einigen deutschen Flughäfen auch Flugverbindungen von Österreich nach Köln, Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart aus.
Zugverkehr soll schnell wieder "in Tritt kommen"
"Die Bahnhöfe sind fast leer", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Freitagmorgen in Berlin. Im Laufe des Nachmittags sollte sich der Deutschland-Verkehr normalisieren. Bis 11.00 Uhr am Vormittag hat die deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft bundesweit im Regional- und Fernverkehr zum Warnstreik aufgerufen. Der Zugverkehr in Deutschland steht deshalb seit den frühen Morgenstunden weitgehend still. Die Bahn geht davon aus, dass sie danach im Regional- und S-Bahnverkehr "sehr schnell wieder in den Tritt kommt", wie der Sprecher sagte. "Im Fernverkehr dauert das länger". Ab 13.00 Uhr will die Deutsche Bahn ICE- und Intercity-Züge nach und nach wieder einsetzen. Die Auswirkungen seien noch bis in die Abendstunden hinein deutlich zu spüren. Vom Ausstand betroffen ist laut Online-Mitteilung der Bahn auch der Schienengüterverkehr, an den Rangierbahnhöfen bildeten sich demnach Staus.
In Österreich wurde der Streik unterdessen von ÖBB und Fahrgästen gelassen abgewickelt. Am Innsbrucker Hauptbahnhof herrschte routinemäßiges Treiben. Lautsprecherdurchsagen und gelb hinterlegte Informationen auf den Anzeigetafeln machten auf die wenigen, grenzüberschreitenden Zugausfälle aufmerksam, zeigte sich bei einem Lokalaugenschein der APA. Laut ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair hat der Streik deutlich weniger Auswirkungen als jener vor einigen Wochen.
19 Züge fallen in Salzburg aus
In Salzburg kann im Nahverkehr die S-Bahn nicht wie gewohnt bis Freilassing fahren, in Summe fallen 19 Züge aus. Die ÖBB haben daher zwischen den Bahnhöfen Salzburg-Taxham und Freilassing einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. "Das funktioniert einwandfrei, die Fahrgäste waren schon vorab gut informiert", sagte ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner zur APA. Der Ersatzverkehr wird auch nach dem offiziellen Streikende um 11.00 Uhr noch eine Zeit lang weitergeführt, weil nicht davon auszugehen sei, dass sofort wieder alle Verbindungen fahrplanmäßig funktionieren.
Verkehr soll sich am Nachmittag normalisieren
Insgesamt gehen die ÖBB davon aus, dass sich der Verkehr von und nach Deutschland im Laufe des Nachmittags wieder normalisieren wird. Ab Wien rollen die ersten Züge Richtung Deutschland um 10.28 Uhr (München) bzw. 11.13 Uhr (Nürnberg). Pünktlich um 11 an der Grenze zu stehen wäre nicht hilfreich, da auch die Deutsche Bahn den Verkehr ab Streikende um 11 Uhr erst langsam wieder hochfährt und danach erst schrittweise die Züge wieder übernehmen kann, so ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder zur APA. Alle die Richtung Deutschland reisen wollen, können sich über die Details ihrer Zugverbindung über die Homepage am Laufenden halten.
Auch Streiks an Flughäfen
Abgesehen vom Bahnstreik waren auch Flugverbindungen zwischen Österreich und Deutschland aufgrund eines Streiks an vier deutschen Flughäfen beeinträchtigt. In Wien sind heute 36 von 68 Verbindungen mit diesen Destinationen ausgefallen. Im Detail ist Hamburg mit 9 Ausfällen, Düsseldorf mit 7, Köln mit 10, Stuttgart mit 6 und Mailand mit 4 Ausfällen betroffen. Von insgesamt geplanten 600 Flügen würden damit 36 ausfallen, vergleicht der Flughafen Wien.
Ausfälle am Flughafen Salzburg überschaubar
Auch am Flughafen Salzburg waren die Auswirkungen des Streiks überschaubar. Von den drei deutschen Flughäfen wurde heute nur Düsseldorf angeflogen, die Flüge nach Köln und Hamburg fielen aus. Auch die drei Rückflüge seien annulliert, so Flughafensprecher Alexander Klaus auf APA-Anfrage. Auch in Graz fallen die Flüge von und nach Düsseldorf sowie Stuttgart aus. Die Flughafen Innsbruck und Klagenfurt sind mangels Flügen an die bestreikten Destinationen nicht betroffen.
(Quelle: apa)