Reaktion auf Kostenexplosion

EU-Kommission will Preis an Gasbörse TTF deckeln

Gas ist in Hallein ausgetreten (SYMBOLBILD).
Veröffentlicht: 22. November 2022 17:09 Uhr
Die EU will einen Preisdeckel für die Großhandelsplattform TTF einführen. Währenddessen droht Gazprom mit einer weiteren Drosselung der Gas-Lieferung durch die Ukraine.
SALZBURG24 (jp)

Der Gaspreis an der Großhandelsplattform TTF soll für bestimmte Verträge künftig gedeckelt werden. Am Dienstag schlug die Europäische Kommission einen Maximalpreis für Gas vor, das einen Monat im Voraus gehandelt wird. Der Deckel würde automatisch greifen, wenn dieser Preis zwei Wochen lang 275 Euro pro Megawattstunde übersteigt und gleichzeitig mindestens 58 Euro höher ist, als die Preise am Weltmarkt für Flüssiggas (LNG), wie EU-Energiekommissarin Kadri Simson mitteilte.

Gas-Engpässe sollen vermieden werden

Um Engpässe bei der Versorgung zu vermeiden, soll der Preisdeckel regelmäßig überprüft und jederzeit außer Kraft gesetzt werden können. Der Mechanismus könnte der Kommission zufolge Preisspitzen vorübergehend eindämmen und so die Märkte beruhigen, da viele europäische Lieferverträge an den TTF-Preis gekoppelt sind. Der Deckel ist demnach aber kein Instrument, um die Preise dauerhaft zu senken. Anders als die Gaspreisbremse der Bundesregierung gilt der Deckel für Großkunden, die am TTF einkaufen, und nicht für Endverbraucher.

Gaspreis auf Rekordhoch

Hintergrund des Vorschlags ist der starke Anstieg der Gaspreise angesichts der drastischen Kürzung russischer Gaslieferungen. So erreichte der aktuelle Gaspreis am TTF im August einen Rekordwert von ungefähr 350 Euro pro Megawattstunde. Seitdem ist er stetig gesunken auf rund 116 Euro pro Megawattstunde - immer noch ein Vielfaches im Vergleich zu vergangenem Jahr.

Gas könnte dem Vorschlag zufolge zudem weiterhin frei außerhalb des TTF gehandelt werden und der sogenannte Spotpreis für Gas wäre nicht betroffen. Am Spotmarkt kaufen und verkaufen Anbieter kurzfristig Mengen, um etwa die Versorgung des nächsten Tages abzusichern. Die EU-Kommission schlägt auch vor, das EU-Gaseinsparziel von 15 Prozent verpflichtend zu machen. So soll verhindert werden, dass der Gasverbrauch steigt. Die EU-Staaten müssen dem Vorschlag noch zustimmen.

Gazprom droht mit Drosselung der Gas-Lieferung

Der russische Energieriese Gazprom hat der Ukraine vorgeworfen, beim Transit durch ihr Staatsgebiet angeblich einen Teil des Gases einzubehalten - und deshalb mit einer Drosselung der ohnehin schon reduzierten Lieferungen gedroht. Die Ukraine habe bisher bereits 52,5 Millionen Kubikmeter russisches Gas nicht weitergeleitet, das eigentlich für die Nachbarrepublik Moldau bestimmt gewesen sei, teilte Gazprom am Dienstag mit.

Sollte sich daran nichts ändern, werde der Transit, von dem auch EU-Länder profitieren, ab kommendem Montag um die täglich einbehaltene Menge gekürzt. Ein konkretes Volumen nannte Gazprom nicht.

Kiew äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen, hatte in der Vergangenheit aber stets betont, seine vertraglichen Verpflichtungen einzuhalten. Trotz des laufenden russischen Angriffskrieges hat die Ukraine seit dem 24. Februar rund 15,6 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas in Richtung Westen transportiert - davon nach eigenen Angaben mehr als zehn Prozent nach Moldau.

Kiew und Moskau im Disput

Im Mai allerdings wurde der Erdgastransit über das von Russland besetzte Gebiet Luhansk eingestellt. Kiew und Moskau warfen sich gegenseitig vor, dafür verantwortlich zu sein. Statt der möglichen Maximalmenge von 109 Millionen Kubikmetern fließen nun täglich nur noch etwas mehr als 40 Millionen Kubikmeter von Russland in die Ukraine und weiter nach Westen.

Das zwischen Rumänien und der Ukraine liegende Moldau mit seinen rund 2,6 Millionen Einwohnern wiederum ist eines der ärmsten Länder Europas. Anfang Oktober hatte Gazprom die Lieferungen an Moldau gedrosselt und den Schritt bereits damals mit angeblich durch die Ukraine verursachten Transitproblemen begründet. Die proeuropäische Führung unter Präsidentin Maia Sandu hingegen macht Moskau für den Gas-Engpass verantwortlich und spricht von "politischer Erpressung". Moldau wurde im Juni wie die Ukraine zum EU-Beitrittskandidaten erklärt.

(Quelle: salzburg24)

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