Welt

Erstmals seit 2010 Homosexuellen-Parade in Belgrad

Veröffentlicht: 28. September 2014 13:47 Uhr
Unter starken Sicherheitsmaßnahmen ist am Sonntag in Belgrad erstmals seit 2010 wieder eine Homosexuellen-Parade abgehalten worden. Am kurzen Marsch vom Gebäude der serbischen Regierung bis zum Parlament wenige hundert Meter entfernt nahmen Medien zufolge etwa 1.500 Menschen teil, darunter mehrere Regierungsmitglieder, Politiker, Menschenrechtsaktivsten sowie westliche Diplomaten.

Bei der ersten und zugleich bisher letzten Regenbogenparade in Belgrad im Herbst vor vier Jahren kam es zu heftigen Krawallen. Gegner des Marsches griffen damals die Teilnehmer an. In den darauf folgenden Jahren wurde die Veranstaltung immer kurzfristig aus Sicherheitsgründen verboten. Voriges Jahr wurde sie lediglich mitten in der Nacht vor dem eigentlich geplanten Termin abgehalten.

Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic blieb der Parade fern. Dies sei sein Recht, erläuterte Vucic. Die Teilnehmer an der Kundgebung dürften aber keineswegs gefährdet werden, betonte der Regierungschef erneut am Sonntagvormittag.

Der Parade für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuelle und Transgenderpersonen (LGBT) schloss sich allerdings der Belgrader Bürgermeister Sinisa Mali, einer der engsten Vertrauten des Ministerpräsidenten, an. Gesichtet wurden auch mindestens vier Minister und etliche Parlamentarier. Belgrad habe gezeigt, sich das Anderssein zu würdigen, zeigte sich Oppositionspolitiker Borko Stefanovic zufrieden. Als ein gutes Signal dafür, dass in Serbien Menschenrechte geachtet werden, wertete auch Tanja Miscevic, Leiterin des serbischen Regierungsbüros für EU-Integration, die Parade, der sie sich angeschlossen hatte.

Für die Sicherheit der Teilnehmer sorgten Medienberichten zufolge rund 7.000 Ordnungshüter. Das Stadtzentrum hatte die Polizei schon in den frühen Morgenstunden praktisch abgeriegelt. Kurz vor dem Beginn des Umzugs wurden Medienberichten zufolge mehrere Personen - eine von ihnen soll ein Gewehr bei sich gehabt haben - festgenommen.

Anhänger der nationalistischen Organisation Dveri (Tor) hatten am Samstagabend im Zentrum von Belgrad stundenlang gegen die Parade demonstriert. Für Sonntagnachmittag haben sie zu einem "Familienmarsch" aufgerufen. Er soll vor der serbisch-orthodoxen Domkirche beginnen. Die Kirchenführung hatte sich vor Tagen gegen die Homosexuellen-Parade ausgesprochen. Eine Gruppe von Paradengegnern marschierte schon zu Mittag, sie konnte aber nicht zu der Pride-Parade vordringen.

Die Justizbehörden hatten vor der Schwulenparade Eilverfahren bei Gefährdung der öffentlichen Ordnung angekündigt. Alle Belgrader Krankenhäuser hatten für den Bedarfsfall bei Krawallen Notdienste eingeführt.

Anfang Oktober bringt die EU-Kommission einen Fortschrittsbericht über den Beitrittskandidaten Serbien heraus. Probleme bei der Regenbogenparade hätten sich dort nicht gut gemacht. Serbischen Medienberichten zufolge dürfte der Bericht im Großen und Ganzen positiv ausfallen.

(Quelle: salzburg24)

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