Erdogan betonte in einem Interview mit dem Sender "France 24", "keine Spannungen mit Russland" zu wollen und rief alle Beteiligten dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren. Zugleich warf der türkische Präsident Russland erneut vor, in Syrien gegen die gemäßigte Opposition und nicht gegen die Terrormiliz IS vorzugehen. Vielmehr bombardiere Russland die in der Grenzregion lebende Minderheit der Turkmenen. Die Türkei versteht sich als Schutzmacht der Turkmenen in Syrien und hatte das Vorgehen gegen die Minderheit mehrfach kritisiert.
Russland führt indes wieder die Visumspflicht für türkische Staatsbürger ein. Die derzeitige Regelung, wonach Türken ohne Visum nach Russland einreisen dürfen, werde zum 1. Jänner abgeschafft, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag in Moskau bei einer Pressekonferenz mit seinem syrischen Kollegen Walid al-Muallim.
Seit dem Abschuss der russischen Maschine am Dienstag an der syrisch-türkischen Grenze haben sich die Spannungen zwischen Moskau und Ankara erheblich verschärft. Zwar schloss Russland eine militärische Reaktion auf den Abschuss aus, doch will es wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei verhängen.
Russland wies indes die Darstellung der Türkei mit Nachdruck zurück, der russische Kampfflieger sei vor dem Abschuss im türkisch-syrischen Grenzgebiet mehrfach gewarnt worden. Die Su-24-Maschine habe weder eine Warnung von dem türkischen F-16-Jäger noch von einer Bodenstation erhalten, sagte Luftwaffenchef Viktor Bondarjow. Nach Darstellung aus Ankara war der russische Kampfbomber am Dienstag in den türkischen Luftraum eingedrungen und mehrfach gewarnt worden, bevor er abgeschossen wurde.
Bondarjow bekräftigte den Vorwurf, das türkische Militär habe aus einem Hinterhalt heraus gehandelt. Die Auswertung syrischer Flugdaten habe ergeben, dass zwei türkische F-16-Flugzeuge in der Absturzregion 1 Stunde und 15 Minuten lang in der Luft waren. "Das spricht für eine geplante Aktion", sagte er Agentur Interfax zufolge.
Er beschuldigte zudem erstmals den türkischen F-16-Jet, 40 Sekunden lang etwa 2 Kilometer tief in syrischen Luftraum eingedrungen zu sein. Das russische Kampfflugzeug habe den syrischen Luftraum hingegen nicht verlassen, meinte Bondarjow. Daten westlicher Behörden zufolge soll das russische Flugzeug zumindest einige Sekunden lang im türkischen Hoheitsgebiet gewesen sein.
(Quelle: salzburg24)