Bei einer Videokonferenz der elf Staaten, die am Sonntag bei dem Sondergipfel zur Flüchtlingskrise auf der Balkanroute teilnahmen, sollen am heutigen Donnerstagnachmittag "konkrete Maßnahmen" zur raschen Umsetzung des 17-Punkte-Plans besprochen werden, sagte der Sprecher. Vor allem die Verpflichtung, 50.000 Aufnahmeplätze für Flüchtlinge entlang der Westbalkanroute zu schaffen, müsse unverzüglich umgesetzt werden. Es sei "keine Zeit für Verzögerungen, keine Zeit für Bürokratie. Jetzt ist es Zeit zum Handeln."
Mehr als 100.000 Flüchtlinge sind innerhalb von knapp zwei Wochen über die Balkanroute nach Slowenien gekommen. Am heutigen Donnerstag kamen bereits mehr als 5.300 Menschen mit Zügen aus Kroatien an, am gestrigen Mittwoch waren es fast 10.000 gewesen, wie die aktuellen Zahlen der Polizei zeigen. 9.850 reisten demnach nach Österreich weiter.
In den slowenischen Aufnahmezentren und Unterkünften wurden am Donnerstag in der Früh (Stand um 6.00 Uhr) mehr als 11.500 Flüchtlinge untergebracht. Rund 3.500 befanden sich in den Aufnahmelagern an der Grenze zu Kroatien. Das war deutlich weniger als in den vergangenen Tagen, bevor Kroatien und Slowenien die Zugtransporte für die Flüchtlinge vereinbart haben.
In der Nähe der österreichischen Grenze wurden am Morgen knapp 5.500 Flüchtlinge untergebracht, davon fast 4.300 im Zeltlager in Sentilj unmittelbar vor Spielfeld in der Steiermark. Rund 1.200 verbrachten die Nacht in der Unterkunft in Gornja Radgona, von wo sie ihren Weg nach Bad Radkersburg fortsetzen.
Von den insgesamt 102.760 Flüchtlingen, die in den vergangenen 13 Tagen nach Slowenien kamen, haben rund 73.560 das Land in Richtung Österreich wieder verlassen, so die offizielle Statistik. Die Zahlen sind allerdings unvollständig, weil die slowenischen Behörden keine Zahlen für die ersten drei Tage der Flüchtlingswelle haben. Am gestrigen Mittwoch kamen insgesamt 9.850 nach Österreich - so viele trafen an diesem Tag in Slowenien auch ein.
Unterdessen verzögert sich in Slowenien die geplante Zuteilung von größeren Kompetenzen an die slowenische Armee, die das Parlament zur Bewältigung der Flüchtlingskrise beschlossen hat. Eine Referendumsinitiative des Studentensenders (Radio Student) aus Ljubljana hat das Inkrafttreten einer Gesetzesnovelle verhindert, die der Armee größere Befugnisse gibt. Der Radiosender will mit dem angestrebten Referendum eine "Militarisierung" Sloweniens verhindern.
Schon jetzt sind rund 650 slowenische Soldaten wegen der Flüchtlingskrise im Einsatz. Das ist fast ein Zehntel der gesamten slowenischen Berufsarmee, die 7.000 aktive Soldaten und Soldatinnen zählt. Zu den Streitkräften zählen außerdem knapp 1.000 Reservisten.
Die Zahl der neuangekommenen Flüchtlinge im südserbischen Presevo hat sich Donnerstag früh erneut erhöht. Nach Angaben des städtischen Roten Kreuzes waren in der Nacht etwa 3.000 Personen angekommen.
Die serbischen Behörden haben frühere Medienberichte über den geplanten Umbau aufgelassener Kasernen in Aufnahmezentren für Flüchtlinge zum Teil bestätigt. Derzeit würde es sich um eine Kaserne handeln, hieß es. Die Tageszeitung "Blic" berichtete am Donnerstag, dass für die Unterkunft von Flüchtlingen in den Wintermonaten zunächst eine Kaserne in Ruma, etwa 65 Kilometer westlich von Belgrad, adaptiert werden soll. Premier Aleksandar Vucic erklärte unterdessen, dass der Umbau von Kasernen in Aufnahmezentren seine Idee gewesen sei.
Im Aufnahmezentrum in Belgrad kommen unterdessen täglich etwa 100 Flüchtlinge an, die meisten bleiben nur eine Nacht, um die Reise Richtung Kroatien fortzusetzen, hieß es im Zentrum.
(Quelle: salzburg24)