Der Osten der einstigen Wirtschaftsmetropole Aleppo steht seit 2012 unter Kontrolle der Rebellen, der Westen wird von der Führung in Damaskus gehalten. Den Rest der gleichnamigen Provinz im Norden des Landes kontrollieren unzählige bewaffnete Gruppen - neben dem Militär und verschiedenen Rebellenbewegungen auch Jihadisten von Al-Kaida und der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) sowie kurdische Milizen.
Aus dem Umfeld der syrischen Führung verlautete, die Armee bereite eine Offensive auf Aleppo vor, die schon "in den kommenden Tagen" beginnen könne. Ziel sei es, die Stadt einzukreisen und eine Sicherheitszone zu errichten und so die Rebellen zu vertreiben, sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Seit Tagen verstärken Regierungstruppen wie auch Aufständische ihre Angriffe in und um Aleppo. Allein in der Nacht auf Donnerstag wurden nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten 30 Menschen bei Angriffen der Regierungstruppen auf ein Krankenhaus und einen Wohnkomplex im Viertel Sukkari getötet.
Unter den Toten waren auch der letzte in den Rebellenvierteln praktizierende Kinderarzt sowie ein Zahnarzt und drei Krankenschwestern. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die das Krankenhaus unterstützt, sprach von einer "abscheulichen" Tat.
Stunden später kamen bei Angriffen in beiden Teilen der umkämpften Stadt mehr als 50 Menschen um, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Laut dem Internationalen Roten Kreuz steht Aleppo vor einer "humanitären Katastrophe".
Weiter nördlich in der Provinz lieferten sich kurdische Rebellen heftige Gefechte mit islamistischen Aufständischen, bei denen auf beiden Seiten 64 Kämpfer getötet wurden, wie die Beobachtungsstelle weiter berichtete. Die in London ansässige Organisation ist in Syrien gut vernetzt, von unabhängiger Seite lassen sich ihre Angaben aber nur schwer überprüfen.
Eigentlich gilt seit Ende Februar eine Feuerpause zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Von ihr ausgenommen sind Angriffe auf islamistische Extremisten. Trotz wiederholter Verletzungen hielt die Waffenruhe bisher, doch droht sie nun zu scheitern. Der UNO-Sondergesandte Staffan de Mistura forderte in der Nacht zum Donnerstag in Genf, die Waffenruhe "dringend wiederzubeleben", bevor im Mai die nächste Runde der Friedensgespräche beginne. Washington und Moskau müssten mit einer neuen Initiative auf höchster Ebene für ihre Einhaltung sorgen.
Einen genauen Termin für die Fortsetzung der Genfer Gespräche wolle er erst festlegen, wenn die Waffenruhe wieder eingehalten werde, sagte de Mistura. Die Friedensgespräche zwischen der Regierung von Präsident Bashar al-Assad und der Opposition waren angesichts der erneuten Kämpfe ins Stocken geraten.
Der UNO-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien rief am Donnerstag ebenfalls dazu auf, dem Leiden der Menschen in Syrien ein Ende zu setzen. "Wir sollten uns alle dafür schämen, was unter unseren Augen geschieht", sagte O'Brien bei einem Treffen des UNO-Sicherheitsrats zur humanitären Krise in dem Bürgerkriegsland.
(Quelle: salzburg24)