Welt

Dritte Runde in KV-Verhandlung der Metaller

Veröffentlicht: 27. Oktober 2015 15:29 Uhr
In der dritten Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) der 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie herrschte zu Gesprächsbeginn überraschend gute Laune. Arbeitnehmer wie Arbeitgeber sprachen von einem konstruktiven Klima, ein Abschluss noch in der Nacht scheint möglich. Im Vorjahr waren vier Gesprächsrunden notwendig.

Zum Start der KV-Gespräche am Montag kamen die Gewerkschaften Pro-GE und GPA den Arbeitgebern des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) bei deren langjährigen Forderungen nach einer Arbeitszeitflexibilisierung entgegen. Darüber könne man reden, das dürfe aber keine Einbahnstraße sein, so die Verhandlungsführer der Arbeitnehmer, Rainer Wimmer (Pro-GE) und Rudolf Wagner (GPA).

Neben einer ordentlichen Lohn- und Gehaltserhöhung fordern die Gewerkschaften die Einführung der Freizeitoption, wie es sie schon bei drei der sechs Metaller-Fachverbände sowie in der Elektro- und Elektronikindustrie gibt. Freizeitoption heißt, dass es bei einem Verzicht auf die KV-Erhöhung mehr Freizeit gibt. Bei einer KV-Erhöhung von zwei Prozent würde das rund fünf Arbeitstagen entsprechen. Eine Verpflichtung des Arbeitnehmers zur Nutzung der Freizeitoption gibt es nicht.

Weiters fordern die Arbeitgeber nach wie vor eine sechste Urlaubswoche für alle nach 25 Jahren Arbeit. Jetzt gibt es diese nur für jene Beschäftigten, die 25 Jahre bei der gleichen Firma gewerkt haben. Außerdem soll der 31. Dezember für alle arbeitsfrei sein - ohne dass er eingearbeitet werden muss oder die Stunden vom Urlaub abgezogen werden. Weiters wollen die Gewerkschaften, dass All-In-Verträge - wie bei deren Einführung angedacht - nur für leitende Mitarbeiter gelten.

In der ersten Verhandlungspause gaben sich Wimmer und Wagner sowie Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden entspannt, aber schweigsam. Im Vorjahr erhielten die Arbeitnehmer 2,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt, der Mindestlohn stieg auf 1.724 Euro.

Am kommenden Freitag, dem 30. Oktober, findet der lange erwartete Arbeitsmarktgipfel von Regierung und Sozialpartner statt. Die Herausforderungen sind gewaltig: Zum 1. Oktober waren 391.417 ohne Job, zum Jahreswechsel hält AMS-Chef Johannes Kopf 500.000 Arbeitslose für möglich. Dazu kommen Zehntausende Flüchtlinge, die in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Derzeit sind rund 19.000 Flüchtlingen arbeitssuchend registriert.

Vergangene Woche gab es gewerkschaftsinterne Kritik an der Verhandlungsführung bei den laufenden KV-Gesprächen. Der Vorarlberger ÖGB-Chef Norbert Loacker bezeichnete es als "unsinnig", zusätzliche freie Tage für Betriebe mit flexibler Arbeitszeit oder die sechste Urlaubswoche für alle zu fordern. Dies sei "unerfüllbar".

Vor einer Überforderung der Betriebe hat im Vorfeld der dritten KV-Runde einmal mehr die Wirtschaftskammer (WKÖ) gewarnt. "Wer zusätzliche Belastungen fordert, wird Arbeitslosigkeit ernten", so Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik in der WKÖ. Die Industriellenvereinigung wiederum warnte davor, dass Österreich das fünfte Jahr der Stagnation bevorstehe.

In Deutschland hingegen geht die Metallergewerkschaft auf Konfrontationskurs mit den Arbeitgebern. Neben den bisher schon bekannten Warnstreiks will die IG Metall ein weiteres Druckmittel einführen, für das noch keine Urabstimmung notwendig ist: den sogenannten Tagesstreik. Anders als bei den meist auf wenige Stunden begrenzten Warnstreiks sollen sie 24 Stunden dauern und die Teilnehmer Streikgeld erhalten.

Laut dem Einkommensbericht der OECD von Mitte September des heurigen Jahres sanken die Einkommen der Österreicher seit 2007 - und das gegen den OECD-Trend. Während das Pro-Kopf-Einkommen in den Industrieländern vom ersten Quartal 2007 bis Anfang 2015 um 8,1 Prozent zulegte - in Deutschland um 6,7 Prozent -, ging es in Österreich um 2,2 Prozent zurück.

(Quelle: salzburg24)

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